Schwarzenau. Eine Umfrage unserer Redaktion zeigt: Die Anlieger hoffen auf mehr Verkehrssicherheit, Geschäftsleute auf Erreichbarkeit während der Bauarbeiten.

2013: Die Landstraße L 553 zwischen Arfeld und der hessischen Landesgrenze hinter Beddelhausen steht zur Sanierung an. Doch so manche Schwarzenauer sind enttäuscht, denn: Ihre Ortsdurchfahrt wird bei dieser Baumaßnahme ausgespart. Sie gehöre ausdrücklich nicht zu den Leistungen des Vertragspakets mit der privaten VIA-Bau Südwestfalen, erklärte der zuständige Landesbetrieb Straßen NRW damals. 2023 soll es nun aber wirklich losgehen mit dem Ausbau. Und die meisten Anlieger aus einer Umfrage unserer Redaktion sind froh, dass endlich etwas passiert.

Der Baustart

„Ein Baustart ist 2023 möglich“, sagt Julia Ollertz, Sprecherin des Landesbetriebs Straßen NRW, Regionalniederlassung Südwestfalen in Netphen. „Dabei muss von etwa 18 Monaten Bauzeit ausgegangen werden.“

Das sagt der Ortsvorsteher

Andreas Lückel, Ortsvorsteher Schwarzenau, über das Ausbau-Projekt: „Die Schwarzenauer haben das schon auf dem Schirm. Und die meisten Leute freuen sich, dass eine deutliche Verbesserung stattfindet.“
Andreas Lückel, Ortsvorsteher Schwarzenau, über das Ausbau-Projekt: „Die Schwarzenauer haben das schon auf dem Schirm. Und die meisten Leute freuen sich, dass eine deutliche Verbesserung stattfindet.“ © WP | CDU Bad Berleburg

Schwarzenaus Ortsvorsteher An­dreas Lückel sieht eine breite Mehrheit der Bewohner im Ort hinter dem Ausbau-Projekt. Jedenfalls sei er von potenziellen Gegnern bislang nicht kontaktiert worden, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. „Die meisten Leute freuen sich, dass eine deutliche Verbesserung stattfindet.“ Und: „Die Schwarzenauer haben das schon auf dem Schirm“, so Lückel mit Blick auf die anstehenden Bauarbeiten, seien zum Beispiel durch seine Quartalsbriefe „im Bilde“.

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Auch Lückel bedauert, dass die Ortsdurchfahrt im Rahmen des Landstraßen-Programms vor zehn Jahren „nicht mitgemacht“ worden sei. Aber damals hätten auch „andere Planungskriterien“ gegolten.

Von der Ecke Edertalstraße/An der Struthwiese in Höhe „Dorfmarkt“ bis zur Einmündung Alexander-Mack-Straße ist aus Sicht des Ortsvorstehers die Erreichbarkeit während der Bauarbeiten gegeben. Schließlich werde dort nicht unter Vollsperrung gebaut. Und „bei den Phasen der Vollsperrung ist besprochen, dass für Berechtigte und Anlieger immer eine Möglichkeit gefunden wird, die Baustelle zu passieren“. Das habe auch schon „gut geklappt“, als seinerzeit der Kohlrücken ausgebaut worden sei.

Die sieben Bauphasen

In insgesamt sieben Bauphasen wollen der Landesbetrieb und die Stadt Bad Berleburg den Ausbau des etwa einen Kilometer langen Abschnitts zwischen der Einmündung „An der Struthwiese“ (K 43) sowie dem Ortsausgang Richtung Beddelhausen und hessischer Landesgrenze vornehmen – vier davon zwischen Alexander-Mack-Straße und der Tankstelle unter Vollsperrung. Hier soll die Fahrbahn durchgängig auf 6,25 Meter verbreitert und um einen 1,50 Meter breiten Gehweg ergänzt werden. Ferner werden – etwa an der Einmündung Alexander-Mack-Straße – neue, barrierefreie Bushaltestellen in Höhe zweier neuer Mittelinseln gebaut. Die Baukosten für den gesamten Ausbau schätzt der Landesbetrieb auf rund 1,8 Millionen Euro.

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Der Bürgersteig

Blick auf den „Dorfmarkt“, Ecke Edertalstraße/An der Struthwiese. Hier wird demnächst der Bürgersteig weitergebaut.
Blick auf den „Dorfmarkt“, Ecke Edertalstraße/An der Struthwiese. Hier wird demnächst der Bürgersteig weitergebaut. © Eberhard Demtröder

Endlich einen Bürgersteig – das wünscht sich Kevin Dietrich (32), mit seiner Frau vor zweieinhalb Jahren in Schwarzenau zugezogen. Dabei denkt er nicht zuletzt an sein sieben Monate altes Kind, das ja auch einmal älter wird. Eine geplante Bürgerinformation zum Ausbau würden der junge Förster oder seine Frau natürlich gern besuchen – „das betrifft uns ja auch“.

Die Bürgerinformation

Eine Bürgerinformation rund um den anstehenden Ausbau, derzeit für den 25. August 2021 geplant, bestätigt der Landesbetrieb Straßen. Allerdings: „Ob die Information in digitaler Form stattfindet, wie kürzlich beim geplanten Ausbau der B 480, oder vor Ort in Bad Berleburg, hängt von der Pandemie-Lage ab.“

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Die Schlaglöcher

Dietrichs Nachbar Jan Althaus (33) nimmt die Schlaglöcher der Landstraße im Visier. Dadurch würden die Lkw schon sehr laut, sagt er – und hofft, dass es mit einer neuen Straße besser wird. Den fünf Jahre alten Sohn fahren die Eltern lieber in die an sich nahe Kita – auch wegen des Verkehrs.

Der Lkw-Verkehr

„Um 4 Uhr morgens fängt’s oft schon an“, berichtet Ulrike Schanze über den Lkw-Verkehr auf der L 553 direkt vor ihrem dreifach verglasten Wohnzimmer-Fenster. „Da brauche ich keinen Wecker mehr, wenn ich Frühdienst habe“, so die 63-Jährige, die als Produktionshelferin bei der Firma Agrodur im Dorf arbeitet. Und dass im Moment die L 877 zwischen Elsoff und Alertshausen wegen Brücken-Bauarbeiten gesperrt sei, merke man in Schwarzenau schon. Als Fußgänger habe man spät abends im Dunklen schlechte Karten: Ohne Taschenlampe sei der Weg entlang der Straße einfach gefährlich.

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Die Bushaltestelle

An der Einmündung Alexander-Mack-Straße soll die Bushaltestelle komplett neu gestaltet werden.
An der Einmündung Alexander-Mack-Straße soll die Bushaltestelle komplett neu gestaltet werden. © Eberhard Demtröder

Nur ein Schild, aber kein befestigter Bussteig – das ist die Bushaltestelle „Schwarz­enau Tankstelle“ Ecke Edertalstraße/Im Bach, Fahrtrichtung Arfeld. Hier sei das Warten auf den Bus für Schulkinder einfach zu gefährlich, von allen Seiten rausche der Verkehr heran, sagt Krankenschwester Nicole Zacharias (48), selbst Mutter zweier Kinder (8 und 16). An einem Mittwochmittag neulich hat sie einmal nachgezählt: 65 Lkw in nur 45 Minuten rauschten in Höhe der Haltestelle über die L 553. Nach Angaben des Landesbetriebs ist die Landstraße in Schwarzenau mit durchschnittlich rund 2000 Fahrzeugen und über 100 Schwerlast-Fahrzeugen pro Tag belastet.

Die Tankstelle

Unterdessen macht sich Ehemann York Zacharias (48) Sorgen darum, wie es während der Bauarbeiten mit seiner Tankstelle an der L 553 weitergeht. „Ein Jahr mit Vollsperrung – da würde es schon schwierig mit der Existenz“, sagt er – und hofft nun sehr darauf, dass während der Bauarbeiten jederzeit gilt: „Zufahrt zur Tankstelle frei“.

Die Umleitungen

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Während der Bauarbeiten soll der Autoverkehr „kleinräumig umgeleitet werden“, so der Landesbetrieb Straßen weiter -- „wie genau, das muss noch gemeinsam mit der Polizei und den zuständigen Straßenverkehrsbehörden abgestimmt werden“. Derweil soll der Lkw-Verkehr weiträumig über die L 553 und die B 253 von Hatzfeld über Biedenkopf nach Wallau, von dort auf der B 62 über Bad Laasphe und Saßmannshausen zur Leimstruth und schließlich via B 480 zur L 553 in Raumland geführt werden.

Kommentar: Nicht zum Nulltarif

Redakteur Eberhard Demtröder.
Redakteur Eberhard Demtröder. © Ralf Rottmann

Bald schon kommt sie für Schwarzenau, die schöne neue Ortsdurchfahrt. Allerdings sollten sich die Anlieger darüber im klaren sein: Zum Nulltarif wird es sie nicht geben.

Zwar übernimmt das Land NRW laut einer Vereinbarung die Kosten für den Ausbau der Fahrbahn samt neuer, barrierefreier Bushaltestellen, jedoch nicht für den geplanten Bürgersteig innerhalb der Ortsdurchfahrt. Hier führt nämlich die Stadt Bad Berleburg Regie.

Und sie prüft derzeit, inwieweit sich betroffene Anlieger der Ortsdurchfahrt im Rahmen des NRW-Kommunalabgabengesetzes (KAG) an den Baukosten beteiligen müssen. Sie ermittelt die umlagefähigen Kosten, auf deren Basis die Straßenbaubeiträge für die Anlieger berechnet werden. Ferner soll ein Förderantrag bei der Bezirksregierung Arnsberg gestellt werden, der die KAG-Beiträge im Idealfall um die Hälfte reduziert – Ergebnis offen. Gut möglich, dass die Anlieger am Ende auf einem Teil der Kosten sitzenbleiben.

Eberhard Demtröder