Für was wurde Stonehenge genutzt? Archäologen haben nahe des mythischen Ortes ein Massengrab entdeckt – und hegen einen neuen Verdacht.

  • Das rätselhafte Bauwerk Stonehenge in Großbritannien beschäftigt Wissenschaftler seit vielen Jahren
  • Was symbolisieren die kreisförmig angeordneten Felsblöcke?
  • Archäologen konnten nun einen bedeutenden Fortschritt in der Klärung dieser Frage machen

Stonehenge ist eines der legendären Bauwerke aus der Frühgeschichte der Menschheit. Die Kreise aus riesigen Felsen beschäftigen Archäologen seit Jahrzehnten. Die akkurate Ausrichtung der tonnenschweren Steine anhand von Sommer- und wintersonnenwende beeindruckt gleichermaßen Hobbyforscher und Esoteriker, die mit vielen kreativen Deutungen die Mythen um Stonehenge am Leben halten. Eine neue Entdeckung könnte nun einen entscheidenden Hinweis zur Bedeutung von Stonehenge liefern.

In der englischen Grafschaft Wiltshire, in der auch Stonehenge liegt, haben Archäologen ein Massengrab aus der Bronzezeit gefunden. Bei Bauarbeiten in der Stadt Salisbury stießen die Forscher auf die riesige Grabanlage, die sich aus mehreren kreisförmigen Hügelgräbern zusammensetzt. Die Gräber sollen demnach zwischen den Jahren 2400 und 1500 vor Christus angelegt worden sein. Zur selben Zeit entstanden zentrale Teile von Stonehenge – und das nur 16 Kilometer entfernt.

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Ursprünglich wurden die Hügelgräber mit Erde aufgeschüttet und durch einen Eingang zugänglich gemacht. Über die Zeit sind diese Hügel jedoch durch Landwirtschaft eingeebnet worden, erklärt das private Forschungsteam "Cotswold Archaeology", das die Ausgrabung durchführte, in einer Pressemitteilung. In Hügelgräbern wurden demmach traditionell entweder eine oder mehrere Personen bestattet. In den verbliebenen Hügelgräbern fanden die Archäologen Überreste von zehn Verstorbenen sowie Aschespuren von drei Feuerbestattungen.

Fakten zu Stonehenge 
OrtAmesbury, Wiltshire, England
AlterCa. 4500 Jahre
BeschreibungPrähistorisches Megalith-Bauwerk aus Steinen
NutzungKultstätte für religiöse und zeremonielle Zwecke, möglicherweise auch Grabstätte
StatusUnesco-Weltkulturerbe

Grabanlage nahe Stonehenge: Massengrab mit Erwachsenen und Kindern

Der Grabkomplex besteht aus 20 Hügelgräbern, die sich in verschiedene Gruppen über das Gelände erstrecken. Bisher konnten die Forscher allerdings nur fünf Gräber untersuchen, was eine hohe Zahl bisher nicht entdeckter Tote vermuten lässt. Bei einem der Gräber schätzen die Archäologen aufgrund dessen ovaler Form, dass es aus der Jungsteinzeit stammen könnte. Die Jungsteinzeit begann ungefähr 10.000 vor Christus und endete 2400 vor Christus.

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In der Mitte des Grabes entdeckten die Forscher Überreste eines Massengrabs, das typisch für diese Periode war. Die Knochen stammen von Erwachsenen sowie Kindern und sollen mithilfe einer Radiokarbondatierung in ihrem Alter genauer bestimmt werden. In der Nähe der Hügelgräber fanden die Forscher außerdem Hunderte Löcher, in denen Abfälle einer späteren Siedlung aus der Eisenzeit entsorgt worden sind.

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Archäologen: War Stonehenge auch eine Grabanlage?

Für was wurde Stonehenge benutzt? Diese Frage beschäftigt Archäologen schon seit viele Jahrzehnten.
Für was wurde Stonehenge benutzt? Diese Frage beschäftigt Archäologen schon seit viele Jahrzehnten. © picture alliance / empics | Andrew Matthews

Warum die frühen Briten Stonehenge errichteten, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Allerdings unterstützt die jetzt freigelegte Grabanlage die unter Experten verbreitete Vermutung, dass Stonehenge auch als Grabstätte verwendet wurde. Dafür spricht ebenfalls eine Studie aus dem Jahr 2008, die menschliche Überreste rund um die Anlage von Stonehenge nachweisen konnte.

Die meisten Archäologen nehmen allerdings an, dass Stonehenge vorwiegend für religiöse und zeremonielle Zwecke genutzt wurde. Stonehenge sei demnach Ausdruck der Macht einer Priester- und Aristokratenklasse gewesen. Gleichzeitig könnte die Steinformation zur Beobachtung der Sterne genutzt worden sein. Dass Stonehenge eine Art Opferstätte der legendären Druiden Britanniens war, wird von einem Großteil der Archäologen ausgeschlossen. (os)

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