Berlin. Ein Spezialschiff soll bei der Suche nach dem nahe der Titanic verschollenen U-Boot Titan helfen. Was das Schiff besonders macht.
Seit Sonntag wird das Tauchboot Titan der Betreiberfirma OceanGate vermisst. Insgesamt vier Touristen und ein Crewmitglied waren zu einer Expedition zur Titanic aufgebrochen. Das 1912 gesunkene Schiffswrack liegt in rund 3800 Metern Tiefe – etwa 600 Kilometer von Neufundland (Kanada) entfernt. Nach etwa einer Stunde und 45 Minuten nach Beginn der Expedition riss der Kontakt zum Mutterschiff Polar Prince ab. Seither suchen Rettungskräfte auf Hochtouren im Meer nach der Titan – bisher ohne Erfolg.
Titanic-Expedition: Spezialschiff soll verschollenes U-Boot finden – so ist es ausgestattet
Viel Zeit haben die Einsatzkräfte nicht mehr. Der Sauerstoff im U-Boot soll im Laufe des Donnerstags ausgehen. In der Nacht zu Donnerstag traf ein Spezialschiff vor Ort ein, das die Suche unterstützen soll. Nach Angaben der US-Küstenwache werde es aktuell für den Einsatz vorbereitet. Das Spezialschiff mit Namen "Atalante" des Meeresforschungsinstituts Ifremer – das für den Einsatz von einer anderen Mission umgeleitet wird – ist mit dem für große Tiefen geeigneten Tauchroboter "Victor 6000" ausgestattet.
Dieser wird von der "Atalante" aus über eine bis zu acht Kilometer lange Schnur ferngesteuert. Das Besondere an der "Atalante": Es wird als "Flaggschiff für Unterwassereinsätze" bezeichnet. Denn der integrierte moderne Roboter kann in einer Tiefe von bis zu 6000 Metern arbeiten – bis zum Wrack der Titanic kommt er also mühelos. Ausgestattet mit Kameras und Scheinwerfern liefert der Roboter Bilder an die "Atalante". Laut "ifremer.fr" könne man damit aus einer Entfernung von 20 bis 30 Metern zu sehen.
Name | Titanic |
Standort | Rund 600 Kilometer vor Neufundland (Kanada) |
Baubeginn | 31. März 1909 |
Gewicht | 52.310 Tonnen |
Länge | 269 Meter |
Unglück | April 1912 |
Entdeckt | 1 September 1985 |
US-Küstenwache verstärkt Einsatzkräfte: Einheiten sind Über- und Unterwasser im Einsatz
Der Roboter ist außerdem mit einem Sonar-Gerät ausgestattet, "das eine metallische Masse aufspüren kann" sowie mit Metallarmen, die es ihm ermöglichen, Objekte zu manipulieren, erklärte Ifremer-Direktor Olivier Lefort gegenüber "France Info". Einen Haken gibt es aber: Der Roboter könnte – sofern er es findet – das U-Boot nicht allein hochziehen. Leford gibt zu bedenken: "Wenn es ein Hochziehen vom Grund aus geben sollte, bräuchte man mindestens zwei Schiffe." In diesem Fall hofft er auf die Hilfe der Amerikaner.
Diese verstärken angesichts des sich schließenden Zeitfensters für die Rettung der fünf Insassen des vermissten Tauchboots Titan die Einsatzkräfte. Derzeit sind fünf Einheiten an der Wasseroberfläche im Einsatz. Laut der US-Küstenwache sollten mittlerweile fünf zusätzliche Einheiten dazugestoßen sein. Auch die Anzahl der ferngesteuerten Unterwasserfahrzeuge sollte erhöht werden. Aktuell sind rund um die Titanic zwei der Fahrzeuge im Einsatz. Der Koordinator der US-Küstenwache – Jamie Frederick – zeigt sich weiter zuversichtlich.
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Unternehmer und Forscher berichten über Titanic-Expedition – einer überlebte nur knapp
Frederick deutlich: "Dies ist ein Such- und Rettungseinsatz – zu 100 Prozent." Weniger Hoffnung macht sich Arthur Loibl – 2021 war er selbst auf Titanic-Expedition. "Ich hoffe, dass sie rauskommen. Aber ich glaube nicht wirklich daran." Zu seiner Titanic-Expedition sagt er: "Ich merke jetzt, was ich für ein Glück hatte." Im Gespräch berichtet er über die anstrengenden Gegebenheiten an Bord – und das Gefühl, als er unmittelbar vor der Titanic steht. Ebenfalls schon die Titanic mit eigenen Augen sehen konnte Michael Guillen.
Im Unterschied zu Loibl war es für Guillen allerdings ein Albtraum. Der US-Forscher überlebte die Titanic-Expedition im Jahr 2000 nur knapp. Am Titanic-Wrack ereignete sich ein schwerer Unfall – anlässlich der jüngsten Katastrophe sprach er am Mittwoch im britischen Sender Sky News über sein Erlebnis. Doch nicht nur die Worte von Forscher und Touristen lassen aufhorchen. Auch die Berichte eines ehemaligen Mitarbeiters der Betreiberfirma OceanGate regen zum Nachdenken an.
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Der Ex-Mitarbeiter machte erschreckende Sicherheitsmängel an den U-Booten öffentlich – offenbar soll "OceanGate" an mehr als einer Stelle Geld gespart haben. Viele Einordnungen und Meinungen – aber nur wenig Zeit. Der Sauerstoff im U-Boot Titan soll Experten zufolge gegen Donnerstagmittag erschöpft sein. Schon vorher kann der Mangel jedoch zu Kopfschmerzen oder Ohnmacht führen. (mit dpa/afp)