Berlin. Lehrer berichten darüber, das Internet ist voll davon: Männer teilen frauenfeindliche Gedanken über ihre Beziehung. Was soll das?
Männer tauschen sich derzeit auf X, früher Twitter, darüber aus, wann sie angefangen haben, ihre Freundin zu hassen. Und nicht nur auf X, auch auf TikTok und Instagram häufen sich derzeit die Zahl an frauenfeindlichen Äußerungen. Frauenhass scheint zumindest bei einem Teil der Bevölkerung wieder in Mode zu sein.
Männer klagen über unglückliche Beziehungen
Losgetreten wurde der Trend durch einen Post des Nutzers Luu am 2. Oktober 2023 auf X: "That phase where you slowly start hating your girlfriend is crazy". Auf Deutsch: "Die Phase, in der du langsam anfängst, deine Freundin zu hassen, ist verrückt". Mittlerweile wurde der Tweet mehr als 100 Millionen Mal gelesen und hat in den Kommentaren mehrere tausend Nutzerinnen und Nutzer zu einer Diskussion angeregt. Viele dieser Nutzer waren Männer, die unter dem Tweet ihre eigenen Erfahrungen mit Freundinnen schilderten, die ihnen auf die Nerven gingen.
"Wenn das Problem fragt, was das Problem ist", schrieb zum Beispiel ein Nutzer. "Wenn sie "Hallo" sagt und dir einfach schlecht wird", ergänzt ein anderer. In teils öffentlichen Profilen, teils unter Klarnamen lassen die Nutzer ihren Unmut über Frauen freien Lauf. Von einer Trennung ist allerdings nicht die Rede. In den Posts beschreiben die Internetnutzer, mit welchen subtilen Methoden sie ihre Partnerin dazu bringen wollen, mit ihnen Schluss zu machen. "Wenn du ständig absichtlich Fehler machst, damit sie mit dir Schluss macht und sie dir trotzdem verzeiht", heißt es in einem Post von Luu mit über 38.000 Likes.
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Liegt Frauenfeindlichkeit wirklich im Trend?
Nicht zuletzt durch Influencer wie Andrew Tate oder Nick Fuentes, die frauenfeindliche Äußerungen ins Netz gestellt haben, ist Frauenfeindlichkeit in Mode gekommen. Vor allem unter Jugendlichen ist der "Frauenhass" weit verbreitet. So berichten mehrere Lehrer auf der Plattform "Reddit", dass sich frauenverachtende und sexistische Äußerungen unter Schülern häufen. Hinter dieser Entwicklung steht die "Incel"-Ideologie, die seit Jahren junge Männer zu Gewalttaten animiert.
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Antifeminismus: Was steckt hinter Incels?
Incel-Foren im Internet sind Echokammern frauenfeindlicher und allgemein menschenverachtender, destruktiver Äußerungen und Gewaltfantasien. Statt Unterstützung und Hilfe sind in diesen Foren gegenseitige Demütigung und Ermutigung zum Selbstmord an der Tagesordnung. Und überall entlädt sich der Hass gegen Frauen.
Der Hass basiert vor allem auf der Annahme, dass Männer Opfer von Lookismus seien, also aufgrund ihres Aussehens diskriminiert würden. Dies führe zu einem Ungleichgewicht bei der Partnerwahl. So habe man sich früher Partner mit ähnlichem "Attraktivitätsniveau" ausgesucht. Heute sei dies nicht mehr der Fall und die "Incels" fielen zurück – so die Annahme.
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Wachsende Gefahr für Frauen: "Incel"-Szene gewinnt an Bedeutung
Die Hetze gegen Frauen macht sich zunehmend auch außerhalb des Internets bemerkbar. Neben dem Amoklauf in Hamburg Anfang des Jahres oder dem Anschlag in Halle 2019 gibt es weitere Gewalttaten, die der "Incel"-Szene zugeordnet werden können. Das BKA warnt, dass die "Incel" -Bewegung in Deutschland "extremer" geworden sei, sich "politisch radikalisiert" habe und häufig Überschneidungen zum Rechtsextremismus aufweise. In Nordamerika werden "Incels" inzwischen sogar als eine Gefahr für die innere Sicherheit angesehen.