Siegen. Das Diakonie-Klinikum kämpft um seinen Status als „Maximalversorger“. Die anderen Krankenhäuser sind mit der Planung des Landes einverstanden.
Mit Besorgnis zur Kenntnis genommen hat die Synode des Evangelischen Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein die Vorschläge des NRW-Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales zur künftigen Krankenhausplanung im Versorgungsgebiet 16, das die Landkreise Siegen-Wittgenstein und Olpe umfasst. Auf der Tagung der Synode, die jetzt in der CVJM-Jugendbildungsstätte Siegerland in Wilgersdorf stattfand, sprachen sich die Synodalen mit überwältigender Mehrheit dafür aus, ihre Sorgen in einem offenen Brief an den NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann zum Ausdruck zu bringen.
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Als Repräsentantin von 130.000 evangelischen Christinnen und Christen sowie als konfessioneller Träger und Gesellschafter des Diakonie Klinikums mit Standorten in Siegen und Freudenberg appelliert die Synode an den Minister, im angekündigten Anhörungsverfahren „die elementar bedeutsamen Argumente des Diakonie Klinikums zum Wohle der medizinischen Versorgung von Hunderttausenden Menschen im Großraum Sieger- und Sauerland ernst zu nehmen und zu würdigen“.
Bei anderen Krankenhäusern in Siegen „nur geringfügigste Abstriche“
Mit Blick auf die hohe Versorgungsqualität sehe der Kirchenkreis mit Sorge auf die Pläne des Ministeriums, den Status des Maximalversorgers im Versorgungsgebiet 16 dem Diakonie Klinikum zu entziehen, heißt es in der Pressemitteilung. Nach den Plänen des Ministeriums solle die umfassenden Notfallversorgung wegfallen, indem die Kardiologie gestrichen wird und der Neurologie die Notfallversorgung mit Schlaganfallbehandlung entzogen wird. Außerdem sehen die Pläne des Ministeriums vor, dass 27 Prozent der beantragten Fälle im Diakonie Klinikum gestrichen werden, „während bei den anderen Trägern nur geringfügigste Abstriche erfolgen sollen“.
„Das wäre ein tiefer Einschnitt in die Wirtschaftlichkeit unseres Hauses, den wir dann nicht mehr zu verantworten hätten.“
„Das wäre ein tiefer Einschnitt in die Wirtschaftlichkeit unseres Hauses, den wir dann nicht mehr zu verantworten hätten“, betonte Superintendent Peter-Thomas Stuberg in seinem Bericht auf der Synode. „Die Kriterien der teilweisen Neuverteilung von medizinischen Disziplinen auf die vorhandenen Krankenhäuser in der Region sind nicht nur intransparent, sie erscheinen uns auch medizinisch wenig nachvollziehbar“, sagte der leitende Theologe. „Uns ist durchaus bewusst, dass die Krankenhausplanung sehr komplex ist, weil es um sehr viel Geld geht und unterschiedliche Interessen aufeinanderprallen. Dennoch ist uns wichtig, dass Eingriffe keinesfalls der optimalen regionalen Krankenhausversorgung an einem Standort im Dienste der Patientinnen und Patienten zuwiderlaufen dürfen“, machte der Superintendent deutlich.
Kirchenkreis: Stilling allein hat Maximalversorgung
Stuberg führte weiter aus, dass in den vergangenen zwölf Jahren die Geschäftsführung das Jung-Stilling-Krankenhaus konzeptionell konsequent weiterentwickelt und auf das hohe Niveau von heute geführt habe. „Wir verfügen über ein breit aufgestelltes medizinisches und pflegerisches Angebot im Dreiländereck, sodass wir bei unserem Haus mit Fug und Recht von einem Notfallkrankenhaus mit Maximalversorgung sprechen können – dem einzigen mit Maximalversorgung im weiten Umkreis.“ Ohne Berücksichtigung dieser regionalen Gegebenheiten würde die Reform nicht nur dem Diakonie Klinikum wirtschaftlich schaden, sondern auch die zurückliegende Entwicklung der medizinischen Versorgung der Menschen in Einzugsgebiet zurückwerfen.
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Ausdrücklich, so die Pressemitteilung, habe der Superintendent erklärt, dass sowohl der Kirchenkreis als auch die Geschäftsführung des Diakonie Klinikums jederzeit zu konstruktiven Gesprächen bereit seien, um verträglich und sachlich verantwortbare Lösungen zu finden.
Die anderen Krankenhäuser sind zufrieden
Ganz anders bewerten Klinikum Siegen, St. Marien-Krankenhaus Siegen, Vamed-Klinik Bad Berleburg und St. Martinus-Hospital Olpe das Planungskonzept des Landes: Es sei gelungen, „ein für die Versorgung der Bevölkerung ausgewogenes und zukunftsweisendes Planungskonzept vorzulegen“. Die wesentlichen Planungsziele wie Qualitätssteigerung durch Zentralisierung der Leistungsgruppen, Sicherstellung einer flächendeckenden Versorgung und Abbau von Mehrfachvorhaltungen seien durchaus realisiert worden.
„Unabgesprochene Doppel- und Dreifachvorhaltungen“
„Natürlich mussten im Zuge der Kompromisse auch einige Pillen geschluckt werden“, heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme. Jeder der beteiligten Krankenhausträger werde mindestens ein langjährig etabliertes Leistungsangebot aufgeben müssen. Nahezu alle langjährig etablierten Schwerpunktbereiche der großen Krankenhausträger seien berücksichtigt worden. „Fehlentwicklungen der letzten Jahre im Sinne des Aufbaus unabgesprochener Doppel- und Dreifachvorhaltungen von Disziplinen sind korrigiert worden.“
Eine Versorgungslücke sei für das gesamte Versorgungsgebiet 16 der NRW-Krankenhausplanung (Kreise Siegen-Wittgenstein und Kreis Olpe) nicht zu erkennen, „wenn man einmal davon absieht, dass es nach wie vor kein Angebot im Bereich Herzchirurgie in der Region geben wird“, meinen die Krankenhausträger. Dies solle weiterhin auf die großen Maximalversorger und Universitätskliniken fokussiert bleiben. Dafür seien aber bisher bestehende Versorgungslücken, wie zum Beispiel die Thoraxchirurgie, neu in die regionale Versorgung aufgenommen worden.
„Rivalitäten auf vernünftiges Maß reduzieren“
Für die Patienten bedeute die Planung des Landes Nordrhein-Westfalen eine klare Handreichung, da sie nun direkt erkennen können, welches Krankenhaus eben für welche Leistung spezialisiert ist. Die Erklärung der vier Krankenhausträger schließt mit einem Seitenhieb auf die Diakonie und ihr Klinikum: „Erwartet wird auch, dass die neuen Zuordnungen die Rivalitäten der Kliniken untereinander auf ein vernünftiges Maß reduzieren werden, was insgesamt die Ressourcen schont und letztendlich den Patientinnen und Patienten der Region die jeweils bestmögliche Expertise für das jeweilige Krankheitsbild sichert.“
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