Deuz. Über 20 neue Wohnungen entstehen im Gebäude der ehemaligen Deuzer Hauptschule. Unter dem Türmchen im Altbau wird die DRK-Kita Wunderland einziehen.

Es hat lange gedauert: Seit ein paar Tagen ist die Baugenehmigung für den Umbau des Deuzer Hauptschul-Altbaus zur Kita da. Wie es nun weitergeht? In Kürze werden die Investoren mit ihrem Lennestädter Architekten, dem Büro Archifaktur, den Bauzeitenplan besprechen. „Die Kita kommt zuerst“, verspricht Steffen Reppel; der Beienbacher Rechtsanwalt führt die Geschäfte der insgesamt vier Investorengesellschaften, die hier unter einem Dach zusammenkommen: für die Kita („Alter Turm“), die Sozialwohnungen („Alte Schule“), die frei finanzierten Mietwohnungen und die Energieversorgung, die die Investoren für die beiden städtischen Sport- und Mehrzweckhallen auf dem Schulgelände mitübernehmen. Reppel ist vorsichtig: Bis die komplette Anlage fertig ist, werden zwei Jahre ins Land gehen. Fertigstellung wohl also Ende 2026.

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Stadt Netphen wollte Gebäude abreißen lassen

Eigentlich hatte die Stadt die Schule, die 2015 ausgezogen ist, abreißen wollen. An ihre Stelle wären vier weitere Bauplätze gekommen – so wie schon auf dem Gelände oberhalb der Hauptschule, das nicht mehr für Sportanlagen gebraucht wird, seit auch die Förderschule auf dem Sterndill geschlossen ist und dort die AWO ihr Bildungszentrum mit angegliedertem Hotel Fünf 10 eingerichtet hat. Die Vorstellungen der Verwaltung stießen in der Politik auf Widerspruch, zumal es eine Alternative gab: den Schulbau mit dem markanten Turm zu erhalten und dort Betreutes Wohnen und Mehrgenerationenwohnen mit Gemeinschaftsräumen und einem Café zu ermöglichen. Noch 2015 wurden alle Überlegungen hinfällig. Das Schulgebäude wurde als Flüchtlingsunterkunft gebraucht.

Deuzer Schulgeschichte

In der Zaunstraße 2 wurde 1630 die erste Deuzer Schule gebaut. Der Glockenturm dort ist bis heute erhalten. 1745 wurde eine evangelische Schule an die Kapelle angebaut, auf Pfählen, damit evangelische Schüler nicht katholischen Boden berühren. In einer Baracke am Nauholzer Weg wird 1930 eine katholische Schule errichtet. 1951 werden evangelische und katholische Volksschule neu gebaut. Daraus wird 1968 die Hauptschule.

1990 macht die Hauptschule Netphen dem Gymnasium Platz, 2002 wird die Hauptschule Dreis-Tiefenbach geschlossen. Für deren Schüler wird 2002 in Deuz ein letztes Mal angebaut. 2015 zieht die Hauptschule mit ihren letzten Klassen zur neuen Sekundarschule auf dem Kreuzberg in Netphen; die Realschule findet für die letzten Jahre Platz im Gymnasium auf der Haardt. Auf dem Deuzer Schulberg bleiben, nachdem 2015 auch die städtische Förderschule geschlossen wurde, die Grundschule und die AWO-Schule am Sonnenhang.

DRK-Kita Wunderland schon seit sechs Jahren im Provisorium

Als Steffen Reppel 2021 erstmals auf das mittlerweile wieder leer stehende Gebäude aufmerksam wurde, waren die Überlegungen der Stadt weitergegangen: Seit 2018 besteht, in Containern neben dem Freibad untergebracht, die DRK-Kita Wunderland. Für sie sollte ursprünglich ein Neubau auf dem Sterndill errichtet werden. Nun war die alte Schule als Standort in den Blick geraten. Auf drei Etagen unter dem Türmchen wird die Vier-Gruppen-Einrichtung nun einziehen, nachdem die Planung mit dem Jugendamt abgestimmt und das Brandschutzkonzept genehmigt wurde. Der Toilettenanbau neben dem Altbau ist längst abgerissen; dort wird das Spielgelände für die Kita angelegt.

Rohbau von 1951: Zuerst wurden die evangelische Volksschule unter dem Turm und rechts daneben die katholische Volksschule gebaut.
Rohbau von 1951: Zuerst wurden die evangelische Volksschule unter dem Turm und rechts daneben die katholische Volksschule gebaut. © Sammlung Dr. Herbert Kneppe
Hauptschule Deuz
Der Anbau mit den Toiletten ist längst abgerissen: Hier entsteht das Spielgelände für die Kita. © Stadt Netphen | Stadt Netphen

Öffentlich geförderte und frei finanzierte Wohnungen

1951 wurde die Volksschule am Nauholzer Weg gebaut, auf einem Gedenkstein neben der Eingangstür ist die Jahreszahl festgehalten. Eigentlich waren es aber zwei Schulen: mit dem Turm die evangelische Volksschule, daneben die katholische Volksschule. Aus beiden wurde 1968 die Hauptschule, die 1973 einen ersten und danach noch vier weitere Anbauten bekam, zuletzt 2002 in dem Rundbau, den inzwischen die benachbarte Grundschule übernommen hat. Aus den Klassenräumen im ehemaligen katholischen Teil werden nun zehn öffentlich geförderte Wohnungen mit je 60 bis 80 Quadratmetern Wohnfläche. Weil zugleich ortsbildprägende Bausubstanz erhalten wird, fließen zusätzliche Zuschüsse, die eine niedrige Miete ermöglichen. In dem neueren Anbau entstehen zwölf frei finanzierte Wohnungen. Die Gauben werden erweitert, im Obergeschoss entstehen die größten, über 100 Quadratmeter großen Wohnungen.

Hauptschule Deuz
Die ehemalige Hauptschule Deuz wird umgebaut: Ins Turmgebäude zieht die Kita Wunderland ein, in den anderen Gebäudeteilen entstehen Wohnungen. © Archifaktur Lennestadt | Archifaktur Lennestadt

Anders als im ersten Konzept werden die Laubengänge, mit denen die Wohnungen vom Treppenhaus aus erschlossen werden, nun auf die Gebäuderückseite gelegt. Vom Schulhof aus werden dafür Balkons aufgeständert. Ebenfalls auf dem Schulhof wird ein Teil der erforderlichen Stellplätze angelegt, freizuhalten ist die Zufahrt für die Feuerwehr. „Wir können sehr ökologisch bauen“, sagt Steffen Reppel. Weil die alten Klassenräume vier Meter hoch sind, kann der Boden erhöht und mit Fußbodenheizung versehen werden. Die Gasheizung muss allerdings trotz Wärmepumpe bleiben. Die Dächer sind nicht stark genug, um die Last von Solarmodulen für eine Photovoltaikanlage zu tragen.

Hauptschule Deuz
Die ehemalige Hauptschule Deuz wird umgebaut: Ins Turmgebäude zieht die Kita Wunderland ein, in den anderen Gebäudeteilen entstehen Wohnungen. © Archifaktur Lennestadt | Archifaktur Lennestadt

Viele Deuzer bekunden Interesse am Einzug in die neuen Wohnungen

2023 hat die Investorengesellschaft den Kaufvertrag mit der Stadt unterschrieben. Vollzogen wurde der Eigentümerwechsel allerdings erst in diesem Jahr– vorher war noch viel zu räumen, von den Resten des Flüchtlings-“Camps“ angefangen, in dem zeitweise bis zu 130 Personen lebten, bis zu den übriggebliebenen Instrumenten aus den Bio- und Chemieräumen, die die Hauptschule für die letzten zwei Jahre ihres Bestehens auf dem Kreuzberg in Netphen nicht mehr benötigte. Interessierte für die neuen Wohnungen haben sich schon vor Jahren gemeldet, berichtet Steffen Reppel: „Überwiegend Deuzer.“ Ob am Ende eher ältere Bewohner einziehen, die sich vom zu groß gewordenen Eigenheim trennen, oder junge Familien, die die Nähe von Schule und Kita zu schätzen wissen? Möglich ist alles – der Altbau wird zwar nicht altengerecht, dennoch sind über Aufzug und Laubengänge alle Wohnungen barrierefrei zu erreichen. So oder so unschlagbar ist die Aussicht ins Dorf hinunter, wegen der bestimmt der eine oder andere Schüler ein paar langweilige Schulstunden verträumt hat.

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