Erndtebrück. Der „Kreativtreff“ im Stoffladen „Cascada“ ist nach Corona endlich wieder am Start. Und in der Runde wird nicht nur übers Stricken geschwätzt.
Endlich: Erstmals nach langer Corona-Pause kommt er an diesem Nachmittag wieder zusammen, der „Kreativtreff“ im Erndtebrücker Stoffladen „Cascada“. Derzeit sitzen zwar ausschließlich Frauen ab Mitte 40 in der Runde – doch das soll sich ändern.
Anke Schulz aus Bad Berleburg ist eine der Stammgästinnen des Treffs. „Die Strickliesels Erndtebrück‘“ heißt die WhatsApp-Gruppe, in der sich die derzeit 16 Frauen des etwas anderen Stammtischs auch digital treffen, sich verabreden. Alle kommen aus Erndtebrück und Umgebung, die Altersspanne reiche „von Mitte 40 bis Ende 70“, so Schulz. Strickende Männer sind übrigens herzlich willkommen, halten sich aber ganz offensichtlich noch zurück.
Ira Treude reicht nicht nur die Wollknäuel an
Ira Treude gehört nun schon seit vier Jahren zum Team von „Cascada“. In dem Laden an der Siegener Straße, direkt am sogenannten Fleischwurst-Kreisel, werden Stoffe und Wolle, aber auch Geschenkartikel verkauft. Und mindestens so lange gibt’s auch den beliebten Kreativtreff – eine lockere Runde zum Austauschen und Testen, aber natürlich auch, um bei einer Tasse Kaffee „ein bisschen zu schwätzen“, schmunzelt Treude. Ihre Fachbereiche im Laden-Team: Sticken, Stricken, Wolle. Offiziell hat sie die Leitung des Treffs, aber meistens kümmerten sich schon „die Mädels“ selbst beim Stricken umeinander. „Ich reiche vielleicht die Wollknäuel an und helfe, Ideen umzusetzen“, erklärt Treude ihre Rolle. Zumal sie ja ganz nebenbei auch Kundinnen und Kunden bedient, die in den Laden kommen.
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Unterdessen klappern in der Sitzecke des Ladens weiter die Stricknadeln. „Jeder strickt, was er so braucht“, erzählt Anke Schulz – etwa ein schönes Oberteil. Was halt so aktuell sei. Und Stricken sei ja auch gerade „wieder mehr gefragt“, findet sie.
Kinderkleider, Mützen, Schals, Tücher
Da kommt ihr ganz spontan Tom Daley in den Kopf, britischer Olympiasieger im Synchronspringen. Er war während der Olympischen Spiele 2021 in Tokio dabei zu sehen, wie er auf der Zuschauertribüne strickte. In der Runde „zeigen wir uns untereinander natürlich auch die Kniffe“, verrät Schulz. Zugleich stricke jeder ein bisschen anders. Oder häkele, sticke. Das Material im Treff ist eben nicht nur Wolle. Doch dazu später.
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Noch kein Patentrezept gefunden
Niemand in der Runde ist derzeit unter Mitte 40 – wie kann man denn jüngere Menschen dafür begeistern, in der Gruppe kreativ mit Stoff umzugehen? „Wir haben den Kniff noch nicht gefunden“, bedauert Ira Treude. Außerdem seien die meisten jüngeren Leute berufstätig – „und abends ist bei denen dann die Luft raus“, fügt Anke Schulz hinzu. Dieser Zielgruppe fehle oft einfach die Zeit für so etwas.Ganz anders sehe das bei den anlaufenden Nähkursen im „Cascada“ aus, berichtet Ira Treude: Da sei das Publikum „bunt gemischt – von Jugendlichen bis zu den Omas“. Gerade jüngere Leute lädt Treude herzlich zum Mitmachen bei allen Gruppen-Angeboten im Laden ein: „Einfach anrufen oder vorbeikommen“.
Und was wird so gestrickt? „Kinderkleider, Mützen, Schals, Tücher“ fallen Ira Treude da ganz spontan ein. Mehrere der Damen in der Runde haben momentan quietschbunte Wollsocken in Arbeit, die in ganz verschiedenen Techniken entstehen. Die beste Technik, so Treude: alles in einem Rutsch stricken. „Dann reicht meist auch nur ein Knäuel.“ Um die Socken auch in der richtigen Größe hinzubekommen, gibt’s spezielle Schablonen. „Wenn’s dann aber doch nicht stimmt, ribbelt man das Ganze einfach wieder auf“, erklärt Treude. Zweiter Versuch.
Spezieller Socken-Kurs startet
Apropos Socken: Vor der Ladentür wirbt ein Schild für neue Nähkurse – aber auch einen Kurs „Socken stricken“. Die Nachfrage sei jedenfalls da, so Ira Treude.
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Natürlich wird nicht nur gefachsimpelt, sondern auch ganz privat geplaudert. Über anstehende Geburtstage in der Runde ebenso wie über plötzliche Todesfälle in der Familie. Und Reinhilde Kahlert aus Birkefehl freut sich schon auf ihren Griechenland-Urlaub demnächst. Mit ihrem angefangenen Wollpullover ist sie allerdings nicht zufrieden. „Ich glaube, den muss ich wieder aufribbeln“, bedauert sie.
Handarbeiten verbindet
Ingrid Burkert aus Erndtebrück hat ihr zweites Hobby Basteln genutzt, um ein Wollhäuschen aus Sperrholz zu bauen. In dem kann sie ihre Utensilien, das Material und ihr angefangenes Werkstück jetzt bequem transportieren. „Ich hatte das Haus auf einem Foto im Internet gesehen und einfach nachgebaut“, erzählt sie.
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Andrea Bender aus Erndtebrück hat es nicht so mit den Stricknadeln, sie stickt lieber. Heute hat sie eines ihrer schönen „Gartenfeen“-Motive mitgebracht, die sie demnächst zu einem Quilt zusammenfügen möchte. Und wie ist Bender ausgerechnet zum Sticken gekommen? „Da hat mich eine Freundin angefixt“, verrät sie – und zwar mit so schönen Motiven, „da habe ich auch angefangen“. Beim „Kreativtreff“ fühlt sich Bender trotzdem wohl, denn: Handarbeiten verbindet.