Kreuztal. Stadt schafft Provisorien für die Ganztagsbetreuung der Grundschulen und stößt auf Widerspruch. Auch bei den Einschulungen zeichnet sich Ärger ab.
Alle Jahre wieder: An der katholischen St. Martin-Grundschule werden mehr Kinder angemeldet, als aufgenommen werden sollen. Im vorigen Jahr hätte die Schule 20 Kinder abweisen müssen, wenn der Schulausschuss nicht gegen die Empfehlung der Verwaltung die Bildung einer zweiten 1. Klasse beschlossen hätte. In diesem Jahr sind es 17 Kinder, für die kein Platz ist, wenn es bei einer Eingangsklasse bleibt.
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342 Kinder werden im nächsten Jahr in Kreuztal eingeschult, von denen allerdings sieben noch nirgendwo angemeldet sind. Das reicht rechnerisch für 24 Klassen. Die Stadt will aber nur 22 Klassen bilden. Damit wiederholt sich das Bild aus der Diskussion im vorigen Jahr, als 553 Kinder auf 26 Klassen hätten verteilt werden können. Die Verwaltung sprach sich für 24 Klassen aus, der Schulausschuss setzte eine 25. Klasse in der katholischen Grundschule auf dem Dörnberg durch.
Abweisungen auch in Buschhütten und Fellinghausen
Das wird in diesem Jahr womöglich schwieriger werden. „Auch nach ausführlicher Rücksprache und übereinstimmender Auffassung mit der Schulleitung“ soll es bei einer Klasse bleiben, „da die fortschreitende konsequente Bildung von je zwei Eingangsklassen dazu führen würde, dass Räumlichkeiten der Betreuung zu Lasten von Klassenräumen entfallen“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Eine Baumaßnahme für den Betreuungsbereich könne „städtischerseits weder personell noch finanziell erbracht werden“. In der mit 29 Kindern randvollen 1. Klasse wird auf jeden Fall Platz für die sieben angemeldeten katholischen Kinder und die sieben nicht katholischen Geschwisterkinder sein.
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Die Grundschule an Dreslers Park kann mit 63 angemeldeten Kindern bisher drei Eingangsklassen bilden. Die würden randvoll, wenn alle abgewiesenen 17 Kinder vom Dörnberg hinzukämen – was der Schule mit dem besonders hohen Anteil von Kindern, die nicht mit deutscher Muttersprache aufwachsen, nicht zupass käme. Entscheidend ist die Zahl 82: Kommen so viele Kinder zusammen, würde – wie in diesem Jahr – wieder eine vierte Eingangsklasse gebildet werden können. Immerhin wartet die Stadt noch auf Anmeldungen von fünf Kindern aus dem Innenstadtbezirk, deren Eltern sich bisher auch an keiner anderen Grundschule gemeldet haben. Um mehr Betreuungsangebote zu schaffen, wird schon ab dem nächsten Schulhalbjahr eine weitere Gruppe des offenen Ganztags mit 30 Plätzen in die Räume des ehemaligen Fitnessclubs „Mrs Sporty“ in der Marburger Straße einziehen.
Freie Kapazitäten gibt es sonst nur noch in Kredenbach (22) und Eichen/Littfeld (10). Diese müssen allerdings auch die fünf in Buschhütten und die zwei oder drei in Fellinghausen abzulehnenden Kinder aufnehmen.
Blick auf die Grundschulen
Die Friedrich-von-Bodelschwingh-Grundschule Buschhütten unterrichtet jahrgangsübergreifend. 28 Kinder wurden angemeldet, darunter sechs aus Siegen. Weil der Platz nicht reicht und daher erneut nur sieben Lerngruppen gebildet werden sollen, werden fünf Kinder abgewiesen. Für die Betreuung ist ein Erweiterungsbau geplant. Während der etwa anderthalbjährigen Bauzeit wird eine der Betreuungsgruppen in den Clubraum der benachbarten Turn- und Festhalle ausgelagert.
Die Adolf-Wurmbach-Grundschule hat 71 Anmeldungen, davon 47 in Eichen und 24 in Littfeld. Diese Zahl reicht für drei Eingangsklassen aus. Sollten noch so viele von den 24 an anderen Schulen abgelehnten Kindern hinzukommen, dass mehr als 81 Lernanfänger angemeldet sind, wird eine vierte Klasse gebildet.
An der Gemeinschaftsgrundschule Fellinghausen wurden 58 Kinder angemeldet. Weil der Platz nicht ausreicht, sollen nur zwei Klassen gebildet werden. Zwei Anmeldungen werden abgewiesen.
Die Jung-Stilling-Gemeinschaftsgrundschule Kredenbach unterrichtet die beiden ersten Jahrgänge jahrgangsübergreifend. Die Klassen 3 und 4 sind zweizügig, in Klasse 1 und 2 gibt es zusammen sechs Lerngruppen. Dabei soll es auch bleiben, weil 20 Kinder noch für ein drittes Jahr in der Schuleingangsphase bleiben. Hinzu kommen 50 neu angemeldete Kinder. 128 Kinder werden im nächsten Schuljahr insgesamt in den Lerngruppen der Jahrgänge 1 und 2 unterrichtet. Dort bleibt somit noch Platz für 22 Kinder.
„ Außerunterrichtliche Betreuung kann nur gelingend umgesetzt werden, wenn alle beteiligten Akteure die dargestellte Alternative unterstützen und mittragen.“
Für den offenen Ganztag ist ein Erweiterungsbau geplant. Bis dahin könnten Räume im zweiten Stock des ehemaligen Kredenbacher Krankenhauses angemietet werden. Die Schulleitung ist davon nicht begeistert: „Ständige Begegnungen mit dem Praxis-Personal und Patienten führen unweigerlich zu Konflikten“, wird einer der Einwände in der Vorlage der Verwaltung wiedergegeben. Die Flure seien „völlig unübersichtlich“, es fehle an einem Außenspielbereich. Die Verwaltung ist nicht beeindruckt: Der Schulhof sei nur 200 Meter entfernt, personellen Mehraufwand würde die Stadt „in vertretbarem Umfang“ tragen. „Außerunterrichtliche Betreuung kann nur gelingend umgesetzt werden, wenn alle beteiligten Akteure die dargestellte Alternative unterstützen und mittragen.“ Da dies nicht ersichtlich sei, „wird der Status quo beibehalten, mit der Konsequenz, dass zusätzliche Betreuungsplätze nicht geschaffen werden.“ Das werde zu Abweisungen beim offenen Ganztag führen.
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