Siegen. Auswertung zeigt: Fast eine ganze Arbeitswoche geht in Siegen durchschnittlich fürs Warten im Auto drauf. Nicht nur Zeit ist futsch, auch bares Geld.
Autofahrerinnen und Autofahrer verlieren in Siegen 32 Stunden pro Jahr im Stau. Das geht aus der neuen Studie „Traffic Scorecard“ des Anbieters „Inrix“ hervor, der für den Report weltweit Verkehrsdaten ausgewertet hat. Damit liegt Siegen in Deutschland auf Rang 32 und auf Rang 332 der untersuchten Städte weltweit. Direkt davor und danach landen übrigens zwei Städte in den USA: Columbia, Maryland, auf Platz 331 (mit rund 106.000 Einwohnern ziemlich genauso groß wie Siegen) sowie Columbus, Ohio, auf Rang 333 (905.000 Einwohner).
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Deutsche Autofahrer verlieren im Durchschnitt jährlich 43 Stunden im Verkehr (drei mehr als im Vorjahr) - „Spitzenreiter“ ist demnach die Stadt Düsseldorf mit einem Zeitverlust von 60 Stunden, ein Anstieg von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Weltweit die staureichste Stadt ist Inrix zufolge die türkische Metropole Istanbul mit 105 Stunden, gefolgt von New York City und Chicago (beide USA) mit jeweils 102 Stunden. Auch in Siegen ist die Zeit im Stau länger geworden: Laut Auswertung 19 Prozent mehr als im Jahr 2023 sowie 26 Prozent mehr als 2022.
Stau in Siegen: In Deutschland kostet Zeitverlust im Verkehr 3,6 Milliarden Euro
Verkehrsteilnehmer, die mit dem Auto in Siegen unterwegs sind, müssen nicht nur Zeit investieren: Den Berechnungen zufolge kostet der Stau pro Fahrzeug und Jahr hier 348 Euro. Der Deutschland-Durchschnitt liegt hier bei 470 Euro Zeitverlustkosten (ein halber durchschnittlicher Stundenlohn) pro Fahrer. Dazu kommen die Kosten etwa für erhöhten Spritverbrauch.
Die im gesamten Land durch Stau verursachten Kosten beziffert Inrix auf 3,6 Milliarden Euro - eine Steigerung zum Vorjahr um 14 Prozent (300 Millionen Euro). In 53 Stadtgebieten nahmen die Verspätungen demnach zu, was fast drei Vierteln der untersuchten Ballungsräume entspricht. Die Verkehrsüberlastung, so Inrix, sei in den deutschen Städten damit stärker gestiegen als in den USA und im Vereinigten Königreich. Das Unternehmen erfasst auch die Durchschnittsgeschwindigkeiten auf den letzten Kilometern ins Stadtzentrum: Am niedrigsten ist diese mit 21 Stundenkilometern in München, wo viele Baustellen an zentralen Stellen den Verkehr bremsen. In Siegen liegt das Tempo auf der „letzten Meile“ zur morgendlichen Hauptverkehrszeit in die Innenstadt demnach bei 32 km/h.
Siegen: Das sind die Pendelstrecken mit dem höchsten Verkehrsaufkommen
Die meistfrequentierten Pendelstrecken der Region sind demnach unter anderem A 45 und A 4 Richtung Köln, über Netphen und die B 62 Richtung Wittgenstein, die HTS zwischen Niederschelden und Kreuztal, von Siegen über Lindenberg zur A 45 sowie innerhalb Siegens zwischen östlichen und westlichen Stadtteilen. Zu Stoßzeiten, morgens und nachmittags, beträgt die Durchschnittsgeschwindigkeit hier knapp 55 Stundenkilometer - dazwischen, wenn weniger Verkehr herrscht, liegt sie bei knapp 69 km/h.
„Die Ergebnisse für 2024 verdeutlichen, dass das Verkehrswachstum weltweit ungebremst ist, während die Infrastruktur vieler Städte an ihre Grenzen stößt“, so Bob Pishue, Analyst bei Inrix. Besonders in Europa und den USA stünden Städte vor der Herausforderung, den steigenden Pendlerverkehr mit nachhaltigen Maßnahmen zu bewältigen. Lösungen wie die City-Maut in London oder Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr zeigten bereits Wirkung, doch langfristig werde es entscheidend sein, den Verkehr effizient zu lenken und innovative Mobilitätsstrategien voranzutreiben. Ein Schlüssel dazu liege im Zugang zu präzisen Daten: Das ermögliche es Städten, intelligente Verkehrssysteme zu implementieren und Entscheidungen auf einer fundierten Grundlage zu treffen.
Inrix: Was das Unternehmen macht und mit der „Global Traffic Scorecard“ bezweckt
Inrix bietet eigenen Angaben zufolge Planern und Ingenieuren hier die nötigen Werkzeuge an. Mit Hilfe der „Global Traffic Scorecard“ könnten Fortschritte bei urbaner Mobilität gemessen und Effektivität einzelner Maßnahmen bewertet werden. Das Unternehmen analysiert für die Studie anonymisierte Daten aus verschiedenen Quellen - etwa Datensätze aus Telefonen, Fahrzeugen und Städten. Für den durchschnittlichen Zeitverlust werden demnach Haupt-, Neben- und Schwachverkehrszeiten berücksichtigt.
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Das 2004 gegründete Unternehmen nutzt für seine Mobilitätsdaten maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz mit dem Ziel, „wertvolle Informationen für Städte, Unternehmen und Menschen“ bereitszustellen, um „die Welt intelligenter, sicherer und umweltfreundlicher zu machen“, heißt es weiter. An der Schnittstelle von Technologie und Verkehr könnten so beispielsweise die Sicherheit im Verkehr gewährleistet, die Zeitsteuerung von Ampelanlagen verbessert, Verspätungen und Treibhausgasemissionen reduziert werden.