Bad Berleburg. Für die beiden Polizeibeamten Bernd Dickel und Martin Kroh beginnt am Dienstag ein neuer Lebensabschnitt. Für jeden ein anderer.
Für die beiden Polizeibeamten Bernd Dickel und Martin Kroh beginnt am Dienstag ein neuer Lebensabschnitt. Am Donnerstagmorgen sind sie noch zusammen im Streifenwagen unterwegs gewesen. „Für mich war das wahrscheinlich die letzte Fahrt im Streifenwagen“, sagt Bernd Dickel über die Vorstellungstour von Rathaus zu Rathaus in den drei Wittgensteiner Kommunen. Dickel wird am Dienstag 60 Jahre und zwei Tage alt sein und in den Ruhestand gehen. Der 1. Polizeihauptkommissar übergibt dann die Leitung der Wache an Martin Kroh, seinen „Wunschkandidaten“.
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Auch für das Team wird das etwas Besonderes sein. „Das jemand 15 Jahre lang Wachleiter ist, werden wir so schnell nichtmehr erleben, weil es ja eine Endverwendung ist“, sagt Bernd Dickel. Er hatte diesen Posten in seiner Heimatstadt 2006 von Richard Feige übernommen, der als Berghäuser auch 15 Jahre lang die Wittgensteiner Wache geleitet hatte. Feige kam am Donnerstag auch spontan zum Gespräch dazu. Beide sind sich einig: „Das ist eine ganz wichtige Besetzung“, sagt Dickel, „und es ist gut, dass es ein Wittgensteiner ist.“
Für Martin Kroh ist es „eine völlig neue Zeitrechnung“. Anders als Dickel, der in der Polizei im Wachdienst, also der früheren Schutzpolizei, groß geworden ist, ist Kroh von Hause aus Kripobeamter. „Ich bin K-sozialisiert“, formuliert es der 54-Jährige.
Tränen in den Augen
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„Am Dienstag werde ich sicher eine Träne im Auge haben“, ist sich der angehende Pensionär bewusst. Aber Angst vor dem Ruhestand hat er nicht: „Ich habe gedacht, dass es mir mehr Probleme macht, aber ich hatte ja noch Resturlaub und Überstunden und in diesem Jahr schon vier Monate frei.“ Das mit der Träne bezieht er vor allem auf die Menschen und wird ein bisschen melancholisch: „Schade ist, dass ich keine Abschiedsfeier machen konnte.“ Dickel erinnert sich an Weggefährte aus vielen Jahren in Siegen und Wittgenstein. In Siegen war er Dienstgruppenleiter. „Das hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht“. Wittgenstein war da schon beschaulicher, aber auch nicht einfacher.
Zahl der Einsätze stiegt
„Wir haben hier alle Delikte, die es auch in der Großstadt gibt, nur nicht so häufig“, sagt er. Und als er angefangen habe, seien es noch rund 3000 Einsätze pro Jahr gewesen. Heute sind es um die 5400 in Wittgenstein. Trotzdem war Wachleiter ein Traumjob: „Man kann sich seine Arbeit selbst gestalten.“ Auch wenn inzwischen immer mehr von Außen reglementiert wird. „Die Polizeistrukturen verändern sich und begrenzen die Entscheidungsspielräume.“ Gerne ist er immer mit in den Streifendienst gegangen, wenn es die Zeit erlaubte. Allerdings hat sich der Job auch dort verändert. „Wir haben immer mehr mit Veranstaltungskonzepten zu tun gehabt“ – für Volksfeste aber auch die Spiele des TuS Erndtebrück in der Regionalliga. Dann kam die Flüchtlingskrise und der Schutz der Flüchtlingseinrichtungen dazu. Im Gedächtnis bleiben aber auch die vielen schweren Einsatzlagen, wie dem Gasleck in Bad Berleburg oder Brände und Unfälle.
Dank an Feuerwehr, DRK und THW
An dieser Stelle möchte Dickel auch einen Dank loswerden an die vielen hochprofessionellen Kräfte bei der Freiwilligen Feuerwehr, dem Rettungsdienst oder dem THW. Den engen Kontakt zu diesen Helfern zu halten, rät Dickel seinem Nachfolger Martin Kroh, der den Ball auch gerne aufnimmt.
Am Dienstag ist es dann soweit: Dickel gibt seine Dienstwaffe und seinen Ausweis ab und verlässt die Wache. Der Plausch beim Wachwechsel morgens mit den Kollegen wird ihm wohl am meisten fehlen. Aber er weiß die Wache in guten Händen, bei seinem Wunschkandidaten. Er selbst will dann ausspannen, Sport treiben und das schöne Wetter in seinem Ferienhaus am Plattensee in Ungarn genießen.