Kreuztal/Hilchenbach. Über Kredenbach und Unglinghausen ließe sich der Kreuztaler Stau umgehen. Doch Straßen NRW hat Gründe, die Verbindung zur L 729 nicht zu öffnen.

Nach gut einem Jahr sind die Schleichwege bekannt. Von Ferndorf aus geht es am besten durchs Gewerbegebiet über den Aherhammer und den Johannespfad, wenn man auf die L 729 über die Kredenbacher Höhe in Richtung Unglinghausen und Eckmannshausen gelangen will. Und aus Dahlbruch tasten sich Autofahrer vorsichtig durch die verkehrsberuhigte Straße An der Bahn, über die sie beim Bahnviadukt die Kredenbacher Straße erreichen. Umgekehrt aus Richtung Netphen geht es entsprechend – auf jeden Fall kürzer als die Umleitungen, die von Netphen aus empfohlen werden: nach Kreuztal über Dreis-Tiefenbach und Weidenau, nach Hilchenbach über Allenbach und von dort durch die nächste B-508-Baustelle.

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Dabei wird es auch noch eine ganze Weile bleiben und somit auch bei der Endstation der Buslinie R 17 in Kredenbach, die sonst eigentlich von Weidenau nach Müsen fährt und hier nun nur noch den Umstieg in einen Kleinbus anbietet. Ende des Jahres, sagt Julia Pant, Sprecherin von Straßen NRW in Netphen, soll die Verbindung zum neuen Kredenbacher Kreisel geöffnet werden. Dabei ist der schon längst fertig.

Derweil gibt es in Kredenbach Ärger mit dem Schleichverkehr, der sich am Stau vor den Baustellenampeln vorbeibewegt. Das berichtete Reinhard Lange (UWG) jetzt im Rat. „Anlieger werden beschimpft“, Spiegel würden von geparkten Autos abgefahren, „sogar Busse fahren da durch“. Das sei „kein neues Ärgernis“, stellte Bürgermeister Walter Kiß fest. Zuständig für den fließenden Verkehr sei aber die Polizei. Verschärft hat sich die Situation seit Sperrung der Bahnstrecke nach dem Güterzugunfall in Ferndorf.

Kredenbach: Neuer Kreisel

Am 7. August 2023 wurde mit dem Ausbau des Kredenbacher Abschnitts der B 508 zwischen den Einmündungen Amselweg und Kellershain begonnen: Die 850 Meter lange Strecke erhält auf beiden Seiten einen Radweg, vorher wird der Regenwasserkanal erneuert, Stützwände werden saniert. Zwei Jahre Bauzeit sind dafür veranschlagt. Teil der Baustelle ist die Kreuzung mit der L 729 und der Martinshardtstraße, die zu einem Kreisverkehrsplatz umgebaut wird, mit dem stattlichen Außendurchmesser von 36 Metern: „Insbesondere für den Schwerverkehr“, so Julia Pant, wurde so groß dimensioniert.

Baustelle B 508
Der neue Kredenbacher Kreisel ist fertig, die Verbindung nach Unglinghausen aber nach wie vor gesperrt. © WP | Steffen Schwab

Für die Bauzeit des Kreisels wurden L 729 und Martinshardtstraße abgeklemmt. Zehn Monate, hieß es im Sommer 2023, werde die Verbindung zur B 508 getrennt bleiben, weil in dieser Zeit auch noch die Ferndorfbrücke zwischen neuem Kreisel und altem Kreisel („Elefantenklo“) in die Gewerbegebiete erneuert wurde. Die zehn Monate waren im späten Frühjahr vorbei, seit einiger Zeit fließt der Verkehr in beiden Richtungen durch den Kreisel. Warum die L 729 nicht wieder geöffnet wird? „Aus Verkehrsgründen“, erklärt Straßen-NRW-Sprecherin Julia Pant: Die Baustelle auf der B 508 samt Ampel ist Richtung Dahlbruch weitergezogen. Aber nicht so weit, dass der Rückstau nicht in den Kreisel hineinreichen würde. „Dann wäre alles blockiert.“ In einem verstopften Kreisel blieben dann auch die wieder hängen, die gerade erst den Stau vor der Ampel auf der Dahlbrucher Seite überwunden haben. Ende des Jahres, so der aktuelle Plan, soll es so weit sein, dass die Kreiselzufahrten wieder geöffnet werden und der Verkehr aus dem Ferndorftal eine Alternative am Nadelöhr Kreuztal vorbei hat, über Dreis-Tiefenbach nach Siegen.

Allenbach: Neue Baustraße

Vor drei Jahren wurde auf der B 508 zwischen Kredenbach und Dahlbruch und zwischen Allenbach und Stift Keppel gebaut. Beide Abschnitte waren nur halbseitig befahrbar, Wartezeiten vor den Ampeln von bis zu 20 Minuten waren an der Tagesordnung. Der Busverkehr fuhr dem Fahrplan nur noch hinterher, die Pkw-Fahrer nutzen zum Verdruss der Anlieger jeden erdenklichen Schleichweg. 2022 war dann weitgehend Pause, der Bau der Stützmauer an der katholischen Kirche in Dahlbruch störte auch kaum. Seit Sommer 2023 wird nun wieder an zwei Stellen gebaut – aber inzwischen ist die Stimmung eher entspannt: Es gibt nur noch eine Baustellenampel.

Gllerbergstraße
Zwischen Allenbach und Dahlbruch fließt der Verkehr auf einer in den Stiftswiesen angelegten Behelfsstraße. © WP | Steffen Schwab

Zwischen Dahlbruch und Stift Keppel wurde die B 508 einfach noch einmal gebaut: In den Stiftwiesen liegt eine zweispurige Baustraße, über die der Verkehr seit diesem Sommer auf einer Länge von 800 Metern ungestört vorbeifließen kann, während Leitungen verlegt, Unterbau erneuert, Gehwege, Radwege und Fahrbahn neu gebaut werden. Ein Glücksfall: Für den Radweg in Richtung Hilchenbach musste ohnehin ein Stück Straße angebaut und, weil die Böschung zu den Wiesen herunter rutschig ist, befestigt werden. Diesen Aufbau etwas breiter zu gestalten und während der Bauzeit auch für den Autoverkehr zu nutzen, „war ein minimaler Zusatzaufwand“, berichtet Julia Pant. Wenn die Arbeiten hier Mitte nächsten Jahres abgeschlossen sind, wird nur ein Teil des Damms zurückgebaut, der andere wird Radweg.

Baustelle B 508
Zwischen Allenbach und Dahlbruch fließt der Verkehr auf einer in den Stiftswiesen angelegten Behelfsstraße. © WP | Steffen Schwab

Die letzten Baustellen

Zwei Abschnitte bleiben nach 2025 auf der siebeneinhalb Kilometer langen Strecke zwischen Kreuztal und Hilchenbach noch übrig: die freie Strecke zwischen Ferndorf und Kredenbach und die Ortsdurchfahrt Dahlbruch. Dort wird es allerdings keine komfortablen Baustraßen-Lösungen geben, sondern ein letztes Mal lange Ampelstaus. Mit dem Ausbau der B 508, bei dem die ehemaligen Mehrzweckstreifen durch Radwege ersetzt werden, wurde 2018 begonnen: im Mai in der Ortsdurchfahrt Ferndorf, im Sommer mit dem Allenbacher Kreisel. Damals war der Zeitdruck noch groß: Die B 508 sollte fertig sein, bevor mit dem Bau der Kreuztaler Südumgehung begonnen wird. Von der allerdings gibt es bis heute nur zwei bereits wieder zugewachsene Straßendämme in Ferndorf. Und eine weitere Klage beim Oberverwaltungsgericht gegen den Planfeststellungsbeschluss.

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