Bad Laasphe/Siegen. . Die Behauptungen eines angeblichen Augenzeugen über „bürgerkriegsähnliche Zustände“ an der Flüchtlingseinrichtung am Bad Laaspher Schlossberg sind Gegenstand polizeilicher und staatsanwaltlicher Ermittlungen geworden.

Der Vorwurf der Volksverhetzung steht im Raum. Die Bad Berleburger Kripo hat die Anzeigen-Erstattung jetzt an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Die Behauptungen eines angeblichen Augenzeugen über „bürgerkriegsähnliche Zustände“ an der Flüchtlingseinrichtung am Bad Laaspher Schlossberg sind der Grund für die juristischen Ermittlungen. Die von den beteiligten Einsatz- und Rettungskräften nicht bestätigten Schilderungen des Informanten über den Vorfall am 10. Oktober (wir berichteten) waren in einem Medium in gedruckter und in digitaler Form im Internet veröffentlicht worden.

Anwohner ärgert Berichterstattung

Bad Laaspher Familien, die im unmittelbaren Umfeld der Aufnahmeeinrichtung leben, seien aufgrund dieser Berichterstattung von Arbeitskollegen und Bekannten angesprochen worden „Ihr lebt da ja offenbar gefährlich...“. Aber so sei das keineswegs, beteuert Katharina Weber. Sie wohnt in der Straße „Am Dillstein“, nach eigenen Angaben „rund 150 Meter Luftlinie von der Schloßberg-Klinik entfernt.“ Unserer Heimatzeitung erzählt sie von „einem lauten Schrei“, den sie an jenem Samstagnachmittag „kurz nach 16 Uhr“ gehört, dem aber keine Bedeutung beigemessen und ihn draußen Fußball spielenden Kindern zugeordnet habe.

Umstände noch ungeklärt

Die Untersuchungen der Umstände, die zum Tod des Asylsuchenden (35) nach dessen Sturz aus der Bad Laaspher Unterkunft geführt haben, sind noch nicht abgeschlossen.

Selbsttötung oder ein tragischer Unfall können infrage kommen, Fremdverschulden nicht.

Erst als der Rettungshubschrauber in unmittelbarer Nähe der Wohnhäuser inklusive eines Rohbaus landete, habe sie sich Sorgen gemacht, dass der „Bauherr nebenan womöglich vom Gerüst gefallen sein könnte“. Kurze Zeit später wusste sie von einer Nachbarin, die mit ihrem Kleinkind die Straße hinauf kam, dass „dort wohl jemand aus dem Fenster gefallen sei, und dass viele Menschen vor der Klinik“ stehen würden.

"Reißerische und demagogische Berichterstattung“

Von einem Tumult, Attacken oder Bedrohungen gegenüber Rettungskräften könne keine Rede sein, betont Katharina Weber in einem Brief an unsere Lokalredaktion. Darin nehmen sie und ihre Nachbarn Ellen Behle und Kai Knebel Anstoß an der „reißerischen und demagogischen Berichterstattung“ der in Siegen erscheinenden Tageszeitung.

„Es ärgert uns sehr, dass diese Gerüchte weiter laufen“, beschreibt Weber die aktuelle Situation in Bad Laasphe; denn „das schürt die Ängste in der Bevölkerung völlig zu Unrecht. Wir stehen dazu, dass die Flüchtlinge bislang freundlich, höflich und nett zu uns gewesen sind. Wegen denen machen wir Nachbarn uns jedenfalls keine Sorgen – eher wegen denen, die solche Geschichten in die Welt setzen“.

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Genau die möchte nun Alexander Rothenpieler im Namen des Ehrenamts am „Runden Tisch“ in die Verantwortung nehmen. Deswegen hat sich der 48-Jährige an die Kriminalpolizei gewandt, um Strafanzeige „gegen Unbekannt wegen Volksverhetzung und Verleumdung“ zu erstatten. Die Polizei bestätigte auf Anfrage, dass die von Rothenpieler gemachten Aussagen der Staatsanwaltschaft zugeleitet worden sind.

Rothenpieler sagte im Gespräch mit unserer Redaktion: „Die angeblichen Straftaten hat es gar nicht gegeben; aber der entsprechende Artikel findet sich natürlich auf rechten Internet-Plattformen wieder. So etwas sabotiert die Arbeit aller Beteiligten in der Schloßberg-Klinik.“