Bad Berleburg. Petra Walczok ist leitende Hebamme der Vamed Klinik in Bad Berleburg. Sie gewährt einen exklusiven Einblick in den Kreißsaal.

„Es ist sehr ländlich hier. Aus manchen Dörfern muss man weit bis in die nächste Klinik fahren“, sagt Petra Walczok. Sie ist leitende Hebamme in der Geburtshilfe der Vamed Klinik Bad Berleburg. Wenn die Geburtshilfe der Vamed Klinik wegfallen würde, wäre der Weg noch viel weiter. Die nächsten Anlaufstellen wären in Siegen, Marburg oder Arnsberg. Deswegen ist die Geburtshilfe in Bad Berleburg für Wittgenstein besonders wichtig. Wie das NRW-Gesundheitsministerium mit der neuen Krankenhausplanung im Rahmen der Krankenhausreform mitteilte, bleibt die Gynäkologie und die Geburtshilfe weiterhin in Bad Berleburg bestehen.

Im Kreißsaal der Vamed Klinik gibt es ein Wannenbad zur Entbindung. 
Im Kreißsaal der Vamed Klinik gibt es ein Wannenbad zur Entbindung.  © WP | Annelie Manche

Petra Walczok ist seit 2001 bei der Vamed Klinik Bad Berleburg und seit 30 Jahren als Hebamme tätig. Sie weiß, worauf es bei einer Geburt ankommt: „Jede Frau hat eine Geschichte zu erzählen. Es kommt vor allem darauf an, wie sie sich wohlfühlt. Es soll ihr gut tun“, sagt Walczok.

Rund 150 Geburten im Jahr in Bad Berleburg

In Bad Berleburg stehen zwei Kreißsäle und ein Wannenbad zur Verfügung. Zwischen 220 und 250 Geburten finden jedes Jahr im Berleburger Krankenhaus statt. „Wir haben mehr Kapazitäten, aber in dem Bereich bewegten wir uns in den vergangenen Jahren“, sagt Walczok. Zu Hochzeiten waren es knapp 300 Geburten. Die Geburtshilfe und die Kreißsäle seien „wie eine große Klinik ausgestattet. Unserer Ausstattung ist wie eine Level-1-Krankenhaus“, sagt die Bad Laaspherin. Der einzige Unterschied zu einem Level-1-Krankenhaus ist, dass Frauen mit Vorerkrankungen oder Komplikation nicht in Bad Berleburg entbinden können. „Frauen, die gesund sind und gesunde Kinder gebären, können ab der 38. Schwangerschaftswoche zu uns kommen. Sie dürfen aber keine Vorerkrankungen wie Diabetes haben, keine Zwillinge bekommen und keine Erkrankungen, bei denen eventuell eine Intensivversorgung für die Kinder nötig ist, haben.“

Denn die Fallzahlen für eine Kinderintensivstation oder Kinderchirurgie seien in Bad Berleburg einfach zu gering, deswegen gibt es dieses Angebot vor Ort nicht. „Wir wollen, dass die Kinder gesund zur Welt kommen“, sagt Walczok. Deswegen verweisen die Hebammen in den Fällen speziell an die Krankenhäuser in Marburg und Siegen, die für solche Fälle ausgestattet sind. „Bei unvorhergesehenen Problemen kommen Mitarbeiter der DRK-Kinderklinik hierher, auch mit dem Hubschrauber“, sagt Walczok. Oder die Patienten werden nach Siegen transportiert. Generell sei es „besser, das Kind im Bauch als im Inkubator zu transportieren“, so die leitende Hebamme weiter.

„Wir haben so gut wie eine eins-zu-eins-Betreuung. In Ausnahmefällen betreuen die Hebammen auch mal zwei Frauen, einmal im Jahr vielleicht drei.“

Petra Walczok
Leitende Hebamme der Vamed Klinik Bad Berleburg

In zwölf Stunden-Schichten ist immer eine Hebamme vor Ort. Auch ein Gynäkologe steht immer bereit. „Tagsüber sind die Gynäkologen sowieso im Dienst, aber auch nachts ist jemand da.“ Und auch die Anästhesie ist durchgehend besetzt – für mögliche Kaiserschnitte oder eine Periduralanästhesie, kurz PDA. Bei Kaiserschnitten legt Hebamme Petra Walczok Wert darauf, dass nachdem die Mutter das Kind gesehen und im Arm hatte, der Vater mit dem Kind „bonden“ kann. Der Begriff „Bonding“ kommt aus dem Englischen und bedeutet verbinden. Es geht darum, eine emotionale Beziehung zwischen Eltern und Kind herzustellen. „Die Väter genießen es sehr, das ist schön zu sehen“, so die Hebamme weiter.

Eins-zu-eins-Betreuung in der Geburtshilfe in Bad Berleburg

Der Vorteil an einem kleineren Krankenhaus wie Bad Berleburg: „Wir haben so gut wie eine eins-zu-eins-Betreuung“, sagt Walczok. „In Ausnahmefällen betreuen die Hebammen auch mal zwei Frauen, einmal im Jahr vielleicht drei“, so die leitende Hebamme weiter. Außerdem sei es ruhiger als in größeren Häusern. „Familienzimmer können wir fast immer gewährleisten.“ Hier kann der Vater mit der Frau im Krankenhaus bleiben. „Wir haben drei feste Familienzimmern mit Wickeltisch. Aber wir können jedes Zimmer zum Familienzimmer umbauen, wenn die Nachfrage da ist.“ Ein Familienzimmer kostet 50 Euro.

Einblick in einen Kreißsaal der Geburtshilfe der Vamed Klinik Bad Berleburg: Das Tuch und der Gebärhocker können Frauen bei der Geburt unterstützen.  
Einblick in einen Kreißsaal der Geburtshilfe der Vamed Klinik Bad Berleburg: Das Tuch und der Gebärhocker können Frauen bei der Geburt unterstützen.   © WP | Annelie Manche

Vier Wochen vor Entbindungstermin findet ein sogenanntes Entbindungsmodus-Gespräch im Krankenhaus statt: „Wir machen ein CTG, Ultraschall und wir schauen, ob die Patientin hier entbinden kann und wie sie entbinden will“, erklärt Walczok. Nach der Geburt bleiben die Frauen meist bis zum dritten Tag. „Die Frauen können bis zur U2 (der zweiten Vorsorgeuntersuchung) bleiben, dann müssen sie nicht direkt zum Kinderarzt gehen.“ Auf der Station unterstützt eine Laktationsberaterin die Frauen beim Stillen. Und danach können die Frauen sich im Stillcafé austauschen. „Im Stillcafé werden alle zwei Wochen Themen rund um das Stillen, Kinderernährung und mehr erklärt“, sagt Walczok.

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