Berlin. Die Schauspielerin spricht über Geschlechterrollen, warum sie keine Barbie hatte und mit welchem Promi sie oft verwechselt wurde.
Mit der ZDF-Reihe „Kommissarin Heller“ wurde Lisa Wagner bundesweit bekannt. Doch die 44-Jährige hat den Krimi-Horizont aktuell hinter sich gelassen. Mit der Serie „Die Wespe“ (neue Staffel ab 2. Dezember um 20:15 Uhr auf Sky One und auf Abruf) über einen verkrachten Dart-Champion hat sie eine neue Fangemeinde gewonnen. Den Charme und Witz, den sie darin beweist, zeigt sie auch im Interview. Wagner spricht über das Verhältnis der Geschlechter, ihre traumatischen Erfahrungen mit Frauenmagazinen und gescheiterte Flohmarkt-Käufe.
In der dritten Staffel der „Wespe“ ist Ihre Figur nicht so stark vertreten...
Lisa Wagner: Ja, leider! Es fühlte sich an, als gäbe es eine dicke Party, und ich musste um zehn nach Hause (lacht). Aber es hätte im Kontext der neuen Geschichte auch nicht Sinn gemacht, meine Rolle auszubauen.
Langsam scheinen aber die älteren weißen Männer, die im Zentrum von „Die Wespe“ stehen, zumindest als Filmfiguren auf dem Rückzug.
Wagner: Das wird noch ein paar Jahre dauern. Aber ich liebe die Männerfiguren in der Serie und will die auch weiterhin sehen! Gerade Florians Figur, wie er Arsch auf Eimer sitzt. Das will niemand verpassen. Es wäre eine Sünde!
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Lisa Wagner: „Die Männer sind die Deppen für die Komik“
Was müsste sich denn bei den Frauenrollen ändern?
Wagner: Es gibt den Begriff der Hochstatuskomik und der Niederstatuskomik. Letzteres haben wir bei den Männern sehr oft, auch bei „Die Wespe“. Aber solche Rollen gibt es bei Frauen sehr selten. Wir dürfen oft den Sex-Part übernehmen und die Männer sind die Deppen für die Komik. Ich fände es super, wenn sich das einmal umdrehen würde.
Vielleicht liegt das auch daran, dass Männer schlichter als Frauen gestrickt sind?
Wagner: Manchmal habe ich das Gefühl, die Männer behaupten das gerne von sich selbst, weil sie dann fein raus sind. Aber vielleicht sollten die Frauen einfacher in ihrer Kommunikation werden und sagen: „Jetzt geht es nach links und dann nach rechts.“ Und die Männer könnten sagen: „Wir müssen vielleicht nochmal darüber reden. Es belastet mich, wenn du das zu mir sagst.“
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Wie läuft das bei Ihnen privat ab?
Wagner: Das ist situationsabhängig. In jeder Beziehung, die eine gute Basis hat, wechselt sich das ab. Das Beste ist, wenn man sich schwach fühlt und dem anderen sagen kann: „Du musst jetzt mal übernehmen.“
Schauspielerin Wagner: Das hält sie von geschlechtsneutraler Erziehung
Sie scheinen das klassische Rollenverhalten bei Ihrer Tochter fördern zu wollen. In unserem letzten Gespräch meinten Sie, Sie würden Ihr ein Puppenhaus schenken wollen.
Wagner: Das kam nicht so wahnsinnig gut an. Sie ist fünf, und bis jetzt hat sie es noch nicht so doll mit Puppen und Puppenhäusern.
Vielleicht wäre das traditionelle Jungen-Spielzeug besser geeignet.
Wagner: Ich biete beides an und versuche, weder das eine noch das andere zu forcieren. Es hängt auch davon ab, was die Kinder spielen, mit denen sie zusammen ist.
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Wagner: „Rokoko-Perücken stehen mir besser als modische Frisuren“
Wie war das bei Ihnen?
Wagner: Meine Mutter war eher linksintellektuell-feministisch geprägt. So hatte ich auch mal ein Holzgewehr, weil mein Bruder eines hatte. Und mit Barbie durfte ich nicht spielen.
Aber ihre Tochter dürfte das schon? Oder schafft das ein falsches Image von Weiblichkeit?
Wagner: Ich glaube nicht, dass es schadet, mit Barbie zu spielen. Viel schlimmer ist es, wenn man überall mit diesen photogeshoppten Bildern konfrontiert wird. Sie bilden eine völlig unrealistische Welt ab, und das ist vor allem für junge Menschen fatal.
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Lassen Sie sich von solchen Bildern beeindrucken?
Wagner: Einerseits bin ich wahnsinnig uneitel. Ich gehe immer ungeschminkt raus, weil mir der Aufwand, den ich betreiben müsste, um auch nur ansatzweise in einer solchen Liga mitspielen zu können, zu hoch wäre. Andererseits wäre ich sehr verlogen, wenn ich sagen würde: „Ich will nicht lieber schöner aussehen als hässlich.“ Vielleicht wäre es für mich vor 280 Jahren besser gewesen. Rokoko-Perücken stehen mir nun mal besser als modische Frisuren. Ich kann mich aber nicht beschweren. Nur wenn ich eine Zeitschrift durchblättere und ein 1,80-Meter-Model sehe, dann denke ich mir: „Mist, ist dir halt nicht in die Wiege gelegt.“
„Die Wespe“-Schauspielerin liebt es, auf Flohmärkte zu gehen
Es gibt den Spruch ‚Wahre Schönheit kommt von innen‘.
Wagner: Aber manche Schönheit kommt auch von außen. Die Vorstellung, dass man einen Raum betritt und alle Leute liegen einem nur wegen des Aussehens zu Füßen, hat schon was Tolles.
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Liegen Ihnen die Leute nicht zu Füßen?
Wagner: Das Gefühl habe ich nicht. Aber ich will mich wiederum nicht beklagen. Wenn man als Schauspieler das Glück hat, gelobt zu werden, ist das wie ein Sechser im Lotto. Ich kenne viele irrsinnig talentierte Kollegen, bei denen es nicht läuft. Mir dagegen passiert es, dass Leute mit mir reden, die mich nicht kennen. Dann kommen sie zehn Minuten später zurück, nachdem sie mich gegoogelt haben, und sind viel netter zu mir. Das hat schon was!
Sie meinten einmal, Sie würden leidenschaftlich gerne auf dem Flohmarkt einkaufen. Hilft da Ihr Bekanntheitsgrad?
Wagner: Da erkennt mich kein Schwein. Höchstens, wenn ich meinen Mund aufmache. Man hat mich aber auch schon ein paarmal für Maria Simon gehalten, und dann habe ich in ihrem Namen ein Autogramm gegeben.
Was war denn Ihr letztes Schnäppchen?
Wagner: Ich habe für fünf Euro eine wunderbare 50er-Jahre-Lampe mit strahlförmigen Milchglasschirmen gekauft und sie ganz sorgsam nach Hause gebracht. Kaum komme ich bei der Tür herein, reißt die erste Leuchte ab. So habe ich das ganze Ding in den Müll gefeuert.