Bad Laasphe. Eigentlich sollte das 130 Jahre alte Bauwerk einer tragfähigen, modernen Brücke weichen. Doch was erlauben Denkmalschützer der Stadt jetzt noch?
Die stählerne Brücke aus dem 19. Jahrhundert über die Lahn im Verlauf der Brückenstraße vom Kino hinüber zum Kurpark auf dem „Steinchen“ wird nun offiziell Bad Laaspher Baudenkmal, nachdem Denkmalschützer aus Münster den Eintrag in die Denkmalliste beantragt hatten. Glücklich ist man darüber bei der Stadtverwaltung aber nicht wirklich.
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Immerhin: „Die ursprüngliche Überlegung war, die Traglast mittels eines Ersatzneubaus an gleicher Stelle auf 40 Tonnen zu erhöhen. Dies entspricht der gängigen Einwirkung auf Straßenbrücken und ist für solche ein üblicher Wert“, so Marcus Winkeler, im Bad Laaspher Rathaus Leiter des Fachbereichs Bauen und Planen.
Alternative über Schützenplatz
Im Klartext: Die alte Brücke sollte abgerissen werden, damit über eine neue auch leichter etwa schwerere Lkw fahren können, zum Beispiel die Feuerwehr.
Schließlich habe die Brücke „eine nicht unerhebliche Bedeutung für die Stadt Bad Laasphe“, so Winkeler weiter: „Sie ist Zuwegung zum Kurpark, zur Wohnbebauung im dortigen Bereich, zum Schützenplatz und zur Kleingartenanlage ,Im Hombach‘.“ Eine alternativer Weg zum Kurpark führe über den Schützenplatz – allerdings sei er eng und steil. Deshalb untersuche die Stadt Bad Laasphe auch noch andere Alternativen einer Wegeführung.
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Abriss und Neubau der Brücke sollten ursprünglich noch im Laufe dieses Jahres über die Bühne gehen, so der Fachbereichsleiter – „im Zuge einer längeren Sperrpause der Deutschen Bahn“. Denn das Gleis der Oberen Lahntalbahn verläuft direkt neben dem Brückenbauwerk. Diesem Vorhaben sei ein mehrjähriger Untersuchungsprozess und eine Behandlung der Thematik in der Laaspher Brückenkommission und in den politischen Gremien vorausgegangen. Realistische Kosten für einen Brückenneubau: rund eine Million Euro.
Klärendes Gespräch mit Denkmalschützern
Doch jetzt kommt alles anders. Derzeit sei noch gar nicht klar, welche Maßnahmen im Hinblick auf den Denkmalschutz überhaupt noch umsetzbar sind, so Marcus Winkeler. Ein klärendes Gespräch mit den Denkmalschützern vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sei noch für diesen Monat terminiert.
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Unterdessen regt der Bad Laaspher FDP-Fraktionschef und Architekt Klaus Preis im Umwelt-, Bau- und Denkmalausschusses an, die durchaus erhaltenswerte Brücke zu demontieren und an anderer Stelle als Baudenkmal weiterleben zu lassen, sie etwa als reine Fußgängerbrücke wieder aufzubauen.
Prüfung soll Schäden zeigen
Hier ist Marcus Winkeler jedoch skeptisch: „Sowohl die Brücke als auch die Widerlager sind unter Denkmalschutz gestellt worden“, sagt er. Ob in diesem Falle noch eine ,Versetzung‘ der Brücke zulässig sei, müsse ebenfalls mit dem LWL geklärt werden.
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Unabhängig von den Gesprächen rund um den Denkmal-Status der Brücke denkt die Stadtverwaltung über ein Monitoring, also eine Überwachung der bereits abgängigen Brücken-Widerlager durch ein Vermessungsbüro nach, „um Veränderungen an den Widerlagern in einem ersten Schritt zumindest noch engmaschiger beobachten zu können“, so Marcus Winkeler von der Bauverwaltung. Und nach der bevorstehenden, turnusgemäßen Brückenprüfung werde „sich zeigen, wie sich die Schäden in den letzten Jahren entwickelt haben“.
Kommentar: Aus dem Verkehr ziehen
Eine Brücke aus dem 19. Jahrhundert wird Baudenkmal, weil sie wichtig ist für Bad Laasphes Verkehrs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte – das ist nachvollziehbar. Schwierig wird es aber, wenn dieses Denkmal den alltäglichen Straßenverkehr nicht mehr trägt und außerdem Schäden aufweist, in Teilen sogar abgängig ist. So eine Brücke gehört aus dem Verkehr gezogen.
Warum das Bauwerk jetzt nicht demontieren, wenn sein Abriss ohnehin anstand, und es anderswo im Stadtgebiet als Fußgängerbrücke nutzen? Oder in einem Freilichtmuseum? Allemal besser, als am Fuße des Kurparks neue Umwege einzurichten – zumindest für den schweren Lkw-Verkehr.
Eberhard Demtröder