Siegen. Die Friedensgruppe Siegen stellt am Aktionstag Schönheit und Kultur der Ukraine vor. Die Gäste sollen sehen, was in diesem Krieg verteidigt wird.

Sie möchten zeigen, was es zu verteidigen gilt. Die Mitglieder der Friedensgruppe Siegen richten am Samtag, 24. August, eine Veranstaltung im Kulturintegrationsquartier (KIQ) in der Koblenzer Straße 90 aus, um „Einblick in die ukrainische Kultur zu geben – in das, was wir beschützen wollen“, wie Tetyana Pankovska vom Vorstand sagt. Denn auch, wenn dieser Krieg im öffentlichen Bewusstsein nicht mehr die Aufmerksamkeit bekommt wie noch zu Beginn: „Die Not ist nicht kleiner geworden. Bombardierungen gibt es täglich. Da verlieren jeden Tag Menschen ihr Leben.“

+++ Immer auf dem Laufenden mit WhatsApp: Hier geht‘s zum Kanal der Lokalredaktion Siegen +++

Der Krieg an sich und seine Schrecken sollen am Samstag allerdings nicht im Vordergrund stehen. Das Datum ist ein besonderes, denn der 24. August ist der Unabhängigkeitstag der Ukraine. „An erster Stelle steht, dass wir diesen Tag ehren wollen, feiern, die Stimmung heben“, betont Tetyana Pankovska. Natürlich lässt sich der Krieg nicht ausblenden, aber statt den Fokus darauf zu legen, möchten die Gastgeberinnen und Gastgeber vermitteln, was die Ukraine besonders macht, worin ihre Schönheiten liegen. Es sind Musikdarbietungen geplant, Ausstellungen von Arbeiten ukrainischer Künstlerinnen, es gibt Fotos und Videos zu sehen, darüber hinaus Workshops und Unterhaltungsprogramm für Kinder.

„Sehr gastfreundlich und ein sehr offenes Volk.“

Tetyana Pankovska, Vorstand der Friedensgruppe Siegen, über die Menschen in der Ukraine

Siegen: Friedensgruppe gibt Einblick in Vielfalt und Kultur der Ukraine

Landestypisches Essen wird ebenfalls serviert. „Auch das gehört zur Kultur der Ukraine“, erklärt Tetyana Pankovska, nämlich „dafür zu sorgen, dass die Gäste sich wohlfühlen“. Die Menschen in der Ukraine „sind sehr gastfreundlich und ein sehr offenes Volk; auch interkulturell, weil viele Nationalitäten zusammenleben. Das ist ähnlich wie in Deutschland.“ Außerdem „spielt Musik eine große Rolle. Bei jeder Feier, jedem Geburtstag wird gesungen.“

+++ Passend zum Thema: Mit 17 in Siegen – und auf seine Heimatstadt fliegen Bomben +++

Tetyana Pankovska kam in den frühen 2000er Jahren nach Deutschland. Sie stellte fest, dass hier über ihre Heimat realtiv wenig bekannt war – und in manchen Bereichen auch immer noch ist. Die Ukraine sei sehr vielfältig, das betreffe Kultur, Architektur, Landschaft gleichermaßen. Es sei vielen Leuten außerhalb des Landes nicht bewusst, wie viele international bekannte Beiträge etwa von Kunst- oder Filmschaffenden stammen würden, die aus der Ukraine kommen oder deren Wurzeln dort liegen, „denn es wird oft nicht als ukrainisch ,vermarktet‘“.

„Der Bedarf ist immer noch groß.“

Tetyana Pankovska von der Friedensgruppe Siegen über die Wichtigkeit von Spenden für die Ukraine

Friedensgruppe Siegen: Aufmerksamkeit für Ukraine-Krieg nimmt ab – doch das Leid bleibt

Natürlich streben wir an, dass mehr über die Ukraine gesprochen wird“, merkt Tetyana Pankovska an. Zweieinhalb Jahre ist es her, dass russische Truppen die Invasion starteten. Zunächst waren Interesse und Betroffenheit in Europa und im Rest der Welt groß, doch viele Nicht-Ukrainer „haben sich an den Krieg gewöhnt“. Tetyana Pankovska sagt es nicht vorwurfsvoll, keineswegs; sie stellt es einfach nur fest. Doch die Friedensgruppe Siegenals humanitäre Gruppe spürt das“, denn die Spenden seien massiv zurückgegangen. Hätten die Aktiven im ersten Jahr noch zwölf voll beladene Lkws mit Hilfsgütern in die Ukraine schicken können, seien es derzeit nur noch um die 20 Pakete pro Monate. „Das ist besser als nichts“, unterstreicht die junge Frau. „Aber der Bedarf ist immer noch groß.“ Vor allem Menschen, die innerhalb der Ukraine fliehen, stünden oft vor heftigen Problemen. Unterbringungskapazitäten seien vielerorts ausgereizt, es fehle an Lebensmitteln, an Hygieneartikeln, an allem. Viele stünden buchstäblich mit nichts da: „Manche sind nur mit dem Kind an der Hand geflohen.“

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

Wer möchte, kann am Samstag vor Ort auch spenden. Die Erlöse sollen für den Kauf eines Elektro-Rollstuhls verwendet werden, der einem schwerverletzten Mann in der Ukraine Mobilität ermöglichen soll. Außerdem können die Besucherinnen und Besucher mit Leuten aus verschiedenen Teilen des Landes ins Gespräch kommen, sich die Besonderheiten und liebenswerten Charakteristika verschiedener Regionen schildern lassen. Es wird auch eine Gedenkminute für die Opfer stattfinden, aber es soll auf keinen Fall gedrückte Stimmung herrschen – im Gegenteil: „Zum Leben gehört auch Spaß, wir wollen einen schönen Tag miteinander verbringen“, sagt Tetyana Pankovska. „Wir wollen auch zeigen, dass wir uns von Russland nicht kaputtmachen lassen.“

Los geht es im KIQ, Koblenzer Straße 90 (ehemalige Hammerhütter Schule) am Samstag, 24. August, um 16 Uhr. Wer vorbeikommen möchte, kann jederzeit dazustoßen. Gegen 20 Uhr klingt der Abend aus.

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++