Wroxeter. In einer früheren römischen Stadt in Shropshire haben Archäologen Dutzende Instrumente zur Körperhygiene ausgegraben. Was das bedeutet.
Das Schönheitsideal der alten Römerinnen und Römer ist gut dokumentiert. Der exzessive Körperkult in der Antike stand dem der Hollywood-Stars unserer Zeit in nichts nach. Beide Geschlechter achteten streng auf einen sauberen und gepflegten Körper. Frauen schminkten sich ausgiebig und nutzten etwa Purpurissum, eine Mischung aus Purpursaft und Silberkreide, als Rouge. Auch der römische Mann, zumindest einer aus der Oberschicht, war in vielen Fällen ebenso eitel wie ein Cristiano Ronaldo.
Neue Funde und eine Ausstellung in der ehemaligen römischen Stadt Viroconium Cornoviorum (Wroxeter) in Mittelengland werfen nun ein neues Licht auf den Körperkult und das Schönheitsideal im antiken Rom. Wie die Denkmalorganisation English Heritage mitteilt, wurden in der einst blühenden römischen Siedlung von der Größe Pompejis Hautschaber, Parfümflaschen, Schminkutensilien und vor allem Dutzende von Pinzetten gefunden, die nun in einer neuen Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert werden.
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Die Pinzetten dienten unter anderem einem besonders schmerzhaften Zweck, nämlich der Entfernung unerwünschter Körperbehaarung unter den Achseln. „Allein hier in Wroxeter haben wir über 50 Pinzetten entdeckt, was darauf hindeutet, wie beliebt dieses Accessoire in der Römerzeit war“, so Cameron Moffett, Kurator der Ausstellung. Durch die extreme Fixierung auf den eigenen Körper habe man sich von den unzivilisierten Barbaren abgrenzen wollen, erklärt Moffett.
Laute Schmerzensschreie in öffentlichen Bädern
Selbst Hand anlegen wollte der vornehme Römer aber lieber nicht. Diese Aufgabe überließ man den Sklaven. Der Philosoph und Dichter Seneca berichtet in einem Brief über den Lärm in den öffentlichen Bädern, hervorgerufen durch Schmerzensschreie bei der Haarentfernung. Dieser Prozedur unterzogen sich beide Geschlechter. Die vornehmen Römerinnen nutzten im Anschluss an die Haarentfernung Olivenöl, um die Haut geschmeidig zu machen. Falten und Pigmentstörungen bekämpften sie mit Bimsstein oder feuchtem Brotteig.
Doch auch der römische Mann strebte nach einem Schönheitsideal, wie es bei antiken Statuen sichtbar ist. Der trainierte, haarlose Körper war ein Muss, vor allem bei öffentlichen Wettkämpfen wie dem Ringen. Wer behaarter war, musste demnach länger leiden, bis auch das letzte Härchen ausgezupft war. (tok)