Weidenau. Der Umbau des Empfangsgebäudes am Bahnhof Siegen-Weidenau wird deutlich teurer und dauert länger. Das liegt auch an Besonderheiten der Baustelle.
Das Bahnhofsgebäude in Weidenau wird deutlich teurer als geplant. Nachdem im Frühjahr die ursprüngliche Kostenschätzung von 2,1 auf 3 Millionen Euro korrigiert wurde, liegt sie nun bei 5 Millionen Euro, wie Kämmerer Wolfgang Cavelius, Geschäftsführer der Kommunalen Entwicklungsgesellschaft (KEG), beim Richtfest am Montagnachmittag sagte. Grund seien vor allem Preissteigerungen im Bausektor und Auflagen der Bahn, mit der aufgrund der unmittelbaren Nähe der Baustelle zu den Bahnsteigen aufwendige Abstimmungen erforderlich sind.
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Es handele sich um „ein besonderes Gebäude, ein ortsteilprägendes Gebäude“, betonte Bürgermeister Steffen Mues. Bereits jetzt ist zu erkennen: „Es hat sein Gesicht behalten, obwohl es ein Stockwerk dazubekommen hat.“ Der Entwurf des Architektur-Büros Piske + Utsch bewahrt das Erscheinungsbild der Fassade weitgehend, die veränderte Größe fällt optisch nur bedingt auf. Möglich wird das, weil das zuvor extrem niedrige – und damit für menschlichen Aufenthalt unbrauchbare – zweite Obergeschoss in die Höhe wächst und damit zu einer vollwertigen Etage wird. Die Umsetzung ist anspruchsvoll, das Gebäude musste entkernt werden.
„Allein das Verlesen des Kaufvertrags hat vier bis fünf Stunden gedauert.“
Siegen: Hauptgebäude am Weidenauer Bahnhof – Baustelle erfordert besonderes Gerüst
2012 hatte die Bahn der Stadt Siegen die Immobilie erstmals zum Kauf angeboten, erzählt Wolfgang Cavelius. Die KEG erwarb es schließlich nach längeren Verhandlungen im Jahr 2019. „Allein das Verlesen des Kaufvertrags hat vier bis fünf Stunden gedauert“, erinnert sich der KEG-Geschäftsführer. Für das zentral gelegene Objekt war der Kaufpreis mit 200.000 Euro relativ überschaubar. Dass die seinerzeit geschätzten Kosten von 2,1 Millionen Euro für den Umbau aber überschritten werden könnten, war einkalkuliert. Letzteres ist bei Vorhaben dieser Größenordnung völlig üblich – erst Recht, wenn sie sich über längere Zeiträume ziehen.
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Die Fertigstellung war für Ende 2023 angestrebt. Aktuell geht die Stadt von einem Abschluss der Arbeiten im Jahr 2025 aus. Wenn Maßnahmen mit der Bahn abzustimmen seien, sei es „nicht immer ganz einfach“, merkt Steffen Mues an. Manche Schritte im Ablauf seien zum Beispiel nur während sogenannter Sperrpausen zu realisieren, wie Wolfgang Cavelius erläutert. Diese muss die Bahn mit ihren Fahrplänen unter einen Hut bringen. Außerdem musste das Baugerüst zu den Gleisen hin komplett mit Holz verkleidet werden, um den Arbeitsbereich gegen die Oberleitungen abzuschirmen. Die Spannung liegt dort bei 15.000 Volt; es muss ausgeschlossen werden, dass Menschen ihr ungeschützt zu nahe kommen oder in zu kurzer Distanz mit metallischen Gegenständen wie Werkzeugen, Stangen oder ähnlichem hantieren. Deshalb wird Holz zur Abschottung verwendet: Es leitet nicht. Das Gerüst muss darüber hinaus orkanfest sein und dem teils beachtlichen Fahrtwind vorbeirauschender Züge dauerhaft standhalten.
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In den ersten Stock des umgestalteten Bahnhofsgebäudes wird die KEG einziehen, die bisher in angemieteten Räumen logiert. Das zweite Obergeschoss ist für den Allgemeinen Sozialen Dienst der Stadt vorgesehen. Die Verwaltung kann mit dem neuen Objekt das in der Nachbarschaft befindliche Rathaus entlasten. Der Komplex an der Weidenauer Straße ist sanierungsbedürftig – und voll.
Für das Erdgeschoss sind gewerbliche Nutzungen geplant, insbesondere Gastronomie. „Ich bin der Meinung, dass in einen Bahnhof eine Bahnhofskneipe gehört“, sagt Wolfgang Cavelius. Bisher hat sich dafür allerdings noch niemand gefunden. Ein Konzept für höherpreisige Gastronomie habe zwar vorgelegen, sei aber nicht zum Zuge gekommen. An manchen Standorten funktioniere so etwas zwar, merkt der KEG-Geschäftsführer an, doch für Weidenau erschienen andere Formate tragfähiger – etwa im Hinblick auf Reisende, die unterwegs Station machen möchten.
Das künftige Gebäude wird nicht nur mehr Fläche bieten, sondern auch Barrierefreiheit. Alle Etagen sind über Aufzüge erreichbar. Zwei optische Veränderungen gibt es bei aller Beibehaltung des Stils außerdem doch noch: An der – von der Vorderseite betrachtet – rechten Seiten entsteht ein Glaskörper mit Treppenhaus und direkt über dem Eingangsbereich eine Außenterrasse.
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