Bad Laasphe. Gegen den Eintrag in die Denkmalliste hat die Politik kein Widerspruchsrecht. Warum die Fachleute das Bauwerk so wertvoll finden.
Auf Anregung aus der Bad Laaspher Bevölkerung hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in Münster jetzt beantragt, die stählerne Brücke über die Lahn im Verlauf der Brückenstraße vom Kino hinüber zum Kurpark als technisches Baudenkmal unter Schutz zu stellen. Die Politiker im Umwelt-, Bau- und Denkmalausschuss werden in ihrer Sitzung am 1. Juni über die Eintragung des Bauwerks in die Denkmalliste informiert, ein Beschluss dafür ist nicht erforderlich.
Vielmehr gilt, dass für den Eintrag „die gesetzlichen Tatbestandsvoraussetzungen nach § 2 des Denkmalschutzgesetzes Nordrhein-Westfalen (DSchG NW) vorliegen“. Der LWL als NRW-Landesbehörde ist unter anderem für Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen zuständig.
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Laut einem Gutachten, das die Diplom-Industriearchäologin Eva-E. Schulte vom LWL auf der Basis vorhandener historischer und aktueller Unterlagen vorgelegt hat, ist die Brücke „bedeutend für die Geschichte des Menschen, speziell der Menschen in Bad Laasphe und dessen Ortsteils Kunst-Wittgenstein sowie deren Verkehrs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, weil sie als bauliches Relikt die 1887 neu angelegte Wegeführung von der Stadt zum Steinchen, in die umliegenden ländlichen Gebiete bezeugt.“
Projekt von Stadt und Bahn
Wie es im Gutachten weiter heißt, ermöglichte der Brückenbau „ab 1888 nach der bisherigen Nutzung einer einfachen Holzbrücke sowie einer Furt einen gesicherten Übergang über das Gewässer und eine Nutzung auch durch schwere Fuhrwerke, die regionale Waren sowie Rohstoffe in die Stadt und aus dieser heraus transportieren konnten“. Von der neuen, tragfähigeren Brückenverbindung im Verlauf einer bereits zuvor genutzten, historischen Wegeverbindung zentral in die Stadt haben laut LWL „aber nicht nur die ortsansässigen Betriebe wie Gerbereien und Mühlen“ profitiert, „sondern auch sonstige Bewohner der Stadt, zumal die Brücke auch als Zuwegung zum Schützenplatz diente“.
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Die Geschichte der Brücke „als Gemeinschaftsprojekt von Stadt und Eisenbahndirektion“ sei „eng verknüpft mit der Entwicklung der Eisenbahnlinie Kreuztal – Cölbe und somit wichtig für die verkehrstechnische und wirtschaftliche Entwicklung und Erschließung der Region“, ist im Gutachten zu lesen. „An dem aufwendig geplanten und durchdachten Bauvorhaben waren zahlreiche regionale sowie überregionale Unternehmen beteiligt.“ Bautechnisch gesehen dokumentiere die Brücke „anschaulich die Entwicklung des Verkehrswesens und hier im speziellen den Brückenbau sowie die Brückenarchitektur jener Zeit“, so der LWL im Gutachten. „Derartige Konstruktionen gelangten bis in die 1930er Jahre in Eisen- oder Stahlbauweise zur Ausführung, vor allem beim Bau von Bahnstrecken, seltener hingegen im Straßenbau, wie im vorliegenden Fall geschehen – wenn auch mit Bezug zum Eisenbahnbau.“ Besonders hervorzuheben sei hier „die schlanke Konstruktionsweise der Fischbauchträger-Brücke und deren sehr filigrane und optisch ansprechende Ausführung“.
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