Siegen. Der Rückgang beschleunigt sich: In wenigen Jahren wird die Zahl der geförderten Wohnungen in Siegen auf einen Bruchteil zusammengeschrumpft sein.

Seit Jahren passiert in Siegen in Sachen geförderter Wohnraum nur sehr wenig. Schon in wenigen Jahren dürfte, wenn nicht nachhaltig gegengesteuert wird, die Zahl der preisgebundenen Wohnungen auf weniger als ein Drittel des heutigen Bestands zusammenschrumpfen: Aktuelle Zahlen gehen von noch rund 800 Einheiten im Jahr 2030 aus - 2022 gab es im Stadtgebiet noch mehr als 2500. Bis 2035 wird ein Rückgang um mehr als 70 Prozent erwartet.

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Insgesamt steigt die Zahl der Mietwohnungen in Mehrfamilienhäusern in Siegen laut Zahlen der NRW-Bank dabei sogar leicht, lag 2022 bei etwa 26.000 Einheiten. 2013 waren es noch 25.000. In die Berechnungen der Verwaltung, die in ihrer Vorlage zum Sozialausschuss auch auf Zahlen der NRW-Bank verweist, sind bereits die bis August 2023 bewilligten neuen Wohnungen einbezogen. Schon Ende 2023 war die Zahl der öffentlich geförderten Wohnungen in Siegen auf 2164 geschrumpft.

Siegen: 352 Sozialwohnungen futsch - und nur 7 neu entstanden

352 Wohnungen fielen demnach im Jahr 2023 weg - neu entstanden sind 7; 6 durch Kauf und eine durch Neubau. 2024 entfallen 329, 2025 werden es 185 sein, 2027 weitere 288 und im Jahr 2028 noch 82. Die Zahl der ausgegebenen Wohnberechtigungsscheine (WBS), die für den Bezug dieser Wohnungen erforderlich sind, steigt in Siegen dabei weiter an: 2021 kamen 245 weitere dazu, 2023 dann 344 - zusätzlich den bereits ausgestellten Berechtigungsscheinen. Die Zahl der geförderten Wohnungen steigt nicht im gleichen Maße an. Ein WBS muss nur einmal bei Einzug vorgelegt werden; es wird später nicht kontrolliert, ob weiterhin noch ein entsprechender Bedarf besteht.

„Es ist erkennbar, dass der öffentlich geförderte Wohnungsbau einer gesonderten Aufmerksamkeit bedarf.“

Verwaltungsvorlage

Der sich immer drastischer abzeichnende Mangel wird seit Jahren beklagt, ohne dass sich grundlegend etwas verändert hätte. Die Politik befasst sich regelmäßig mit dieser Entwicklung, die daraus resultiert, dass die Preisbindung vieler Wohnungen bald ausläuft und kaum neue gebaut werden, findet aber keinen Hebel. In ihrem jüngsten Wohnungsmarktbarometer, für das die Stadt 70 Akteure des Immobilienmarkts in Siegen befragt hatte, sei „erkennbar, dass der öffentlich geförderte Wohnungsbau einer gesonderten Aufmerksamkeit bedarf“, heißt es nun im aktuellen regelmäßigen Bericht der Verwaltung, den zu erstellen die Kommunalpolitik beschlossen hatte.

Hochhaus Wohnsiedlung Fischbacherberg, Universität Siegen - Emmy-Noether-Campus (ENC), Siegen-Fischbacherberg, Siegen, Siegerland, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
In den Hoch- und Mehrfamilienhäusern am Fischbacherberg in Siegen gibt es geförderten Wohnraum. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

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Als größtes Problem dabei nannten die Befragten die allgemeinen Probleme im Bausektor, außerdem zu umfangreiche technische Vorgaben und Klimaschutzanforderungen. Die Mieten, die die Ämter für den „sozialen Wohnungsbau“ genehmigen würden (Wohnberechtigungsschein), seien zudem zu niedrig - so lasse sich nach geltenden Vorschriften nicht wirtschaftlich bauen. Auch seien die Förderbürokratie aufwändig und die Bedingungen für Zuschüsse des Staates unattraktiv. Nach Angaben der Stadt bieten hauptsächlich Wohnungsbaugenossenschaften, private Wohnungsbauunternehmen und Wohlfahrtsverbände wie Bethel, Awo oder Diakonie geförderten Wohnraum an.

Siegen: Der Rückgang bei Sozialwohnungen beschleunigt sich wohl sogar noch

Der Rückgang beschleunigt sich sogar noch: Wer vor 2002 geförderten Wohnraum errichtete, bekam dafür Geld vom Staat, dass diese Wohnungen für einen bestimmten Zeitraum (meist 30 Jahre) zu festgelegten Preisen vermietet werden. Werden diese Förderdarlehen vorzeitig zurückgezahlt, kann eine Wohnung schon vorher aus der Preisbindung herauslösen. Das geht seit 2002 nicht mehr, allerdings sind dafür kürzere Laufzeiten möglich.

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Dazu kommen allerdings 307 Wohnungen der KEG, die die Kommunale Entwicklungsgesellschaft vom Bund gekauft hatte und für die die Stadt ein Belegungsrecht hat: Mindestens 80 Prozent dieser Wohnungen müssen demnach an Personen mit Wohnberechtigungsschein vermietet werden. Von diesen noch 2164 Wohnungen gelten den Angaben zufolge 166 als altengerecht und barrierefrei, 68 davon unterliegen nicht mehr der Zweckbindung als Altenwohnung.