Siegen. Amtsgericht Siegen weist Antrag zurück: Das E-Bike-Sharing-Unternehmen hat nichts, was sich irgendwie zu Geld machen lässt. Und die Fahrräder?

Seit gut drei Monaten fährt im Siegerland kein geliehenes E-Bike mehr, zumindest nicht von Velocity Siegerland. Und das wird auch so bleiben: Anfang April beantragte die GmbH mit Sitz in Buschhütten, das Insolvenzverfahren zu eröffnen. Diesen Antrag hat das zuständige Amtsgericht Siegen nun zurückgewiesen: Mangels Masse. „Es ist nicht genug vorhanden, um die Kosten des Verfahrens zu decken“, so ein Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters Dr. Philip Heinke, der damit nun auch nicht mehr vorläufiger Insolvenzverwalter ist.

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Schon im April hatte sich angedeutet, dass das E-Bike-Sharing-Unternehmen aufgrund sehr schlechter Nachfrage vor dem endgültigen Aus steht. Es gab wenig Hoffnung, dass sich jemand finden würde, der bereit war, Geld ins Unternehmen zu stecken, um den Betrieb wiederaufzunehmen und erfolgreich weiterzuführen. Unter anderem Lieferprobleme hatten zu einem verzögerten Marktstart des Unternehmens geführt, die angestrebten Fahrrad-Zahlen an den Ausleih-Stationen wurden erst erheblich später erreicht als eigentlich geplant. In der Zwischenzeit entwickelte sich das E-Bike auch im Siegerland zum Massenfahrzeug - es gab wohl kaum noch Bedarf nach einem Verleihsystem. Die Zahlen entwickelten sich so schlecht, dass die Gesellschafter - „Mutterfirma“ Velocity Mobility (Aachen), Siegerlandfonds und Geschäftsführung - die Reißleine zogen.

Stationen von Velocity Siegerland in Siegen und Umgebung: Bleiben Kommunen auf Kosten sitzen?

Aber wie geht es nun weiter? Velocity Siegerland hat nichts, was sich zu Geld machen ließe - der Sinn und Zweck eines Insolvenzverfahrens ist es aber nun einmal, die Gläubiger bestmöglich zu befriedigen. Daher lehnte das Gericht den Antrag ab. Das sei nicht unüblich bei jungen Unternehmen in einer frühen Phase, die noch kein Vermögen aufbauen konnten, so der Sprecher Dr. Heinkes. Die Velocity Siegerland GmbH werde dann formell in die Liquidation gehen - die rechtliche Hülle der Firma wird „gelöscht“.

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Die Pedelecs, Lasten-E-Bikes und Stationen, von denen das Unternehmen seit dem Start bis April 2024 immerhin 30 in Neunkirchen, Siegen, Netphen und Kreuztal aufbauen konnte, gehören dem Unternehmen nicht. Die Kommunen oder auch Unternehmen, die das Bike-Sharing-Netz unterstützen wollten, stellten die Flächen bereit und übernahmen eine Patenschaft für die Stationen. Sie müssen den Rückbau wahrscheinlich selbst auf eigene Kosten übernehmen. Die Gemeinde Neunkirchen etwa habe auch erst aktuell von dem abgelehnten Insolvenzantrag erfahren, teilt Boris Edelmann von der Stabsstelle Regionale Entwicklung auf Anfrage mit: Man werde versuchen, mit Velocity Kontakt aufzunehmen, um zu klären, ob das Unternehmen Stationen und Räder zurückbaut. Die Stadt Kreuztal werde es zunächst dulden, dass die zur Verfügung gestellten Flächen weiter belegt sind, bis die Angelegenheit geklärt ist, heißt es aus dem Bürgermeisterbüro. Auch in Netphen und Siegen habe man erst kurzfristig von der neuen Sachlage erfahren und müsse die Sache zunächst klären.

Ob die Fahrzeuge noch zum Großteil dem Hersteller gehören, dazu liegen bislang keine Antworten vor. Bislang stehen die 99 Räder in den Stationen und sind Witterung und Vandalismus ausgesetzt.