Berlin. Wie rochen die alten Ägypter? Duftforscher haben einen Einbalsamierungsduft rekonstruiert und das “Ewigkeits-Parfüm“ entschlüsselt.
- Die alten Ägypter galten als hochentwickelte Zivilisation: Angeführt wurden die Gesellschaften von Pharaonen, von denen bis heute eine fast schon mystische Anziehungskraft ausgeht
- Immer wieder sorgen Ausgrabungen für neue Erkenntnisse zum Leben im alten Ägypten
- So auch jetzt: Dank eines alten Parfums können Archäologen mehr über die Geschichte und das Leben der alten Ägypter lernen
Senetnay wurde um 1450 vor Christus eine Ehre zuteil, die einer Frau ihres Standes eigentlich gar nicht zukam. Sie wurde in einem Felsengrab im "Tal der Könige" bestattet, wo sonst nur Pharaonen und ihre Familie bergraben liegen. Senetnay war allerdings nicht irgendeine Frau, sie war die Amme des ägyptischen Pharaos Amenophis II., der offenbar ein sehr enges Verhältnis zu ihr hatte, was auch in Senetnays Beinamen "Ornament des Königs" zum Ausdruck kommt.
Vor 123 Jahren entdeckte der berühmte britische Ägyptologe Howard Carter das Grab der Senetnay mitsamt zweier Gefäße, in denen sich Substanzen befanden, die für die Konservierung von Senetnays Organen verwendet wurden. Wie ein Team vom Max-Planck-Institut für Geoanthropologie in Jena um Barbara Huber herausfand, war die Einbalsamierungs-Mixtur ungewöhnlich komplex und enthielt Duftstoffe, die nicht aus dem alten Ägypten, sondern möglicherweise aus Südostasien stammen. Dies würde bedeuten, dass die antiken Ägypter schon um 1450 vor Christus Handelsbeziehungen in diese Weltgegend unterhielten.
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Teile der Inhaltsstoffe könnten aus Südostasien stammen
Die Wissenschaftler konnten eine ganze Reihe von Inhaltsstoffen rekonstruieren. Neben Pflanzenölen und Fetten kamen auch Bienenwachs, Bitumen, Vanille sowie ätherische Extrakte aus Baumharzen zum Einsatz.
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"Die Inhaltsstoffe des Balsams machen deutlich, dass die alten Ägypter schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt Materialien auch von außerhalb ihres Gebiets bezogen haben", erklärt Nicole Boivin vom Max-Planck-Institut für Geoanthropologie. Vermutlich verwendetes Dammarharz könne nach Angaben der Wissenschaftlerin nur von Bäumen gewonnen werden, die in Südostasien heimisch sind.
Forscher bauen Duft mittels chemischer Analysen nach
Die aufwendige Prozedur zur Herstellung des Balsams unterstreiche die Wichtigkeit, der Senetnay zugebilligt wurde, so Boivin. Die Verwendung von Bitumen bei ihrer Einbalsamierung könnte sogar der früheste Nachweis dieses Erdpechs bei einer ägyptischen Mumifizierung sein, sind die Wissenschaftler überzeugt.
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Bleibt die Frage, wie dieses "Parfüm der Ewigkeit" roch. In Zusammenarbeit mit der französischen Parfümeurin Carole Calvez und der Museologin Sofia Collette Ehrich haben die Forscher den Duft mittels chemischer Analysen "nachgebaut". Wer den "Scent of Eternity" schnuppern möchte, muss nach Dänemark reisen. Im Moesgaard Museum ist das rekonstruierte Parfüm zu bewundern und natürlich auch zu riechen.
Wichtige Fragen und Antworten: Wie war der Alltag im alten Ägypten?
Der Alltag im alten Ägypten war in vielen Aspekten unserem heutigen Leben ähnlich. Morgentoilette, Arbeitsteilung, Steuern und familiäre Verpflichtungen waren Teil des täglichen Lebens. Körperhygiene war sehr wichtig, und viele Ägypterinnen legten großen Wert auf Kosmetik und Düfte. Das Frühstück war eine gemeinsame Familienangelegenheit, und die Ägypter schätzten ihre Kinder sehr, da sie glaubten, dass Kinder aufgrund ihrer Unschuld den Göttern näher stehen.
Wie war das Arbeitsleben im alten Ägypten?
Die meisten Ägypter arbeiteten in einer Zehn-Tage-Woche mit einem freien Tag zwischendurch. Während landwirtschaftsfreier Zeiten wurden viele Bauern für den Pyramidenbau eingesetzt. Es gibt jedoch Unsicherheiten darüber, ob die Pharaonen Sklaven für den Bau eingesetzt haben oder ob die Arbeiter fair bezahlt wurden. Es gab verschiedene Berufe, insbesondere innerhalb des Beamtenapparats, und die Besteuerung basierte auf dem Wasserstand des Nils.
Wie sah das soziale und familiäre Leben im alten Ägypten aus?
Die Ägypter legten großen Wert auf Familie und Heirat. 13 Jahre galt als ideales Heiratsalter, und die ersten Kinder kamen meist kurz nach der Hochzeit. Die Ägypter hatten eine ziemlich romantische Vorstellung von Liebe. Liebeslieder handelten oft von zarten Gefühlen. Sport, Brett- und Würfelspiele waren beliebte Freizeitaktivitäten. Der Pharao war eine zentrale Figur in der Gesellschaft, und seine Beziehung zu seinem Volk war von Distanz und Verehrung geprägt. (tok/bekö)