Banfe. In Siegen hat Wiebke Vink mit Kolleginnen das Geburtshaus gegründet, jetzt ist sie zurück in Wittgenstein und hilft Frauen vor Ort.

„Ich weiß schon sehr lange, dass ich Hebamme werden will. Mit 15 hatte ich die Idee“, sagt Wiebke Vink. „Ich habe herumgesucht, was gibt es für interessante Berufe. Für mich stand fest, dass es kein Bürojob wird, ich möchte was mit Kontakt machen“, sagt die heute 26-Jährige. Da sie aus einer Familie im medizinischen Bereich kommt, lag etwas in dieser Richtung nicht fern. „Aber Zahnarzt wollte ich nicht werden“, sagt sie. „Als der Beruf Hebamme in meinem Kopf war, habe ich das nicht mehr angezweifelt.“ Und das ist bis heute so geblieben.

Nach dem Abi ging es für Wiebke Vink nach Paderborn zur Ausbildung. 2019 machte sie ihr Examen. „Die ersten Jahre habe ich im Marien-Krankenhaus in Siegen gearbeitet. Dazu kam die freiberufliche Arbeit in der Schwangeren- und Wochenbettbetreuung.“ Im vergangenen Jahr hat die 26-Jährige mit Kolleginnen das Geburtshaus in Siegen gegründet. Hier können Schwangere vor Ort gebären oder sich auf eine Hausgeburt vorbereiten, wenn sie nicht in eine Klinik möchten. „Da ist man näher an den Familien als in einem Krankenhaus“, sagt Vink.

Aus Siegen zurück nach Wittgenstein

Nun zog es die Wittgensteinerin wieder nach Hause. Von Siegen ging es zurück nach Bad Laasphe, genauer gesagt Banfe. Seit Anfang des Jahres bietet sie Familien und Frauen in Wittgenstein und im angrenzenden Hessen Unterstützung während der Schwangerschaft und im Wochenbett, den ersten Wochen nach der Geburt, an. Eine Praxis gibt es dort aber nicht. Mit ihrem Hebammenkoffer ausgestattet, besucht Wiebke Vink die Frauen Zuhause. Das mache die Vorsorge in der Schwangerschaft, aber vor allem das Wochenbett entspannter. „Jede Frau hat Anspruch auf eine Hebammenbetreuung. Am beste melden sich die Frauen am Anfang der Schwangerschaft, dann können wir über alle Möglichkeiten sprechen“, sagt Vink. „Die Hebammenbetreuung ist erstmal ein Angebot, die Frauen entscheiden, was sie möchten. Das kommt auch immer auf den Bedarf und das Vorwissen an.“

„Jede Frau hat Anspruch auf eine Hebammenbetreuung. Das ist erstmal ein Angebot, die Frauen entscheiden, was sie möchten. Das kommt auch immer auf den Bedarf und das Vorwissen an.“

Wiebke Vink
bietet seit Anfang des Jahres Hebammenbetreuung in Wittgenstein an

Denn gerade für Erstgebärende kann das alles sehr aufregend sein. „So besonders die Geburt für die Menschen ist, für mich ist es Alltag. Und ich muss auch eine gewisse Distanz wahren. Ich kann nicht alles mit nach Hause nehmen. Das ist die größte Herausforderung im Job.“ Die Freude ist auch bei Wiebke Vink immer groß, wenn alles gut geht. Eine Geburt war aber auch für sie sehr besonders: „Ich habe meine beste Freundin bei der Geburt begleitet und damit auch mein Patenkind.“

In Wittgenstein gibt es genug Hebammen

Das Geburtshaus in Siegen mit aufzubauen, war für Wiebke Vink ebenfalls ein wichtiger Moment: „In der Region gab es vorher keine Möglichkeit außerklinisch zu gebären. Das haben wir als Team aufgebaut“, erklärt sie. „Im Geburtshaus betreue ich die Frauen, so wie ich es für richtig halte. Wir haben einen persönlichen Zugang zu den Frauen, kennen sie. Dass ich dafür bis nach Siegen fahren muss, stresst mich nicht. Auf der Fahrt nach Hause lasse ich alles hinter mir und kann abschalten“, so die Banferin, die sich ihre Zeit nun zwischen der Arbeit als Hebamme in Wittgenstein und dem Geburtshaus aufteilt.

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Einen Hebammenmangel gibt es in Wittgenstein aktuell nicht. „Hier gibt es genug Hebammen. Im ganzen Kreis sind wir gut aufgestellt. Jede Frau sollte eine Hebamme für die Wochenbettbetreuung finden können.“ Das ist aber nicht überall so. Das Problem sei nicht, dass zu wenige die Ausbildung oder nun das Studium zur Hebamme abschließen. „Es sind zu wenige, die lange im Beruf bleiben. Viele hören nach einigen Jahren auf oder kommen nach der Familienzeit nicht wieder zurück“, erklärt Vink. Sie ist aber „sehr zufrieden mit dem Beruf. Ich wüsste nicht, was mir so viel Spaß machen und so viel zurückgeben würde wie das.“