Eine legendäre Hafenstadt ging in der Antike im Mittelmeer unter. Archäologen fanden nun Stücke aus der Schatzkammer ihres Tempels.
- Archäologen haben spektakuläre Funde in der untergegangenen Stadt Thonis-Herakleion vor der Küste Ägyptens gemacht
- Mit Hilfe hochmoderner geophysikalischer Technologien konnten die Forscher empfindliche Gegenstände bergen
- Die Entdeckungen werfen ein Licht auf den regen Handel zwischen der antiken ägyptischen und griechischen Zivilisation
Fast hätten die vielen Katastrophen die Stadt aus dem Gedächtnis der Menschheit gelöscht. Thonis-Herakleion war in der Antike das bedeutendste Handelszentrum Ägyptens. In dem dortigen Amun-Tempel empfingen die ägyptischen Pharaonen ihre Macht als Herrscher von den Göttern. Doch durch eine Reihe von Seebeben und Flutwellen versank Thonis-Herakleion im Mittelmeer. Wie Atlantis wurde die Stadt zur Legende.
Erst im Jahr 2000 entdeckte sie der französische Unterwasserarchäologe Franck Goddio 6,5 Kilometer vor der heutigen Küste in der Bucht von Abukir wieder. Hier liegen die Überreste Thonis-Herakleion fast vollständig konserviert 10 Meter unter der Wasseroberfläche. Seit der Sensation heben Goddio und sein von ihm gegründetes Europäisches Institut für Unterwasserarchäologie (IEASM) Jahr für Jahr einmalige Schätze aus der versunkenen Stadt. Auch jetzt gelang ihnen wieder eine Reihe spektakulärer Funde in den Unterwasserruinen.
Aus den Trümmern des Amun-Tempels bargen die Archäologen Goldschmuck, rituelle Silberinstrumente sowie wertvolle Alabasterbehälter, die Parfums oder Salben enthielten. Einem Statement zufolge zeugen diese von dem Reichtum des heiligen Tempels und von dem starken Glauben der ehemaligen Bewohner der Hafenstadt. Die Funde stammen aus der Schatzkammer des Tempels, der bei einem Erdbeben Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. zerstört wurde.
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Archäologen finden Spuren des griechischen Erbes von Thonis-Herakleion
"Es ist sehr bewegend, solch empfindliche Gegenstände zu entdecken, die trotz der Gewalt und des Ausmaßes der Naturkatastrophe unversehrt geblieben sind", kommentierte Franck Goddio die Hebung der kostbaren Objekte. Um unter der meterdicken Tonschicht die Hohlräume und Gegenstände auszumachen, bedienten sich die Unterwasserarchäologen hochmoderner geophysikalischer Technologien.
Nicht weit entfernt von dem Amun-Tempel fanden die Taucher die Überreste eines griechisches Heiligtums, das der Göttin Aphrodite gewidmet war. Darin fanden sie Bronze- und Keramikgegenstände, die zusammen mit dem Heiligtum ein Beleg für den regen Handel mit dem antiken Griechenland seien. Den Forschern zufolge tauschten die alten Griechen während der Zeit der Saïte-Dynastie (664 v. Chr. - 525 v. Chr.) in der Hafenstadt Waren aus und durften sich schließlich sogar in Thonis-Herakleion niederlassen.
Dass hier auch griechische Söldner lebten, die den Zugang zum Königreich an der bedeutendsten Nil-Mündung verteidigten, wurde bereits durch die zahlreichen Funde griechischer Waffen belegt. So ist auch der Name der Stadt, Thonis-Herakleion, eine Zusammensetzung aus der ägyptischen und griechischen Bezeichnung für das Handelszentrum. Nach dem Untergang der Stadt fanden sich die einzigen Hinweise auf die Existenz von "Herakleion" in alten griechischen Texten wie dem des antiken Historikers Heredot.
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Tragischer Untergang der sagenhaften Hafenstadt
Die Archäologen nehmen an, dass Thonis-Herakleion im 8. Jahrhundert v. Chr. als Hafenstadt gegründet wurde. Lange war sie die größte und wichtigste Hafenstadt Ägyptens am Mittelmeer, sie galt als Eintrittstor für den Warenverkehr aus Griechenland. Als Alexander der Große 331 v. Chr. Alexandria gründete, verlor Thonis-Herakleion zunehmend an Bedeutung.
Ein steigender Meeresspiegel, Erdbeben und die daraus resultierenden Flutwellen destabilisierten über Jahrhunderte den Boden von Thonis-Herakleion. Einzelne Erdbeben ließen dann Gebäude wie den Amun-Tempel fast intakt in dem durchweichten Grund versinken. Die Reste der einst mächtigen Stadt gingen schließlich im 8. Jahrhundert n. Chr. vollständig in den Tiefen des Mittelmeers unter. Das gleiche Schicksal ereilte die umliegenden Städte Canopus und Menouthis.
Bis heute haben die Unterwasserarchäologen unzählige Schätze wie Schmuck, Bronzestatuen und Keramiken in fast perfektem Zustand geborgen. Im ehemaligen Hafenbecken der Stadt fanden sie mehr als 700 Anker sowie 79 Schiffswracks, von denen die meisten aus der goldenen Epoche Thonis-Herakleions vom 6. bis 4. Jahrhundert v. Chr. stammen. Und das soll noch lange nicht alles gewesen sein. So glaubt der Leiter des Ausgrabungsteams, Franck Goddio, das noch nicht einmal fünf Prozent der Stadt entdeckt wurden.
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