Berlin. Im Interview offenbart die Schauspielerin, wie gerne sie im Auto flucht und warum sie Konflikte in der Familie mit Humor entschärft.
Von 2019 bis 2021 lieferte sich Annette Frier in der Serie "Merz gegen Merz" einen komödiantischen Ehekrieg mit ihrem Schauspielpartner Christoph Maria Herbst. Am 28. September (um 20.15 Uhr im ZDF) gibt es mit dem TV-Movie "Merz gegen Merz – Hochzeiten" einen filmischen Nachschlag. Im Gespräch mit der 49-Jährigen stellt sich heraus, dass auch in ihrem Familienleben der Humor eine entscheidende Rolle spielt. Doch so sehr ihr Talent zu Komik und Selbstironie auch immer wieder aufblitzen, vergisst sie auch nicht die ernsteren Seiten des Lebens.
Im Film sagen Sie "Ich bin aber noch nicht alt genug, um älter zu werden...". Können Sie diesen Satz unterschreiben?
Annette Frier: Über diese Szene haben wir viel gesprochen. Das ist ein Mini-Monolog über Annes Midlife-Crisis. Von Mitte 40 bis Ende 50 ist man so mittelalt. Man möchte nicht sagen, ich bin schon so alt. Schließlich macht man das Ganze ja noch 30 Jahre, wenn man Glück hat. Endlich sind Wechseljahre bei der Frau kein Tabu mehr. Und der Satz "Ich bin aber noch nicht alt genug, um älter zu werden," ist ein schönes Resümee.
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Schauspielerin Annette Frier: "Was mache ich mit meinem Leben?"
Aber was für ein Lebensgefühl ist damit konkret verbunden?
Annette Frier: Vor der Stirn meiner Kinder steht zur Zeit der Satz: "Wegen Umbau geschlossen." Und den kann ich ab und zu auch auf mich anwenden. Vermutlich die Hormone. Psychologisch gesehen stelle ich mir die Frage: Was mache ich mit meinem Leben? Wer bin ich denn eigentlich?
Wie lautet die Antwort?
Annette Frier: Ich bin heute nicht die, die ich gestern war und morgen werde ich auch schon wieder jemand anders sein. Ich kann nur einen Unterschied zu der Lebensphase, aus der ich gerade hinüberwechsle, feststellen. In dieser letzten Phase war die Überschrift ‚Sicherheit‘. Denn das habe ich als meine Aufgabe gesehen. Ich musste meine Kinder beschützen, dass sie erstmal in eine gute Welt kommen, wo für alles gesorgt ist. Jetzt wird das Nest so langsam verlassen und damit geht man automatisch in den Risikobereich. Das heißt, ich sollte Veränderungen begrüßen und sie nicht mehr als Bedrohung empfinden.
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Was könnte sich bei Ihnen wandeln?
Annette Frier: Wir haben die letzten 15 Jahre am gleichen Ort gelebt. Wenn die Kinder aus dem Haus sind, gibt es eigentlich keinen Grund, einen Ortswechsel zu machen. Ich bin gerne mobil.
Annette Frier: Ihre Ausraster bringen sie in Schwierigkeiten
Gibt es sonst noch besondere Charaktereigenschaften bei Ihnen?
Annette Frier: Ich bin ein extrem impulsiver und sehr gefühlsbetonter Mensch. Dinge zu analysieren und eine Nacht darüber zu schlafen, fällt mir tendenziell schwer.
Geraten Sie durch Ihre Impulsivität auch mal in Schwierigkeiten?
Annette Frier: Permanent. Ich kann mich extrem über Dinge aufregen. Beispielsweise im Auto. Unmöglich, dort nicht zu fluchen! Ich vermute, das hat damit zu tun, dass man ab 50 Kilometer pro Stunde Todesangst hat. In einer brenzligen Situation greifen alle zu ihren Waffen. Dann wird der andere weggebrüllt.
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Und Sie können sich wirklich nicht beruhigen?
Annette Frier: Doch, es wird besser. Man merkt ja‚ du kannst dich zwar wahnsinnig aufregen, aber vielleicht musst du das gar nicht. Bist du jetzt wirklich in einer Krise, in der es um Leben und Tod geht?‘ Und meistens lautet die Antwort: ‚Nein‘.
Sollte man Sie also an das Steuer eines Porsche lassen?
Annette Frier: Warum nicht? Ich bin ein impulsiver Mensch, aber keine impulsive Autofahrerin. Das kann ich professionell trennen.
Ist Ihr Mann eigentlich ähnlich gepolt wie Sie?
Annette Frier: Nein, der ist ganz anders. Wäre auch schlimm, wenn das Gegenüber genau so ist wie man selbst. Man hat ja schon mit sich genug zu tun.
Komiker entwickeln "aus Not und Selbstschutz" Humor
In "Merz gegen Merz" geraten Sie ja mit Ihrem Ex-Mann ständig aneinander. Wie entschärfen Sie Konflikte in Ihrem eigenen Familienleben?
Annette Frier: Eine originelle Idee ist, den anderen zu überraschen. Beispiel: Wenn ich meinen Mann nach einem Streit auf der Treppe wiedersehe, rechnet er damit, dass ich mit einem beleidigten Gesicht an ihm vorbeigehe. Aber wenn ich ihn jetzt erschrecke, kann das dazu führen, dass die Sache aus dem Weg geräumt ist. Weil er lachen muss. Es gibt nicht nur: "Entschuldigung, tut mir leid." Denn eine oft wiederholte Entschuldigung verbraucht sich.
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Und Sie setzen auf die Waffe des Humors?
Annette Frier: Genau. Viele Komiker sagen, dass sie das aus Not und Selbstschutz entwickelt haben. Neben Bewusstseinserweiterung, Gelassenheit und all den üblichen Dingen, die man im Yogakurs lernt, hilft unbedingt Humor. Aber Vorsicht! Ein auswendig gelernter Witz bringt es meistens nicht. Wie schon gesagt, liegt Humor meist in der Überraschung. Bei mir zuhause wird viel gelacht und es wird auch viel gestritten.
Im Film fällt auch der Satz: "Das Leben ist zu schwer, als dass man es alleine leben kann." Können Sie den unterschreiben?
Annette Frier: Der ist zu 200 Prozent wahr. Für die meisten Leute ist es offensichtlich das Schwerste, um Hilfe zu bitten. Viele melden sich erst, wenn es zu spät ist oder wenn sie schon wieder aus der Krise heraus sind. Das wäre mein Appell, aus dem ich fast einen Besinnungsaufsatz machen könnte: Wir müssen um Hilfe bitten, wenn wir sie brauchen.