Wittgenstein. Weihnachten steht vor der Tür – und Lieferengpässe könnten das Geschäft der Einzelhändler schwerer zu machen. Wie, das zeigt unsere Umfrage.

Weihnachten ist nicht mehr weit. Schon jetzt machen sich viele Wittgensteiner Gedanken um die Geschenke für ihre Lieben. Aber beim Einkauf können böse Überraschungen warten. Aktuell meldet der Handel Lieferschwierigkeiten. Wir haben uns in Wittgen­steiner Geschäften umgehört.

Im Geschenke-Laden

Margret Mause betreibt in Bad Berleburg ein Geschäft für Deko-Artikel und Geschenke. Wegen der Lieferengpässe „können Nachbestellungen, beispielsweise Handtaschen, nicht vollständig geliefert werden“, so die Inhaberin. Aber noch könnten die entstandenen Lücken mit Waren aus dem Lager gefüllt werden. Der Preis habe sich nicht verändert, ,,könne aber demnächst steigen“. Nach Mauses Angaben werde das Weihnachtsgeschäft nicht beeinträchtigt. Dennoch empfehle sie ihren Kunden, „das, was ihnen gefällt, jetzt zu kaufen und nicht noch vier Wochen zu warten“.

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Im Modehaus

Erik Strys aus dem Modehaus Krug verweist besonders auf die Folgen der Corona-Pandemie. „Spielzeug sowie in Teilen Kleidungsstücke, speziell Sportschuhe sind nur schwer verfügbar“, teilte er uns mit. Krug verkaufe stattdessen Produkte aus dem Lager. Außerdem berichtete er von Lieferverzögerungen und teils Preiserhöhungen durch die Pandemie. Er erläuterte die Verzögerungen am Beispiel der Marke Schleich: „Die Produkte sollten ursprünglich mit dem Flugzeug geliefert werden. Da dies nicht möglich war, verfrachtete man die Ware mit dem Schiff. Aber dieses hing daraufhin in Russland fest.“

Im Spielwaren-Geschäft

Spielwaren-Händler Rainer Trapp aus Bad Berleburg berichtet über steigende Lego-Preise: „Diese Kosten ergeben sich aufgrund der steigenden Rohstoff-, Container- und Frachtkosten.“
Spielwaren-Händler Rainer Trapp aus Bad Berleburg berichtet über steigende Lego-Preise: „Diese Kosten ergeben sich aufgrund der steigenden Rohstoff-, Container- und Frachtkosten.“ © Unbekannt | Hannah Sophie Wignanek

Speziell die Spielwaren-Geschäfte sind von Veränderungen betroffen. „Die Herstellerfirmen erhöhen immer öfter die Preise für ihre Artikel. Noch heute habe ich die Zahlen der Lego-Produkte für den Januar nächsten Jahres bekommen“, berichtete Rainer Trapp vom Spielwaren Bald in Bad Berleburg. Ergebnis: Der Preis für Lego stieg im Durchschnitt um ganze 4,5 Prozent. „Diese Kosten ergeben sich aufgrund der steigenden Rohstoff-, Container- und Frachtkosten“, erläutert der Spielwaren-Händler. Er rät seinen Kunden, wenn sie etwas Spezielles kaufen möchten, „dies früher zu tun“. Außerdem gebe es Probleme bei der Lieferung, die längere Wartezeiten zur Folge habe. „Allgemein haben die Lieferschwierigkeiten und steigenden Preise schlechte Auswirkungen auf den Spielwaren-Handel“, so Trapp.

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Bei der Blumenhändlerin

„Also, unsere Frischware aus den Niederlanden kommt weiterhin“, sagt Jowita Winter, Inhaberin von „Rita’s Blumenwelt“ im Erndtebrücker Einkaufszentrum. Und es gebe auch keine Hinweise von den Lieferanten, dass Engpässe in Sicht seien. Sicher: Bei den Deko-Artikeln müsse man nach der Bestellung schon einmal etwas länger warten, doch das sei nichts Großes. Für den Advent sei aber alles noch da, betont Winter – und „für Weihnachten haben wir uns schon ein bisschen eingedeckt“. Wie es mit den Lieferketten, aber auch der Preis-Entwicklung im Warenangebot weitergehe, müsse man im nächsten Jahr sehen, findet Winter. Ihr Tipp an die eigenen Kunden: Jetzt bloß keine Panik – denn für die Wintersaison sei alles vorbereitet.

Im Stoff-Geschäft

„Die Vertreter haben schon angekündigt, dass es eng werden könnte“, berichtet Sandra Michel, Inhaberin von „Cascada“, dem Laden rund ums Stricken, Sticken, Häkeln und Nähen in Erndtebrück, über die Perspektive bei den Waren-Lieferungen. „Deshalb rüsten wir uns jetzt schon – und nicht erst auf den letzten Drücker.“ Das Waren-Sortiment für die ganze Weihnachts-Deko stehe bereits, ebenso das Angebot dickerer Stoffe für das beliebte Patchwork. Und ob die Endpreise für die Kundschaft steigen, hänge unmittelbar mit den Preisen der Lieferanten zusammen, erklärt Michel. Ihr Rat an die Kundinnen und Kunden für die Weihnachtseinkäufe: „Ich sehe die Situation eigentlich noch entspannt. Ich würde aber jetzt nicht bis Dezember warten.“

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In der Parfümerie

Meist seien es nur „Kleinigkeiten“ im Sortiment, die vorübergehend nicht verfügbar seien, so Christine Acker Geschäftsführerin der „Stadtparfümerie Acker“ in Bad Laasphe. Darüber hinaus „wissen wir natürlich nicht, welche Engpässe die Herstellerfirmen haben“. Neuheiten auf dem Markt würden bei wöchentlicher Bestellung jedenfalls geliefert. Bei den Endpreisen verändere sich derzeit nichts. Was die Besorgungen für das anstehende Weihnachtsfest angehe, seien die Kundinnen und Kunden „jederzeit herzlich willkommen“, so Christine Acker. Natürlich sei in den letzten Wochen vor Heiligabend „viel los“, aber: „Das brauchen wir auch, damit wir wieder wissen, wie unser Weihnachtsgeschäft läuft.“ Zur Erinnerung: Vergangenes Jahr verhagelte ein Lockdown in der Corona-Pandemie den Einzelhändlern einen Großteil ihrer Umsätze.

Kommentar: Vom Mangel ausgebremst

Redakteur Eberhard Demtröder
Redakteur Eberhard Demtröder © Unbekannt | Ralf Rottmann

Weihnachtsgeschenke schon Mitte Oktober kaufen? Zumindest in diesem Jahr sollten wir es uns gut überlegen, die Präsente für die Lieben erst auf den letzten Drücker zu besorgen, denn: Rund um den Globus gibt es derzeit Brüche in den Lieferketten für Ware ganz verschiedener Handelsbranchen. Daran ist die Corona-Pandemie schuld, die oft ganz abrupt Arbeitskräfte aus ihrem Alltag holt – aber auch ein schlichter Mangel an verfügbaren Frachtcontainern zum Beispiel bremst Lieferungen brutal aus, die inzwischen weltweit eng getaktet sind.

Eigentlich war es aber gerade in der Vorweihnachtszeit noch nie ratsam, konsequent auf Last-Minute-Geschenke zu setzen, die beim Beschenkten womöglich gar nicht so gut angekommen wie sorgsam ausgewählte. Und im vergangenen Jahr? Kam Mitte Dezember plötzlich wieder so ein Lockdown – und aus war’s von heute auf morgen mit dem Weihnachtsshoppen!

Eberhard Demtröder