Siegen. Das Studierendenwerk Siegen legt ein Sparprogramm auf: Dazu gehören auch der Abbau von Personal und die Abgabe der Kita am Haardter Berg.

Das Studierendenwerk Siegen ist in den roten Zahlen. Sozialbeiträge steigen, Personal wird abgebaut, die Kita abgegeben. Ab 2025 wird das Studierendenwerk einem strukturellen Defizit von 2,5 Millionen Euro pro Jahr gegenüberstehen, teilt Geschäftsführerin Dr. Insa Deeken auf Anfrage dieser Zeitung mit. „Wir werden das Jahr 2024 trotz der beschlossenen Maßnahmen, die dieses Jahr noch starten, negativ abschließen. Ohne das Maßnahmenpaket wäre das Studierendenwerk 2028 zahlungsunfähig. Die Lage ist ernst.“ Der Verwaltungsrat habe jetzt einem „Maßnahmenplan zur Restrukturierung“ zugestimmt, teilt das Studierendenwerk mit. „Damit werden die Angebote des Studierendenwerks in den Bereichen Gastronomie, Wohnen, Studienfinanzierung und Kinderbetreuung zukunftssicher aufgestellt.“

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 Dr. Insa Deeken
 Dr. Insa Deeken © Studierendenwerk Siegen | Studierendenwerk Siegen

„Unser Ziel ist es, eine attraktive und zeitgemäße Grundversorgung bereitzustellen, die junge Menschen dazu motiviert, in Siegen zu studieren und zu leben.“

Dr. Insa Deeken, Studierendenwerk

„Eine Universität ohne Mensen und Cafeterien, ohne günstige Wohnmöglichkeiten für Studierende aus dem In- und Ausland, ohne Events wie Mensa-Partys oder Beratungsangebote zum BAföG wäre undenkbar. Mit der Restrukturierung sichern wir genau das“, erklärt Geschäftsführerin Dr. Insa Deeken, „unser Ziel ist es, eine attraktive und zeitgemäße Grundversorgung bereitzustellen, die junge Menschen dazu motiviert, in Siegen zu studieren und zu leben.“

Der Beschluss wurde von Studierendenvertretung, Rektorat und Bedienstetenvertretung gemeinsam gefasst. Dr. Insa Deeken: „Wir legen großen Wert darauf, diesen Prozess mit größtmöglicher Rücksicht auf alle Mitarbeitenden durchzuführen und Unterstützungsmaßnahmen bereitzustellen, um die neuen Herausforderungen gemeinsam zu meistern.“

Studierendenwerk Siegen: Seit 2020 mehr Ausgaben als Einnahmen

Die Corona-Pandemie hab das Studieren – auch in Siegen – nachhaltig verändert. Das Studium sei heute digitaler, Mensen und Sprechzeiten vor Ort würden weniger genutzt, stellt das Studierendenwerk fest. Die Studierendenzahl an der Universität Siegen ist in den letzten fünf Jahren auf etwa 15.000 im vergangenen Wintersemester gesunken. Die Kosten für Energie, Lebensmittel und Personal sind dagegen deutlich gestiegen.

Das Studierendenwerk befinde sich daher „in einer wirtschaftlich herausfordernden Lage“, heißt es weiter. Seit 2020 reichten die regelmäßigen Einnahmen nicht mehr aus, um die Ausgaben zu decken. Die Sonderzuschüsse von Bund und Land, die zwischen 2020 und 2023 gewährt wurden, hätten das Studierendenwerk entlastet. Aufgrund der angespannten Haushaltslage von Bund und Land könne ab diesem Jahr allerdings nicht mehr mit weiteren Hilfen gerechnet werden.

Studierendenwerk Siegen: Caféterien geschlossen

Es wurden bereits Maßnahmen ergriffen, um die wirtschaftliche Situation zu stabilisieren. So wurden bereits die Caféterien am Campus Adolf-Reichwein-Straße (AR) und am Campus Hölderlinstraße (H) geschlossen und die Produktion des Mensa-Essens von drei auf zwei Standorte konzentriert. Zudem wurde das Wohnheim-Neubauprojekt am Effertsufer gestoppt. Trotz dieser Anstrengungen sei die wirtschaftliche Lage weiterhin angespannt, sodass nun weitere Schritte notwendig seien.

Studierendenwerk Siegen: Kita wird an anderen Träger abgegeben

Für eine professionelle Kinderbetreuung seien andere Träger besser aufgestellt. Der Standort der Kita am Campus Adolf-Reichwein-Straße (AR) soll mit bestehendem Personal, jedoch unter neuer Trägerschaft, erhalten bleiben. Die flexible Kinderbetreuung „Flexi“, ein Gemeinschaftsprojekt mit der Universität, verbleibt beim Studierendenwerk. Verhandlungen mit Trägern aus der Region laufen, sagte Dr. Insa Deeken auf Anfrage dieser Zeitung. „Im Januar 2025 soll die Trägerschaft abgegeben werden. Die Betreuungsqualität und Verfügbarkeit der Betreuungsplätze möchten wir beibehalten.“

In der Campusgastronomie wird durch Digitalisierung und „tiefgreifende organisatorische Veränderungen“ eine Steigerung von Effizienz und Effektivität angestrebt. Das Studierendenwerk konzentriert sich auf die Zwei-Standorte-Strategie mit der Mensa und dem Bistro am Campus Adolf-Reichwein-Straße (AR) sowie der Mensa und dem Food Court am Campus Unteres Schloss (US). Die Wohnheimverwaltung wird vollständig digitalisiert, sodass Mietverträge künftig von überall auf der Welt aus abgeschlossen werden können. Zudem soll der bestehende Sanierungs- und Modernisierungsstau in den Wohnanlagen kontinuierlich abgearbeitet werden.

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Sozialbeitrag für Studierende in Siegen steigt um 28 Euro

Zu den beschlossenen Maßnahmen zählt darüber hinaus auch eine dreistufige Erhöhung des Sozialbeitrags der Studierenden, der aktuell 120 Euro beträgt, um insgesamt 28 Euro in den kommenden drei Jahren. In einem ersten Schritt wird der Sozialbeitrag zum Sommersemester 2025 um 13 Euro angehoben. Zusätzlich hat die Universität dem Studierendenwerk einen weiteren Zuschuss zu den Betriebskosten zugesichert.

Umfang des Arbeitsplatzabbaus beim Studierendenwerk Siegen ist noch offen

„Prozessoptimierungen und Digitalisierung sollen mittelfristig dazu führen, dass die Angebote des Studierendenwerks mit weniger Personal bereitgestellt werden können, ohne dabei die Qualität der Leistungen für die Studierenden zu beeinträchtigen“, teilt das Studierendenwerk mit. Zum jetzigen Zeitpunkt könnten jedoch noch keine genauen Angaben über betroffene Arbeitsplätze gemacht werden. 178 Mitarbeitende sind derzeit bei dem Studierendenwerk beschäftigt.

Das intern erstellte Konzept zur Neuorganisation der Campusgastronomie werde zunächst von einem externen Unternehmen überprüft. Dieser Prozess werde voraussichtlich bis zum Jahresende dauern. „Wir sind dankbar für das Vertrauen und die Unterstützung der Studierenden und der Universität“, so die Geschäftsführerin Dr. Deeken. „Das Studierendenwerk wird die Chance zur Neuausrichtung sehr ernst nehmen, um auch in den kommenden Jahren ein verlässlicher Partner für die Studierenden zu bleiben und sie bestmöglich auf ihrem Bildungsweg zu begleiten.“

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