Parma. Kleiner als ein Salzkorn ist die Technik, mit der Italien Lebensmittel-Plagiate bekämpft. Im Fokus der Fälscher: ein bekannter Käse.
Der Parmigiano Reggiano kennt keine Konjunkturkrise. Im vergangenen Jahr stellten rund 550 Käsereien der Provinzen Parma, Reggio Emilia, Modena und Bologna, in denen der echte Parmesan produziert wird, fast drei Millionen Käselaibe her, die in die ganze Welt exportiert werden. Die bis zu 90 Kilo schweren Käselaibe müssen zwei Jahre reifen. 550 Liter Milch sind notwendig, um ein Käserad herzustellen. Von 3,3 Millionen Laiben jährlich gehen ein Drittel in den Export - den gesamten Rest verspeisen die Italiener selbst.
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Seit Jahren kontrolliert das Konsortium der Parmesan-Produzenten, dass keine Fälschungen in den Handel gelangen, und verteidigt sein europaweit geschütztes Qualitätssiegel gegen Konkurrenz aus Italien und Imitatoren aus dem Ausland. Im 13. Jahrhundert wurde der Name „Parmigiano“ erstmals urkundlich erwähnt, seit 1996 ist er laut EU-Verordnung als Ursprungsbezeichnung geschützt. Denn der Parmigiano, der gern auf die Nationalspeise Spaghetti gerieben wird, ist eines der meist gefälschten Lebensmittelprodukte der Welt.
Parmesan: Mikrochips im Kampf gegen Lebensmittel-Piraterie
Jetzt setzen die Parmigiano-Macher auf einen neuen, digitalen Kopierschutz für ihre großen Käselaibe: Mithilfe eines Tracking-Chips, der in die Rinde der Käselaibe eingesetzt wird, sollen die runden Spezialitäten aus Parma digital erfassbar und auch verfolgbar sein. Die Mikrochips sind nicht schädlich und werden in die äußere Schicht des Käselaibs eingefügt, so dass sie nicht verschluckt werden können.
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Der Trick ist einfach: Wenn der Käse gescannt wird, erkennen die Geräte eine eindeutige Seriennummer, die die Echtheit des Parmigiano Reggiano bescheinigt. Die Mikrochips wurden von der amerikanischen Firma p-Chip hergestellt und im Rahmen des Pilotprojekts in über 100.000 Laibe Parmigiano Reggiano eingesetzt. Der scanbare Chip ist kleiner als ein Salzkorn und sehr langlebig. Er muss es auch sein, denn so ein gereifter Parmigiano Reggiano ist keine leicht verderbliche Ware.
Auf diese Weise will Italien die Plage der Piraterie im Lebensmittelbereich aktiv bekämpfen. In den USA hat die Produktion von Imitaten italienischer Käsesorten im Jahr 2021 einen Rekord von über 2,6 Milliarden Kilo erreicht. 90 Prozent des Käses, der in den USA als Parmigiano Reggiano, Grana Padano, Mozzarella oder Gorgonzola verkauft wird, wird in Wirklichkeit in Staaten wie Wisconsin, New York und Kalifornien hergestellt, erklärt der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti.
Prosecco und Co.: Schwarzmarkt bedroht Italiens Spezialitäten
Mit dem echten Reggiano wurden im vergangenen Jahr 2,7 Milliarden Euro umgesetzt, 2020 waren es noch 2,35 Milliarden. Der echte, der Jahrhunderte alte Parmesan ist also ein Wachstumsmarkt. Das wissen auch die Kopisten, die einen lukrativen Schwarzmarkt im Schatten des italienischen Originals aufgebaut haben. Schon seit einigen Jahren hat der Verband der Parmigiano Reggiano-Hersteller daher versucht, seine großen Laibe mit Seriennummern zu schützen.
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In Brasilien wird eine geklonte Version von Parmigiano Reggiano namens Paemesao hergestellt, in Argentinien gibt es den Regianito. „Aufgrund des kontinuierlichen Anstiegs italienisch klingender Marken sind mittlerweile mehr als zwei Drittel der ‘italienischen’ Lebensmittel weltweit gefälscht“, klagt Coldiretti. Das Thema Lebensmittelplagiate beschäftigt auch den italienischen Weinsektor.
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Nachahmungen von Prosecco, der in verschiedenen Ländern mit geänderten Namen wie Meer-secco, Kressecco, Semisecco, Consecco und Perisecco verkauft wird, erzürnen die italienischen Winzer. „Der Beitrag der Agrar- und Lebensmittelproduktion zu den italienischen Exporten und zum Wachstum des Landes könnte deutlich höher sein, wenn der internationalen Fälschung ein klarer Riegel vorgeschoben würde“, erklärte der Präsident von Coldiretti, Ettore Prandini. „Wenn man der Ausbreitung der Lebensmittelpiraterie durchgreifend Einhalt gebieten würde, könnten in Italien bis zu 300.000 Arbeitsplätze geschaffen werden“, betonte Pandini.
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