Bad Berleburg. Während die Kinder spielen, können sich Mama und Baby zum Stillen zurückziehen. Das ist jetzt in der Stadtbücherei in Berleburg möglich.
Bad Berleburg ist die erste stillfreundliche Kommune im Kreis Siegen-Wittgenstein. „Wenn Frauen mit ihren Kindern in der Stadt unterwegs sind, haben sie sonst keinen ruhigen Ort, um sich zurückzuziehen und zu stillen“, sagt Hebamme Andrea Winter. Das ist jetzt anders. Im „Dritten Ort - Bücherei der Zukunft“ kann ab sofort gestillt werden. Während die größeren Kinder in der Bücherei stöbern und spielen, kann sich die Mutter mit dem Säugling bei Bedarf zurückziehen und stillen. Denn: „Hunger ist Hunger. Die Kinder fragen nicht: ‚Wann sind wir wieder Zuhause?‘“, sagt Andrea Winter. Sie und ihre Kollegin Carola Friedrich, die beiden Kreisvorsitzenden des Hebammenverbandes Siegen-Wittgenstein und Olpe, haben die Aktion in Bad Berleburg gestartet.
„Wenn Frauen mit ihren Kindern in der Stadt unterwegs sind, haben sie sonst keinen ruhigen Ort, um sich zurückzuziehen und zu stillen.“
„Viele Kollegen habe gesagt, dass der Prozess dauert. In Berleburg war die Antwort in zwei Tagen da. Die Umsetzung hat eine Woche gedauert“, so Winter weiter. Jetzt gibt es in der Stadtbücherei „eine Kuschelecke und Rückzugsmöglichkeiten, eine Toilette mit Wickelmöglichkeit und es ist immer jemand da, der Ansprechpartner vor Ort ist“, sagt Susanne Halhuber, Fachbereichsleiterin der Bürgerdienste bei der Stadt Bad Berleburg.
Stadtbücherei ist der Einstieg – weitere Orte sollen folgen
Während der Öffnungszeiten der Bücherei, das heißt auch am Samstagvormittag oder bei Abendveranstaltungen, steht der dritte Ort zum Stillen zur Verfügung. „Das Angebot wird schon gut genutzt“, sagt Marion Nölling von der Stadt, die das Projekt betreut. „Wir machen hier den Einstieg“, erklärt Bürgermeister Bernd Fuhrmann. „Die Stadtbücherei als dritter Ort ist ein lebhafter Ort. Ein Ort, der sehr viel genutzt wird und von daher gut geeignet ist.“ Das Angebot soll aber noch ausgeweitet werden: „Wo kann ich in den Ortschaften ein Angebot realisieren? Zum Beispiel an Veranstaltungsorten, die tagsüber genutzt werden“, sagt Fuhrmann. „Eigentlich müssten wir so weit sein, dass es eine Selbstverständlichkeit ist, dass es solche Orte gibt.“
„Wir machen hier den Einstieg. Wo kann ich in den Ortschaften ein Angebot realisieren? Zum Beispiel an Veranstaltungsorten, die tagsüber genutzt werden.“
Grundvoraussetzungen für die stillfreundliche Kommune ist, dass mindestens ein zentrales kommunales Gebäude mitmacht. Außerdem ist ein barrierefreier Zugang wichtig – für die Kinderwagen. Es muss einen geschützten Bereich für die Frauen geben zum Stillen, Zugang zu Toiletten und eine Wickelmöglichkeit. Und die Möglichkeit, ein kostenloses Getränk zu bekommen. „Ein Glas Leitungswasser reicht hier schon aus“, sagt Andrea Winter. „Dafür ist kein extra Raum notwendig, sondern das, was vor Ort da ist, kann genutzt werden. Ein Sessel und ein Plakat mit dem Hinweis, dass man sich hier zurückziehen und stillen kann, reicht aus“, so die Hebamme. Der Landesverband der Hebammen evaluiert die Voraussetzungen und überprüft sie alle zwei Jahre erneut.
In der Stadtbücherei wurde im Erdgeschoss eine Wickelmöglichkeit mit Zubehör ausgestattet. Sie ist in der schwerbehinderten Toilette – so können sowohl Frauen als auch Männer die Kinder wickeln. „Familien sind hier willkommen. Nicht nur auf dem Papier, das wird hier gelebt“, sagt Winter. „Wir hoffen, dass noch ein, zwei Cafés und weitere Veranstaltungsorte dazukommen.“
Vereine, Cafés oder Gastronomie, die bei der stillfreundlichen Kommune mitmachen möchten, können sich bei Marion Nölling von der Stadt Bad Berleburg melden. Telefonisch unter 02751/923-210 oder per E-Mail an m.noelling@bad-berleburg.de.