Wittgenstein. Von Therapie mit Kindern bis zur Arbeit mit sehr kranken Menschen. Zwei Logopädinnen aus Berleburg zeigen, wie vielseitig ihr Beruf ist.
„Wir helfen Menschen, sich wieder äußern zu können. Dass sie wieder kommunizieren und sprechen können“, sagt Nadine Blecher. Sie ist Logopädin und arbeitet mit Katharina Kümmel bei der „Logopädie in Wittgenstein“ von Beate Stephan, die Praxen in Bad Laasphe und Erndtebrück betreibt. Die beiden Frauen haben den gleichen Beruf, aber unterschiedliche Einsatzfelder. Denn bei der Logopädie geht es nicht nur um das Sprechen oder um „lispelnde Kinder“, wie viele denken. Auch neurologische Patienten werden betreut oder Stimmtherapie durchgeführt.
Katharina Kümmel arbeitet in der Praxis in Erndtebrück mit Erwachsenen und Kindern. „Nicht nur Sprechen, sondern auch der Wortschatz und die Grammatik gehören dazu“, sagt die 35-Jährige. Obwohl der Kalender jeden Tag mit festen Terminen gefüllt ist, ist kein Tag wie der andere. „Ich muss mich immer wieder neu auf die Patienten einlassen und mache immer neue Erfahrungen. Montags kommen die gleichen Patienten, aber kein Tag ist gleich“, sagt die Berleburgerin, die mittlerweile in Girkhausen lebt. Im 45-Minuten-Takt kommen die Patienten in die Praxis. Vor allem mit Kindern ist es ein „sehr kreatives und spielerisches Arbeiten. Den Kindern ist oft gar nicht bewusst, dass wir an der Sprache arbeiten.“ Das machen zum Beispiel spezielle Logopädie-Spiele möglich.
„Es ist ein sehr kreatives und spielerisches Arbeiten. Den Kindern ist oft gar nicht bewusst, dass wir an der Sprache arbeiten.“
Therapie mit Kindern, neurologischen Patienten oder Stimmtherapie
Auch Stimmtherapie gehört zum Berufsbild der Logopädie. „Stimmtherapie ist für Berufssprecher, das können Lehrer, Erzieher, Pfarrer sein. Oder Patienten nach Kehlkopf- oder Schilddrüsen-Operationen“, sagt Katharina Kümmel weiter. „Dabei geht es darum, die Atmung wahrzunehmen. Wo atme ich hin, wo kommt die Kraft der Stimme her? Wie kann ich entspannt sprechen?“, erläutert Nadine Blecher.
„Wir stärken Zunge und Hals, um das Essen und Schlucken wieder zu ermöglichen oder zu erhalten. Ich arbeite mit sehr kranken und sehr betroffenen Menschen zusammen.“
Sie arbeitet nicht in einer der beiden Praxen, sondern macht Hausbesuche in ganz Wittgenstein. „Ich setze mich morgens ins Auto und fahre zu den Patienten nach Hause oder in Einrichtungen wie Pflegeheime oder die Beatmungswohngemeinschaft“, sagt Nadine Blecher. Sie arbeitet vor allem mit neurologischen Patienten. Das heißt Menschen, die einen Schlaganfall hatten oder von Krankheiten wie Parkinson, ALS oder Multiple Sklerose betroffen sind. „Wir stärken Zunge und Hals, um das Essen und Schlucken wieder zu ermöglichen oder zu erhalten“, erklärt die 32-Jährige. Aber es gibt auch Sprachtherapie, bei Wortfindungsstörungen oder Logorrhoe, dem sogenannten Sprechdurchfall. „Bei Parkinson arbeiten wir viel mit Gestik und Mimik“, erzählt die Berleburgerin weiter. „Ich arbeite mit sehr kranken und sehr betroffenen Menschen zusammen. Für mich ist das Alltag und ich kann damit umgehen. Aber das ist nicht für jeden was.“
Logopäden können sich in verschiedenen Bereichen spezialisieren
In der Logopädie kann man sich spezialisieren. Die Sprachtherapeuten können nicht nur in einer Praxis arbeiten, auch in Krankenhäusern, Rehakliniken oder in der Forschung und können zudem unterrichten. Regelmäßige Fortbildungen oder Vertiefungen von verschiedenen Schwerpunkten sind hilfreich und werden bei der Logopädie in Wittgenstein von Beate Stephan unterstützt und die Kosten übernommen.
Logopädie in Wittgenstein - Beate Stephan
Mitarbeitende: 4
Standorte: 2
Branche: Logopädie
Arbeitszeit: Termine nach Vereinbarung, freie Arbeitszeitgestaltung
Einsatzbereiche: Praxis, Hausbesuche, Einrichtungen
Weiterbildung: finden regelmäßig statt, Kosten werden übernommen
Weitere Besonderheiten: regelmäßige, gemeinsame Unternehmungen, familiäre Atmosphäre
Adresse: Königstraße 28, 57334 Bad Laasphe, Tel. 02752 - 5087557 oder Grimbachstraße 9A, 57339 Erndtebrück, Tel. 02753 - 8739198
Die Ausbildung dauert drei Jahre und ist schulisch, mit ergänzenden Praktika. Mittlerweile gibt es auch Studiengänge. Die nächste Schule ist in Marburg, so die Logopädinnen. Nadine Blecher war zur Ausbildung in Köln, Katharina Kümmel hat sie in Gießen absolviert. Anders als vor ein paar Jahren wird das Schulgeld nun übernommen und die Auszubildenden müssen nicht mehr selbst zahlen.
Logopäden müssen kommunikativ sein
„Als Logopädin musst du sozial und kommunikativ sein und ein Interesse am Sprechen haben. Es ist eher schwer, wenn du schüchtern bist“, sagt Nadine Blecher. Wer Interesse am Beruf hat, kann ein Praktikum machen und in die Arbeit hineinschnuppern. „Schülerpraktikanten können gerne zu uns kommen“, sagt Katharina Kümmel.
„Ein Patient sagte mal zu mir: ‚Bevor du kamst, war ich ein kleines Kind. Jetzt kann ich wieder so viel‘.“
Die Zusammenarbeit im Team von Logopädie in Wittgenstein ist „sehr familiär, sehr flexibel“, sagt Nadine Blecher. „Das ist für uns als Mütter gut“, stimmt Katharina Kümmel zu und sagt weiter: „Wir haben einen guten Umgang miteinander. Durch gemeinsame Aktionen haben wir ein schönes und offenes Miteinander.“ Beide Frauen haben eine Familie und schätzen die Flexibilität bei ihrem Job. „Wir organisieren unsere Termine selbst. Da kann ich auch mal ein Arzttermin einplanen und das mit unserer Chefin Beate Stephan absprechen“, sagt Nadine Blecher. Für die beiden Logopädinnen ist aber vor allem der Patient wichtig: „Ein Patient sagte mal zu mir: ‚Bevor du kamst, war ich ein kleines Kind. Jetzt kann ich wieder so viel‘“, erinnert sich Katharina Kümmel. „Wir arbeiten ganzheitlich. Nicht nur mit Stimmen, sondern mit dem ganzen Menschen“, sagt Nadine Blecher. „Die Therapie ist immer individuell auf den Patienten abgestimmt.“