Wittgenstein. „Es ist einfach schön, wenn man Familien helfen kann“: Drei Wittgensteiner Hebammen erzählen, warum sie ihren Beruf - trotz Probleme - lieben.
„Wir arbeiten nicht nur mit Babys, sondern vor allem mit und für Frauen“, sagt Hebamme Wiebke Vink. „Ich mag es, mit Familien zu arbeiten und Frauen zu unterstützen, Vertrauen zu sich aufzubauen, auf die Intuition zu hören und ihre Kraft zu entdecken. Es ist einfach schön, wenn man Familien helfen kann.“ Hebamme ist ein wichtiger Beruf im Gesundheitswesen: Sie stehen Familien und vor allem Frauen von Beginn der Schwangerschaft, über die Geburt und das Wochenbett bis zum Ende der Stillzeit beratend und unterstützend zur Seite.
Seit 2020 ersetzt ein Studiengang die Hebammenausbildung an den Schulen. Mittlerweile sind an vielen der Hebammenschulen die letzten Ausbildungsjahrgänge fertig und die Schulen werden nach und nach geschlossen. Seit Anfang dieses Jahres können Interessierte nur noch den Studiengang absolvieren. Auch Versicherungserhöhungen sind immer wieder Thema bei den Hebammen. Wie sieht die aktuelle Situation der Hebammen in Wittgenstein aus?
IN NRW werden mehr Hebammen ausgebildet
Andrea Winter, Hebamme aus Bad Berleburg, ist seit kurzem Kreisvorsitzende des Hebammenverbandes Siegen-Wittgenstein und Olpe. „Wir schauen erstmal, wie es in der Praxis ankommt. Aber es werden mehr Hebammen ausgebildet, die Lage entspannt sich“, sagt Winter. „Es waren bisher 150 Hebammen, die pro Jahr in NRW ausgebildet wurden. Jetzt sind es 450.“
Generell sehe es gut aus für Wittgenstein: „Einen Hebammenmangel wie in Städten haben wir nicht. Hier sieht es anders aus“, sagt Stephanie Dornhöfer-Roth. Sie ist Teil der Hebammen Praxis Seite an Seite in Erndtebrück mit den Kolleginnen Diana Brachmann und Madeleine Vogel. „Wir begleiten das gesamte erste Lebensjahr, vor allem in den ersten 12 Wochen intensiv“, sagt Dornhöfer-Roth. Auch in der Schwangerschaft gibt es Vorsorgeangebote und die Hebammen stehen bei Fragen beratend zur Seite. Dabei ist jede Betreuung „besonders“, so die Hebamme. „Es ist der schönste Beruf der Welt, ich wollte nichts anderes machen.“ Es sei aber ähnlich wie in der Pflege: „Das muss man wollen und können.“
Hebamme Wiebke Vink kehrt nach Wittgenstein zurück
„Ein Großteil der Erlebnisse ist schön, aber sie sind auch alle mit Arbeit verbunden“, sagt Wiebke Vink. Aber es gibt Momente, die einem besonders in Erinnerung bleiben. Zum Beispiel die Examensgeburt, die am Ende der Ausbildung als Teil der Prüfung begleitet wurde: „Das war sehr schön. Von der Familie bekomme ich jedes Jahr zum Geburtstag des Kindes eine Postkarte“, sagt Vink. Sie arbeitet aktuell im Geburtshaus in Siegen und freiberuflich als Hebamme. Sie ist ursprünglich aus Wittgenstein und zieht nun wieder in ihre Heimat zurück: „Ab 2024 biete ich Schwangerschaftsvorsorge, Wochenbettbetreuung und Hilfeleistungen in Bad Laasphe und Umgebung an.“
Bezahlung und Work-Life-Balance sind Themen, die beim Nachwuchs für Probleme sorgen. „Das Interesse am Beruf ist schon noch da, aber nicht mehr so wie früher. Die Lebenskosten steigen, aber das Gehalt nicht. Schichtdienst und Arbeit am Wochenende schrecken viele Jugendliche ab“, sagt Wiebke Vink. „Man braucht jetzt das Abitur oder ein Fachabitur, um Hebamme zu werden. Die Hebammentätigkeit ist ein Handwerk, das auch vom praktischen Tun lebt“, so Vink. Mit dem Studiengang der Hebammenkunde steige „die Anerkennung, eventuell steigt dann auch das Gehalt“, hofft die Hebamme.