Siegen. Der Fahrrad-Reparatur-Treff für Bedürftige bezieht am Samstag, 28.9., in der Sandstraße eine neue Bleibe. „Wir brauchen eure Hilfe!“

Klaus Reifenrath (66) vom Fahrrad-Reparatur-Treff des Vereins „AlterAktiv“ ist glücklich. Er muss sich erstmal keine Sorgen mehr machen. Sein Reparatur-Treff, der Fahrräder an Bedürftige verschenkt und repariert, hat eine neue Bleibe in der Sandstraße gefunden. Eigentlich sollte die Werkstatt aus der Sandstraße im früheren Möbelhaus Wonnemann ausziehen, weil die Universität Siegen Eigenbedarf angemeldet hat. „Ich bin im ganzen Stadtgebiet zwischen Eiserfeld und Buschhütten mit meinem Fahrrad hin und hergefahren. Ich habe in Hinterhöfen geschaut, bei Privatleuten, Unternehmen, Supermärkten, bei leerstehenden Produktionshallen und Ladenlokalen, sogar bei der Bahn angerufen, jedoch vergebens“, sagt Reifenrath.

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Dann im März dieses Jahres die frohe Nachricht: Der Reparaturtreff kann nur ein paar Hausnummern weiter, von der Sandstraße 20 in die Nummer 24, umziehen. Dort haben sie 200 Quadratmeter zur Verfügung – mehr Platz als jemals zuvor. Ab Mittwoch, 23. Oktober, ist der Repair-Treff wieder geöffnet. „Der Umzug ist schon im vollen Gange. Allein schaffen wir das aber nicht“, sagt Reifenrath. Deshalb hat er sich für den Umzug eine besondere Aktion einfallen lassen: Er und sein Team möchten eine Menschenkette zwischen dem alten und dem neuen Standort am Samstag, 28. September, bilden.

Siegen: Fahrrad-Reparatur-Treff braucht 120 Menschen für den Umzug - „Menschenkette“

„Bekannte und Studenten haben wir eingeladen, uns zu helfen. Es ist toll, wie viele uns schon zugesagt haben.“ Etwa 120 Menschen werden benötigt, um die Distanz von 116 Metern zu überbrücken, sagt Reifenrath. Das habe er selbst mit einem Zollstock ausgemessen. Viele Sachen aus der alten Werkstatt stehen schon in den neuen Räumlichkeiten. „Fahrräder und Schläuche müssen noch rübergetragen werden. Ich denke, das wird zwei Stunden dauern“, sagt Reifenrath. 

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Siegen: Diese Fahrräder und Schläuche müssen ins neue Quartier in der Sandstraße getragen werden. 120 Helfer werden dafür am Samstag, 28. September, gebraucht.  © Westfalenpost | Ronja Afflerbach

Der Fahrrad-Reparatur-Treff hat passend zur neuen Bleibe einen neuen Namen bekommen: „ALTERAktiv RADhaus Fahrradtreff“. Das Team ist auf den Namen bei einem kühlen Bierchen in Reifenraths Garten gekommen, erzählt er. „Ein ganz besonderer Dank geht an die Universität Siegen, die uns ermöglicht hat, die Räumlichkeiten zu nutzen“, freut sich Reifenrath über die alten und zugleich neuen Vermieter. „Mit wem wir den neuen Standort teilen, wissen wir noch nicht. Eigentlich sollten hier Architekturstudierende einziehen, die das alte Gebäude mit gebrauchten Baustoffen aufwerten. Die Studierenden ziehen aber nun in den Häutebachweg.“ (wir berichteten)

Siegen: 2800 Räder haben Klaus Reifenrath und sein Team gerettet – „Nachfrage hoch“

Die Nachfrage nach Fahrrädern, die Reifenrath und sein Team nach wie vor unentgeltlich aufbereiten und verschenken, ist ungebrochen hoch. „Wir benötigen unbedingt weitere Fahrradspenden. Wir wollen keine Fördermittel. Das muss umsonst sein und bleiben, sonst ist es kein echtes Ehrenamt“, sagt er. Das Einzugsgebiet des Fahrrad-Reparatur-Treffs ist inzwischen sehr gewachsen, sagt Reifenrath; die Menschen kommen aus Berleburg, Burbach, Lennestadt. Viele Flüchtlinge, vor allem aus Afghanistan, Syrien, Ukraine, aber auch Studierende, denen das Bafög nicht reicht, Leute, die Bürgergeld beziehen oder gerade mal Mindestlohn verdienen. Mindestens 2800 Räder haben Klaus Reifenrath und sein zwölfköpfiges Team bereits seit 2017 vor dem Schrott gerettet, sagt er. Jeden Mittwoch kommen 20 bis 30 Menschen, die ein Fahrrad brauchen. „Wir sind im Umkreis die einzige Werkstatt dieser Art.“

„Wir benötigen unbedingt weitere Fahrradspenden.“

Klaus Reifenrath
Gründer der Fahrrad-Werkstatt

Alles hat vor fast zehn Jahren in der Tiergartenstraße angefangen, erzählt Reifenrath. Damals hat Klaus Reifenrath noch Sprachkurse gegeben. „Da habe ich dann Kontakte geknüpft, zum Beispiel mit Mohamad Al Ali, dem Mitgründer der Werkstatt.“ Seit 2017 reparieren Klaus Reifenrath und seine Helferinnen und Helfer ehrenamtlich alte Fahrräder. Damals noch in einem kleinen Raum in der ehemaligen Hammerhütter Grundschule, dem heutigen KIQ (KulturIntegrationQuartier). Die Universität Siegen hat dem Fahrrad- Reparatur-Treff kostenlos Räumlichkeiten im früheren Möbelhaus Wonnemann an der Sandstraße überlassen – aber die Hochschule braucht die Räume nun für das künftige „Student Service Center“ selbst, das war Klaus Reifenrath schon bekannt.

Siegen: Ab Mittwoch, 23. Oktober, öffnet der Fahrrad-Reparatur-Treff am neuen Standort

Das Team des Fahrrad-Reparatur-Treffs, bestehend aus Studierenden, Berufstätigen und Rentnern, nimmt jeden auf. Die Tüftler kommen mittwochs in die Werkstatt, um zu schrauben. Aus beschädigten Fahrrädern machen die Ehrenamtlichen voll funktionstüchtige Fahrzeuge.

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Siegen: Die neuen Räumlichkeiten sind größer als die alten: Auf 200 Quadratmetern Fläche arbeiten bald viele Hände und reparierte Fahrräder finden einen neuen Besitzer. © Westfalenpost | Ronja Afflerbach

Etwa 750 Fahrräder haben Reifenrath und sein Team bereits an Bedürftige verschenkt. Gründer Klaus Reifenrath engagiert sich seit vielen Jahren in Siegen für die Menschen, die nicht viel haben. Dafür wurden ihm schon Preise verliehen. Der Fahrrad-Reparatur-Treff ist seine Herzensanliegen, sagt er. „Ich freue mich, weiterhin gebrauchte Fahrräder aufzuarbeiten und an Menschen zu verschenken.“

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Die Umbauarbeiten in den neuen Räumlichkeiten sind in den letzten Zügen: Fenster werden eingesetzt, Türen repariert, Teppich verlegt. Ab Mittwoch, 23. Oktober, sind die Türen der neuen Räumlichkeiten wöchentlich geöffnet. Am Samstag, 19. Oktober, zieht auch das Repair Café von AlterAktiv in die Sandstraße 26 um; zuvor haben sich Teilnehmende, die alleine oder gemeinsam mit anderen ihre kaputten Dinge reparieren, im Mehrgenerationenzentrum der ev. Martinigemeinde in Siegen getroffen. Jeden dritten Samstag im Monat findet das Café nun in den Räumlichkeiten der Fab Lab-Werkstatt der Universität Siegen statt. „Wir freuen uns, dass wir nun an einem Standort versammelt sind.“

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