Siegen. Wohnungsmarktbarometer Siegen: Gestiegene Wohnnebenkosten und höhere Zinsen für Baukredite sind die größten Probleme, meinen die Experten.

Der Wohnungsmarkt in Siegen ist nach wie vor angespannt. Es gibt zu wenige größere Mietwohnungen für Familien, vor allem aber zu wenige Sozialmietwohnungen. Besonders Einkommensschwache, Familien und Senioren haben es schwer. Zu dieser Einschätzung kommen fast 40 Akteure der Wohnungswirtschaft, die von der Arbeitsgruppe Stadtgestaltung für das Wohnungsmarktbarometer 2023 befragt wurden. Das Barometer beschreibt die voraussichtliche Entwicklung bis 2028.

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Dafür wurde ein Online-Fragebogen mit 15 Fragen erarbeitet und an etwa 70 Fachleute des Siegener Wohnungsmarktes verschickt. Unter anderem beteiligten sich Immobilienmakler, Wohnungsunternehmer, Mietervereine, Projektentwickler und Architekten. Diverse Krisen, wie die Corona-Pandemie und die Folgen des Ukrainekriegs, beeinflussen den Siegener Wohnungsmarkt. Die Expertinnen und Experten nennen die gestiegenen Wohnnebenkosten und höhere Zinsen für Baukredite als Hauptursachen.

Wohnungsmarkt Siegen soll sich entspannen; überraschend, sagen die Experten

Die Marktlage soll sich für alle Marktsegmente, dazu zählen Eigenheime, Eigentumswohnungen, frei finanzierte Mietwohnungen sowie Sozialmietwohnungen entspannen. Dies sei eine eher überraschende Prognose, sagen die Expertinnen und Experten, denn das Bundesziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen, davon 100.000 öffentlich geförderte, werde wohl oder übel verfehlt. Für neue Wohnungen müssen geeignete Bedingungen für ausreichend bezahlbaren, klimaneutralen und barrierearmen Wohnraum zur Verfügung stehen.

Für Familien, Geflüchtete und Menschen mit geringem Einkommen ist der Wohnungsmarkt in Siegen am schwierigsten. Auch Senioren haben Probleme damit, geeigneten Wohnraum zu finden. Für Studierende schätzen die Experten die Marktlage als angespannt ein. Menschen mit hohem Einkommen haben keine Probleme auf dem Wohnungsmarkt. Für alle Personengruppen ist die Lage unverändert im Vergleich zu 2021.

Wohnungsmarkt Siegen: Investitionen für öffentlich geförderte Mietwohnungen deutlich schlechter als noch 2021

Investiert wird in öffentlich geförderte Mietwohnungen wenig. Als größte Hemmschwelle schätzen die Experten die zu hohen Baukosten ein, die sich aus den Vorgaben zum Beispiel in Bezug auf die Barrierefreiheit oder den Klimaschutz ergeben. Die allgemeinen Schwierigkeiten im Bausektor wie Kosten oder Materialverfügbarkeit werden als zweitgrößtes Problem gesehen, gefolgt von der niedrigen Bewilligungsmiete auf Platz drei. Auch in den Neubau frei finanzierter Wohnungen werde nicht investiert, so die Experten; dasselbe gilt für den Neubau von Eigentumswohnungen.

Die Finanzierungsbedingungen, die Renditeerwartungen, die Kosten für den gesamten Bauprozess und die Klimaschutzanforderungen hindern Interessenten daran, zu investieren. Die knappe Verfügbarkeit von Bauland und die dadurch entstehenden hohen Kosten der vorhandenen Grundstücke werden als weitere große Hindernisse für den Eigentumsneubau genannt. 

Wohnungsbau in Siegen

Die Bewilligungsmiete orientiert sich in aller Regel im unteren Bereich der Durchschnittsmiete für vergleichbaren Wohnraum in der Gemeinde. Da dies die Finanzierungs- und Bewirtschaftungskosten des Vermieters nicht immer deckt, kann im Einzelfall unter Aushandlung mit der zuständigen Stelle für Wohnraumförderung ein höhere Miete angesetzt werden.

Bei einem freifinanzierten Wohnungsbau in Deutschland erhält der Eigentümer für den Bau von Wohnraum keine öffentliche oder staatliche Förderung. Die Baukosten werden hierbei komplett durch den Eigentümer getragen.

Wohnungsmarkt Siegen: Neubaubedarf in allen Segmenten

Neubaubedarf besteht nach Ansicht der Experten in allen Marktsegmenten – an erster Stelle öffentlich geförderte Mietwohnungen und -häuser, gefolgt von betreutem Wohnen, alternativen Wohnformen, Wohnraum für (große) Familien, Alten- und Pflegeheimen, Studierendenwohnheimen und Tinyhäusern (Wohnraum unter 50 Quadratmetern).

Aus Sicht der Experten könnte die Stadt mit verschiedenen Maßnahmen die Lage auf dem lokalen Wohnungsmarkt verbessern: Genannt werden zum Beispiel die Bereitstellung von Bauland, attraktivere Fördermöglichkeiten und der Abbau von Bürokratie. Auch wünschen sich die Experten, dass die Stadt selbst im Bereich des benötigten sozialen Wohnungsbaus aktiv wird und bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellt.

Das aktuelle Wohnungsmarktbarometer kann auf der Homepage der Stadt Siegen heruntergeladen werden.

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