Volnsberg. Volnsberg, Siegens einziges Höhendorf, hat einen Heimatverein, dem der Zusammenhalt der Einwohner wichtig ist.

Ruhig ist es um die Mittagszeit in Volnsberg, das hoch über dem gemächlich Richtung Kaan-Marienborn mäandernden Breitenbach liegt. Kein Auto fährt, kein Traktor tuckert. Landwirte im Vollerwerb gibt es hier schon lange nicht mehr und wer Landwirtschaft nebenbei betreibt, macht dies nach Feierabend.

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Zwei freundlich grüßende Wanderer kommen vorbei. Volnsberg liegt mitten in einem Netz unterschiedlichster Wanderwege. Fast alle streifen den Rabenhainturm, der dank der gründlichen Arbeit der Borkenkäfer einen Rundumblick über das Siegerland bis zur Kalteiche, den Windrädern im Westerwald und bis zum Giller bietet. Der 1896 erbaute Turm ist elf Meter hoch und besteht aus einer Fachwerkkonstruktion aus Eisen. Die Einzelelemente wurden seinerzeit in der Kaan-Marienborner Firma Fünfsinn produziert, mussten mit Pferdefuhrwerken über 200 Höhenmeter zum Rabenhain transportiert werden, wo man sie dann zu einem Turm mit seinen 53 Stufen verschraubte.

Johannes Tigges, der die Belange Volnsbergs wie auch die von Breitenbach, Feuersbach und Kaan-Marienborn im Siegener Stadtrat vertritt, kennt die Besonderheiten Volnsbergs wie seine Westentasche: den Reitclub Rabenhain mit Halle und Reitplatz, vor 60 Jahren gegründet und etwa 80 Mitglieder stark, das Bürgerhaus, vor Jahrzehnten direkt im Ortskern in einer ehemaligen Scheune auch dank des ehrenamtlichen Einsatzes der Volnsberger entstanden.

Am Ende der Welt  Volnsberg
Vor 45 Jahren von Siegen nach Volnsberg gezogen, "der Pferde und der guten Luft wegen": Anne Bender-Wagner und Robert Wagner, Hundebaby Cleo. © Wolfgang Leipold | Wolfgang Leipold

Und wie es der Zufall will: Gerade als Tigges berichtet, dass nicht alle im Ort hellauf begeistert sind, wenn im Bürgerhaus dann und wann auch mal lautere Feste stattfinden, kommt Claudia Schäfer-Daub vorbei. Sie ist auf dem Weg zum Bürgerhaus, hat gehört, dass dort ein Fenster offensteht. Das will sie schließen, denn sie ist die Vorsitzende des Volnsberger Heimatvereins, dem die Vermietung und Verwaltung des Hauses untersteht. Claudia Schäfer-Daub kam 1997 in das Höhendorf, „der Liebe wegen“, stammt aber aus dem nur drei Kilometer Luftlinie entfernten Feuersbach, nur ein Tal von Volnsberg entfernt.

Der Heimatverein

Werner Günther, der auf vielen Ebenen unermüdlich ehrenamtlich engagierte, kürzlich verstorbene Ex-Hamburger, gründete den Heimatverein 1982, zu einer Zeit, als er noch mitten in Volnsberg wohnte. Auf seine Initiative geht auch der Bolzplatz zurück, der hoch über dem Ort direkt am Wasserhäuschen entstand. Ein Ort wie geschaffen für Fußballturniere, Zeltlager, Feiern. Hier darf man auch laut sein. Inzwischen ist der Platz leider verwahrlost, zumal jeweils am 1. Mai Hunderte von Jugendlichen es dort etwas zu derbe krachen lassen. Barfuß sollte man das durch Bierflaschen-Scherben verminte Gelände nicht mehr betreten. Und auch Claudia Schäfer-Daub zieht es inzwischen vor, am 1. Mai Volnsberg besser zu verlassen.

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Dafür ist sie und ihr Heimatverein-Team voll dabei, wenn andere Ereignisse anstehen: So der Wandertag „Rund um Volnsberg“ traditionell immer am Pfingstsonntag, bei dem sich die Wanderer aus nah und fern zwischen Strecken von sechs oder zwölf Kilometern entscheiden können. Die anschließende Verköstigung der Hungrigen und Durstigen ist schon legendär.

„In Volnsberg ziehen viele junge Familien mit ihren Kindern ein und wir sprechen jeden an, zu uns in den Heimatverein zu kommen und aktiv mitzuwirken. “

Claudia Schäfer-Daub, Heimatverein

Tradition ist auch das Osterfeuer und das jährliche Dorffest auf dem Grillplatz direkt neben dem Bürgerhaus. Einmal Vorsitzende des Heimatvereins zu werden, stand sicherlich nicht auf der Agenda von Claudia Schäfer-Daub, doch neue Vorsitzende bringen auch frische Ideen: „Wir haben eine Willkommenskultur entwickelt. In Volnsberg ziehen viele junge Familien mit ihren Kindern ein und wir sprechen jeden an, zu uns in den Heimatverein zu kommen und aktiv mitzuwirken. Zwar gibt es hier kaum noch Bauland, dafür aber ältere Häuser, die nach und nach frei werden und nach gründlicher Renovierung auch zeitgemäßen Wohnansprüchen genügen.“ Der Erfolg der Willkommenskultur lässt sich auch zahlenmäßig belegen: Der Heimatverein hat inzwischen 150 Mitglieder. Fast 70 Prozent der 230 Volnsberger gehören also dazu. Nimmt man noch die 80 Reiter und die Mitglieder der Feuerwehr, ergibt das eine Vereinszugehörigkeits-Quote, die ihresgleichen sucht.

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Zwei Wahrzeichen Volnsbergs als Gemälde der Künstlerin Zveta Grebes auf einem Stromkasten: der Rabenhainturm und die Kapellenschule © Wolfgang Leipold | Wolfgang Leipold

Die Pausenecke

Eine Initiative jedoch ist an keinen Verein gebunden: die Volnsberger Pausenecke. Frauke Blum, hier im Ort aufgewachsen, hat vor drei Jahren angefangen, sie unweit des Bürgerhauses zu gestalten und liebevoll zu pflegen. Mit einer von einer Hecke umsäumten Sitzecke, geschmückt durch ein bäuerliches Wagenrad und mit Blumen der Saison veredelt. Oft sitzt Frauke Blum auch selbst hier, inmitten der Volnsberger Ruhe; doch am meisten freut sie sich, wenn auch Mitbürger oder Wanderer einfach das tun, wozu die Pausenecke einlädt: die Seele baumeln lassen.

Die Schattenseiten

Doch jede Medaille hat auch eine Kehrseite: Eine Dorfwirtschaft gibt es schon lange nicht mehr, einen Lebensmittelladen ebenfalls nicht. Selber schuld, könnte man denen sagen, die darüber klagen: Wer Großeinkäufe beim Discounter tätigt und die vergessene Dosenmilch vor Ort kaufen möchte, muss damit rechnen, dass der Tante Emma-Laden zumacht. Einiges kann man hier aber direkt beim Erzeuger erstehen: Eier, Nudeln, Obst, Gemüse…Und auch der Metzger auf vier Rädern kommt manchmal vorbei.

Ein Dorn im Auge, gerade dem von Johannes Tigges, ist die 1740 erbaute Kapellenschule mitten im Ort. Früher an Werktagen als einklassige Zwergschule und sonntags als Ort für Gottesdienste und Andachten genutzt, ist das geschieferte Haus mit seinem Glockentürmchen seit Jahren ungenutzt. Was auffällt: Die Fenster sind ziemlich neu, „dank einer Spende der Sparkasse vor einigen Jahren“, weiß Johannes Tigges Aber alle Versuche, der Kapellenschule als Begegnungsstätte örtlicher Gruppen neues Leben einzuhauchen, scheiterten an den Preisvorstellungen der zuständigen Kirchengemeinde.

Doch dieser kleine Wermutstropfen wird aufgefangen durch all das, was Volnsberg bietet: viel Natur, Ruhe, gute Luft und freundliche Mitmenschen.

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