Netphen. Die Stadt Netphen beginnt mit der Konzeption für ein Baugebiet auf der Alten Burg – mit öffentlich gefördertem Wohnraum und Mehrfamilienhäusern.

Bei vier Gegenstimmen aus der UWG-Fraktion hat der Stadtentwicklungsausschuss grünes Licht dafür gegeben, ein Konzept für ein Wohngebiet auf der Alten Burg in Dreis-Tiefenbach zu erstellen. „Das ist nicht ohne viel Aufwand zu machen“, erklärt Stadtplanerin Ilka Rosenthal, warum die Verwaltung nach einem ausdrücklichen Auftrag verlangt: Das Gebiet liegt auf dem Hügel, der von Sieg- und Austraße umschlossen wird. Aus der Wernsbachstraße herauf ist ein Fußweg in das mögliche Wohngebiet denkbar. Der Autoverkehr muss aber durch die Weidenauer Straße in der Reichspfad-Siedlung („Heckersberg“) geführt werden, die dazu verlängert wird.

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Mehr Verkehr in der Weidenauer Straße

„Ich verstehe die SPD nicht“, wendet Erhard Braas (UWG) sich an die Fraktion, die die Erschließung von Bauland vor allem für bezahlbare Wohnungen in Netphens zweitgrößtem Stadtteil gefordert hat. Das Gebiet liege am Nordhang und sei zudem nur mit großem Aufwand zu erschließen – vor allem der erste, nicht anbaubare Teil der Erschließungsstraße on dem hängigen Gebiet wird auch die Anliegerbeiträge teuer machen, fürchtet die UWG. Zudem, so Braas, sei die Weidenauer Straße „viel zu schmal“. Über die K 5 werde der Verkehr auf die Siegstraße fließen oder von da kommen und so die Situation in der Ortsmitte weiter verschärfen. Wenn der über lange Strecken zugeparkte, ebenfalls ins Tal führende Fehlingsweg als Ausweichstrecke genutzt werde, entstünden dort „große Gefahrensituationen“.

Widerspriuch vergeblich

Die Stadt Netphen verweigert ihr Einvernehmen auch zu drei weiteren Anträgen für Windenergieanlagen. Die Standorte in der Gemarkung Unglinghausen liegen westlich der Abfalldeponie Winterbach auf und unter der Lichtenhardt. Die SPD-Fraktion sprach sich im Stadtentwicklungsausschuss dafür aus, die bisherige ablehnende Linie aufzugeben: „Windkraft ist für uns wichtig“, sagte Annette Scholl (SPD), „wir sollten uns nicht total verschließen.“ Alfred Oehm (CDU) warnte: Stimme die Stadt einmal zu, binde sie sich auch für zukünftige Anträge. Tobias Glomski (Grüne) schlug vor, zumindest die Waldgenossenschaft Afholderbach zu unterstützen, deren beide Anlagen die Stadt ebenfalls schon abgelehnt hat: „Das sieht die Bevölkerung aber ganz anders“, sagte Beigeordneter Andreas Fresen. Beide Standorte seien „sehr nahe“ an der Ortslage Sohlbach.

Beigeordneter Andreas Fresen sieht eine Neigung der Bezirksregierung, Genehmigungsanträge für Standorte auf Eis zu legen, die nicht innerhalb von Windenergiebereichen des künftigen Regionalplans liegen. Für 29 Anlagen kommt das allerdings zu spät, die für die die Kreisverwaltung trotz Netphener Widerspruch bereits positive Vorbescheide erteilt hat: sechs auf dem Homerich bei Herzhausen, zwölf im Windpark Siegerland an der Obernautalsperre, zwei südlich von Dreis-Tiefenbach und neun südlich und nördlich von Hainchen.

Ignaz Vitt (UWG) stößt sich an der Absicht, in dem Gebiet neben Ein- und Zweifamilienhäuser auch Mehrfamilienhäuser vorzusehen. „Davon haben wir in der Ecke genug. Wir wollen keinen zweiten Heckersberg erschließen.“ Von Hochhäusern könne keine Rede sein, widerspricht Dr. Gerrit Kampmann (SPD), „höchstens Vier- oder Sechsfamilienhäuser“. Und die, so fügt Lothar Kämpfer (SPD) hinzu, „kann man schön gestalten.“ Kämpfer kritisiert „Versuche der UWG, die Leute zu erschrecken. Keiner hat Interesse, Hochhäuser auf der Alten Burg zu sehen.“ Die Heckersberg-Siedlung sei in den Zeiten von Wohnungsnot in den 1970er Jahren entstanden, „um die Leute überhaupt unterzubringen“. Auch heute gebe es viele Menschen, „die bezahlbaren Wohnraum suchen“. Vorgabe für das Planungskonzept ist, dass 30 Prozent des Wohnraums mit öffentlicher Förderung entstehen. Auch Annette Scholl (SPD) setzt sich für die Ermöglichung von Mehrfamilienhäusern ein: „Das muss man in Dreis-Tiefenbach machen können – die Leute brauchen Wohnungen“.

Hainschuss war keine Alternative

Bürgermeister Paul Wagener bestätigt, dass die Alte Burg letzte Reserve in Dreis-Tiefenbach ist. „Wir haben auch immer wieder mal den Hainschuss ins Gespräch gebracht.“ Das ist das Plateau am Ortsausgang in Richtung Eckmannshausen oberhalb der L 728. „Das wurde von der Bezirksregierung regelmäßig abgelehnt.“ Schon Ende der 1990er Jahre hatte allerdings auch der Netphener Rat ein solches Baugebiet abgelehnt – vorher sollte der Bau einer Ortsumgehung gesichert werden. Für Irritation sorgt, dass in dem Konzept für die Alte Burg Gebäude genannt werden, „die ganz oder teilweise der Betreuung und Pflege ihrer Bewohner dienen.“ „Das haben wir doch vor sechs Monaten erst abgelehnt“, erinnert Tobias Glomski (Grüne) an die Pflegeheim-Diskussion. Planerin Ilka Rosenthal beruhigt. In einem allgemeinen Wohngebiet, wie es auf der Alten Burg geplant ist, sind Service-Wohnen und betreutes Wohnen grundsätzlich zulässig. Man könne das ausdrücklich ausschließen. Aber das wollte nun auch niemand.

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