Schwarzenau. 2022, spätestens 2023 soll der Ausbau der Ortsdurchfahrt Schwarzenau beginnen. Der ist ohne Zweifel dringend, es gibt aber auch kritische Töne.
Einstimmig hatten die Politiker im Bad Berleburger Ausschuss für Planen, Bauen, Wohnen und Umwelt Mitte Juni zugestimmt, dass der Landesbetrieb Straßen NRW und die Stadt Bad Berleburg ab dem kommenden Jahr gemeinsam die Landstraße L 553 in der Ortsdurchfahrt abschließend ausbauen. Gänzlich unwidersprochen bleibt die Baumaßnahme, die wohl anderthalb Jahre Bauzeit in Anspruch nehmen wird, jedoch nicht.
Die KAG-Frage
Planungen inklusive Umweltschutz
Der Landesbetrieb Straßen NRW und die Stadt Bad Berleburg als gemeinsame Träger des Straßenausbaus in Schwarzenau tragen dem Umweltschutz bei den Planungen bereits mehrfach Rechnung.Dies geschieht etwa durch einen Landespflegerischen Begleitplan (LBP), eine Artenschutzprüfung (ASP), eine „Kompensation entstehender Eingriffe“ und einer Absprache mit den zuständigen Naturschutzbehörden.
Sicher: Dass vor allem die Buckelpiste durch Schwarzenau zwischen der Einmündung Alexander-Mack-Straße und dem Ortsausgang Richtung Beddelhausen dringend verschwinden müsste, darin herrscht durchaus Einigkeit. Allerdings gab es im Ausschuss auch Bedenken – etwa von SPD-Ratsherr Bodo Hüster zur Frage nach den KAG-Beiträgen der Anlieger für den Straßenausbau. Die beträfen zwar nur wenige Grundstückseigentümer, aber dafür jeweils erheblich. Dazu erklärte Christoph Koch, städtischer Dezernent Planen, Bauen Wohnen, dass die entstehenden Gehweg-Kosten förderfähig seien und mit Hilfe des Landes NRW um die Hälfte reduziert werden könnten.
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Das Riesenprojekt
Der KAG-Beitrag – er ist auch für Otto Marburger ein Thema, Anlieger der Edertalstraße, wie die L 553 in der Ortsdurchfahrt heißt. Viel privates Geld sei das für eine öffentliche Straße. „Was mir Sorge macht: dass es so ein Riesenprojekt ist – nur, damit man die Straße ein bisschen verbreitern kann.“ 18 Monate – das sei „eine ewig lange Bauzeit“, die keinen freue.
Die lauten Kanaldeckel
Andererseits räumt Marburger ein, dass es auf Landstraße derzeit schnell eng werde, wenn Lastwagen unterwegs seien. Und „sinnvoll“ sei es natürlich, wenn der Verkehr gerade dort „etwas beruhigt wird“, wo die Busse halten. Auch positiv aus Marburgers Sicht: dass die „Kanaldeckel, die schrecklichen Krach machen“, wenn etwa schwere Laster darüberfahren, demnächst wohl eher in den Gehweg fielen.
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Die große Kastanie
Im Blick behalten möchte Otto Marburger eine große Kastanie auf seinem Grundstück, die direkt am Fahrbahnrand stehe. Hier solle ein Baumsachverständiger dafür sorgen, dass keine Fehler gemacht werden, wenn gebaut werde – und womöglich das Wurzelwerk des Baumes bedroht sei.
Die Stützmauern
Auch Michael Düben, Naturschützer beim NABU und sachkundiger Bürger der Berleburger Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, hat das Straßenbau-Projekt kritisch im Visier. Er erinnert sich an den Bau von Stützmauern in einem ersten Abschnitt des Ausbaus Richtung Arfeld unmittelbar neben einem Brutgebiet geschützter Vogelarten. Andererseits habe die Natur hier inzwischen schon vieles wieder zurückerobert.
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Der Vogelschutz
In dem Abschnitt der L 553, der jetzt ausgebaut werden solle, gebe es nach seinem Wissen keine weiteren Vogelschutzgebiete, so Michael Düben – „erst wieder Richtung Beddelhausen im Edertal“, in einer offenen Ederaue, die auch vom NABU gepflegt werde. Hier rasteten nicht selten viele Zugvögel. Naturschutzgebiete seien von dem Ausbau „nicht tangiert“, schätzt Düben – zumal die Landstraße „außerhalb der Überschwemmungsflächen der Eder“ liege.
Die nötigen Eingriffe
Kurzum: Natur- wie artenschutzrechtlich sei ihm nichts bekannt, so der Bad Berleburger Naturschützer, „was dem Ausbau entgegensteht“. Ein Auge hat Düben allerdings auf die „Eingriffe in den Bewuchs“, die für die geplante Verbreiterung der Straße notwendig seien: Sie könnten natürlich nur „außerhalb des Brutgeschehens“ heimischer Vogelarten geschehen.
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Der Radverkehr
Unterdessen regen die Bad Berleburger Grünen für die weiteren Bauplanungen in Schwarzenau an, die Belange der Radfahrer besser zu berücksichtigen. Dies könne entweder durch Schutzstreifen auf der Fahrbahn geschehen, aber auch durch eine geteilte Nutzung des angedachten Gehweges für Fuß- und Radverkehr. Hier könne der parallel verlaufende Ederauen-Radweg „in keinster Weise ein Ersatz“ sein.