Bad Berleburg/Hallenberg. Politik gibt grünes Licht für interkommunalen Windpark im Streitwald bei Wunderthausen. In Hallenberg gab es mehr Gegenwind.
Bad Berleburg und Hallenberg machen gemeinsame Sache über die Stadt- und Kreisgrenze hinaus. Nachdem am Donnerstag und Freitag die Stadträte in zwei Sitzungen grünes Licht gegeben haben, wurden am Freitag die Verträge für den interkommunalen Windpark Bad Berleburg-Hallenberg in einer kleinen Feierstunde im Bad Berleburger Bürgerhaus unterschrieben.
Zahlen und Fakten zum Interkommunalen Windpark
Der Interkommunale Windpark entsteht in der Nähe von Wunderthausen im Streitwald auf insgesamt 235 Hektar. Bad Berleburg steuert 75 Hektar bei, Hallenberg 160. Das entspricht 1,8 Prozent der Gesamtfläche Hallenbergs. Zur Erinnerung: Bad Berleburg hat insgesamt rund 2160 Hektar als Vorrangzonen ausgewiesen. Das sind rund acht Prozent des Stadtgebietes.
Das Besondere: Die Stadt Bad Berleburg besitzt Grundstücke auf Hallenberger Stadtgebiet, die in diesem Windpark liegen.
Auf diesen Flächen können nach aktuellen Prognosen zwölf Anlagen mit einer Leistung von jeweils 6 bis 7,2 Megawatt installiert werden. Die genauen Standorte stehen noch nicht fest, ebenso wenig wie die Ableitungstrassen. Auch die Erschließung wird noch genau geplant. Hinzu kommen könnten zwei Anlagen, die in Vorrangzonen der Stadt Bad Berleburg in direkter Nähe entstehen könnten. Die ersten Windräder werden sich frühestens 2027 oder 2028 drehen.
Die Kommunen sind sich einig, dass sie bei den Erlösen Halbe-Halbe machen werden.
„Das ist heute Abend ein ganz wichtiger Meilenstein – für die Energiewende in unseren Kommunen, für unsere interkommunale Zusammenarbeit und für eine nachhaltige Zukunft“, ordnet Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann den Stellenwert dieser neuen Form der interkommunalen Zusammenarbeit ein. Sein Amtskollege in Hallenberg, Enrico Eppner, unterstreicht das: „Die Zusammenarbeit in dieser Form hat Pilotcharakter.“ Und sie ist bis zuletzt nicht unumstritten gewesen, vor allem in Hallenberg.
So wurde nicht-öffentlich abgestimmt
Abgestimmt wurde wegen der Grundstücks- und Vertragsangelegenheiten in nicht-öffentlichen Sitzungen. Während in Bad Berleburg nur eine Gegenstimme der AfD gezählt wurde (Ein AfD-Mitglied und die UWG fehlten in der Sitzung) und stattdessen eine breite 29-Stimmen-Mehrheit aus CDU, SPD, Grünen und FDP dafür stimmte, hatte sich in Hallenberg vor allem ein Teil der CDU-Minderheit bereits im Vorfeld gegen die Pläne positioniert. Am Ende aber gab es auch dort laut Bürgermeister Enrico Eppner eine Mehrheit für das Projekt. Nach Informationen dieser Redaktion lag sie bei 12:8. Trotz des politischen Gegenwinds macht Eppner deutlich: „Den Grundstein für diese Zusammenarbeit haben unsere Ratsmitglieder gestern bereits in der Stadt Hallenberg und heute hier in Bad Berleburg gelegt – an dieser Stelle möchten wir Ihnen ganz herzlich für dieses eindeutige Votum danken. Das ist ein klares Signal für den Energiewechsel – für erneuerbare Energien und für eine nachhaltige Zukunft!“
Gut ein Jahr lang liefen die Vorbereitungen für dieses Pilotprojekt der interkommunalen Zusammenarbeit. Hallenberg profitiert dabei auch von den Erfahrungen der Bad Berleburger, die bereits ihre Vorrangzonenplanung abgeschlossen hatten und konkrete Modelle zur Steigerung der Akzeptanz von Windkraft durch die kommunale Beteiligung an Erlösen, Pachten und Gewerbesteuern entworfen haben. „Die Vorteile und Synergieeffekte, die sich daraus ergeben, liegen auf der Hand: gemeinschaftliche Nutzung von Ressourcen, wirtschaftliche Vorteile – ganz besonders für die Menschen, die hier leben –, Förderung von Klimaschutz und Energiewende, Stärkung unserer interkommunalen Zusammenarbeit, Akzeptanz und Bürgerbeteiligung, Finanzierungsvorteile und, und, und“, formuliert es Eppner und Fuhrmann ergänzt: „Deshalb sind wir davon überzeugt, dass unser Modell Schule machen wird. Denn, auch das ist klar: So funktioniert ein geordneter, ein nachhaltiger und sinnvoller Ausbau von erneuerbaren Energien.“
„Ich will, dass es 24 Stunden lang grünen Strom aus der Steckdose gibt.“
„Dass zwei Kommunen den Mut haben die Energiewende voranzutreiben, ist nicht selbstverständlich“, sagt Jacob Kirkegaard Kortbæk . Der Däne ist Mitbegründer und Geschäftsführer von Eurowind. Das dänische Unternehmen ist in 17 Ländern aktiv und zählt zu den Windkraftpionieren in Europa. Mit seinem Planungsbüro in Cölbe bei Marburg und dessen Chef Hans-Hermann Zacharias bereits auch an einigen Projekten in Bad Berleburg und Erndtebrück beteiligt.
Kortbæk unterstreicht, was ihm und Eurowind wichtig ist: „Die Energiewende vorantreiben und etwas mit Menschen machen, das ist es, was mir Spaß macht“. Eurowind habe schon viele Projekte realisiert und dabei sei das wichtigste gegenseitiges Vertrauen. „Man sieht sich immer zwei Mal im Leben“, schmunzelt der Geschäftsmann und unterstreicht die persönliche Kontinuität: „Ich bleibe der Ansprechpartner“.
Kortbæk nutzt die Chance auch für einen Blick in die Zukunft um für einen Mix aus Energien zu werben. „Erneuerbare Energien sind wettbewerbsfähig.“ Eurowind erzeugt auch Solarstrom, betreibt Biogasanlagen und arbeitet an Speichertechnologien und Wasserstoff. Letzter ist auch in Bad Berleburg ein Thema, aber noch zu teuer, weiß der Däne. „Da braucht es politischen Willen, das voranzutreiben.“ Windkraft und PV-Anlagen könnten nur einen Teil der 8760 Stunden pro Jahr Energie liefern. Für 3000 Stunden sucht man noch eine Lösung. Aber Kortbæk macht auch klar: „Ich will, dass es 24 Stunden lang grünen Strom aus der Steckdose gibt.“
Bad Berleburg und Hallenberg sind dieser Vision am Freitag mit der Vertragsunterzeichnung ein Stück näher gekommen.
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