Siegen-Wittgenstein. Es gibt einen ersten Fall von Blauzungenkrankheit. Was das für Halter von Rindern, Ziegen, Schafen, Alpakas oder auch die Wisente bedeutet.
In einem landwirtschaftlichen Betrieb im Kreis Siegen-Wittgenstein ist ein Tier positiv auf die Blauzungenkrankheit vom Serotyp 3 getestet worden. Das berichtet der Kreis Siegen-Wittgenstein als Aufsichtsbehörde am Mittwochnachmittag. Es handele sich um den ersten Nachweis des Serotyps 3 im Kreisgebiet.
Tierseuchenkasse bietet Hilfe
Bei der Tierseuchenkasse der Landwirtschaftskammer NRW können Tierhalter eine entsprechende Impfstoffkostenbeihilfe beantragen. Einzelheiten zu den Voraussetzungen, unter denen eine Beihilfe gewährt werden kann, sowie entsprechende Antragsformulare finden sich auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer sowie auf den Internetseiten des Landesumweltamtes (www.lanuv.nrw.de ). Weitere Infos: www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/blauzungenkrankheit/
Wie der Kreis weiter erläutert, handelt es sich um die Form der Blauzungenkrankheit, die erstmals 2023 in den Niederlanden festgestellt worden ist. Die Bestätigung der Infektion erfolgte am Mittwoch, 31. Juli 2024, durch das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Westfalen. Eine Gefahr für Menschen und nicht wiederkäuende Haustiere besteht nicht.
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Die Blauzungenkrankheit ist eine Viruserkrankung der Wiederkäuer (Rinder, Schafe, Ziegen, Neuweltkameliden und Wildwiederkäuer), die je nach Serotyp unterschiedliche klinische Ausprägungen verursacht. Zu den Wildwiederkäuern zählen auch die Wisente, die in Wittgenstein im Schaugehege in Wingeshausen oder als ehemals frei lebende Herde in einem Managementgatter bei Bad Berleburg gehalten werden. Zu den Neuweltkameliden zählen beispielsweise Alpakas oder Lamas, die ebenfalls auf verschiedenen Höfen in Wittgenstein gehalten werden.
Wetter begünstigt Ausbreitung
Die seit Wochen anhaltende feuchtwarme Witterung begünstigte die Vermehrung und Aktivität von Stechmücken (Gnitzen), die das Virus übertragen. Deshalb war es aus Sicht des Kreisveterinäramtes absehbar, dass auch bei uns im Kreis Siegen-Wittgenstein ein erster Fall der Blauzungenkrankheit amtlich bestätigt werden würde.
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Tierhalterinnen und Tierhalter, die Krankheitssymptome bei ihren Tieren feststellen, die auf die Blauzungenkrankheit hindeuten, sollten den Verdacht umgehend ihrem praktizierenden Tierarzt beziehungsweise ihrer Tierärztin melden. Bis zur Abklärung des Verdachtes dürfen keine Tiere mehr in andere Betriebe transportiert werden.
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Was das für die Wisente bedeutet
Ein Problem könnte die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit auch für die Wisente in Wittgenstein darstellen. Wisente sind Wildrinder und somit durch die Krankheit gefährdet. Der Ausbruch der Tierseuche macht einen Transfer der Wittgensteiner Wisente aus der ehemals frei umherstreifenden Herde in andere Artenschutz- oder Beweidungsprojekte schwieriger. Bereits durch einen Blauzungenbefall im Landkreis Kleve war ganz NRW als potenzielles Blauzungengebiet deklariert worden. Dass die Krankheit jetzt auch im Kreis nachgewiesen wurde, verschärft die Situation. Vor einem Transport müssen die Tiere auf die Krankheitserreger getestet werden und in Quarantäne. Kreisveterinär Dr. Ludger Belke macht bei einem Medientermin im Managementgatter Anfang Juni aber deutlich, dass bis dato keines der Tiere im Wisentgehege krank sei.
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Für Landwirte, Tierhalter oder auch das Wisentprojekt bedeutet dies: Betriebe, in denen ein Verdacht auf eine Infektion mit dem Virus der Blauzungenkrankheit besteht oder in denen eine Infektion nachgewiesen wurde, müssen gesperrt werden und dürfen keine Tiere mehr in andere Betriebe transportieren. Der Viehhandel mit empfänglichen Tieren (Rinder, Schafe, Ziegen und sonstige Wiederkäuer) aus NRW in blauzungenfreie Gebiete sowie in die Niederlande und nach Belgien ist nur noch unter bestimmten Auflagen möglich.
Weitere Informationen für Halterinnen und Halter von Rindern, Schafen, Ziegen, Neuweltkameliden und Wildwiederkäuer hat das Kreisveterinäramt unter www.siegen-wittgenstein.de/blauzungenkrankheit zusammengestellt.