Hilchenbach. Der „kmd“ bekommt ein Logo, das an einen Elefanten erinnert. Das hat Gründe – und löst in Hilchenbach durchaus eine gewisse Begeisterung aus.
Dr. Jochen Dietrich lässt es raus: „Dumbo Meets Superman.“ Der stellvertretende Vorsitzende des Bürgervereins, im Hauptberuf Leiter des Gymnasiums Stift Keppel und studierter Kunstlehrer, wird keine Chance mehr haben, seine Assoziation zum Logo des Kulturellen Marktplatzes Dahlbruch zurückzunehmen. „Ich sehe schon die Schlagzeile“, ahnt Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis.
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Die Freude über das Logo des Kulturellen Marktplatzes Dahlbruch
Der Bürgerverein hat der Stadt das Logo spendiert und zusammen mit der vom Rat eingesetzten Arbeitsgruppe und der Stadtverwaltung zwei Workshops bestritten, in denen die Hilchenbacher Agentur Wilke kreativ die Optik für das Kultur- und Freizeitzentrum entwickelt hat.
Das bedeutet das kmd-Logo
Der „Elefant“, der für „Abenteuer und Inspiration“ steht, setzt sich aus drei Elementen zusammen, die die Agentur Wilke kreativ so erklärt:
Das rote Cape kann Vorhang für Kino und Theater sein, die Farbe soll „Leidenschaftlichkeit, Emotionalität, Achtsamkeit, Stärke, Wärme“ bedeuten. „Der rote Umhang deutet an, dass der große Elefant fliegen, also leicht sein kann - es braucht nur Anlauf und Phantasie.“
Der gelbe Bogen ist Eingang, Sonne, Bühne und Arena. Gelb bedeutet „Lebensfreude, Licht, Energie, Kommunikation, Kreativität“.
Das blaue Blatt ist Symbol für Natur und Umwelt. Blau bedeutet „Verlässlichkeit, Sicherheit, Weite, Ruhe, Erholung“. Und Wasser - im Hallenbad.
„Ich habe nicht vor, Ihnen vorzuschreiben, wie Sie das gleich finden sollen“, sagt Dr. Jochen Dietrich vorsichtig zur Einleitung. Florian Gräf von Wilke kreativ erklärt, wie es zu dem Elefanten gekommen ist, der für Stärke, Beständigkeit und ein „sehr gutes Gedächtnis“ (für die Geschichte der Gebäude) stehe und vielleicht sogar noch viel mehr für Hilchenbach bedeuten könne: „Vielleicht könnte man sich vorstellen, dass in den Ortsteilen Elefanten aufgestellt werden, die von Jugendlichen bemalt werden.“
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In seiner Eigenschaft als Kunstpädagoge regt Dr. Jochen Dietrich Mäßigung an. Das Logo funktioniere mit seinem Dreiklang, den drei Farben und den drei Figuren für die Einrichtungen des Kulturellen Marktplatzes auch, wenn man sich das „Tierchen“ nicht dazuphantasiere: „Ich brauche nach dem Plüsch-Wisent nicht auch noch den Plüsch-Elefanten.“ Was den Bürgermeister zur Klarstellung ermutigt: „Stadtwappen bleibt der Wolf.“
Wenn irgendwo ein Logo vorgestellt wird, fremdeln die wie auch immer Betroffenen in der Regel: Das ist der Stadt Netphen mit ihren Strichen in drei Kreisen, die die Kirchtürme vertrieben haben, nicht anders gegangen als dem Apollo-Theater, das neuerdings einem Kreis und vier Strichen auf sich aufmerksam macht. In Hilchenbach ist das anders: Die Begeisterung im Rat ist so grenzenlos, dass Betty Roth (SPD) sich sogar einen Prinzen Eisenherz dazudenkt und Olaf Kemper (CDU) erst Vorder- und Hinterteil des Elefanten verwechselt und dann noch beinahe ein Mammut sieht: „Da fehlte aber der Säbel.“ Renate Becker (UWG) fühlt sich dagegen durch das Elefantöse an sich inspiriert: „Der Weg zum Kulturellen Marktplatz war sehr lang. So lang wie die Tragzeit einer Elefantenkuh.“ Obwohl selbst die bestimmt weniger als zehn Jahre braucht.
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„Total toll“, sagt Carsten Irle (CDU), „das kann ich mir wirklich gut vorstellen.“ „Das hat bestimmt Wiedererkennungswert“, sagt André Jung (CDU). „Damit kann man was anfangen“, meint Kulturausschussvorsitzender Markus Köppen (SPD), „ganz im Gegensatz zum Apollo.“ „Man wird drüber reden“, erwartet Stefan Jäger (UWG). Ernst Heinrich Hofmann (FDP) findet das neue Kürzel „kmd“ für „Kultureller Marktplatz Dahlbruch“ kleidsam: „Ich bin froh, dass wir darauf bestanden haben.“ Immerhin stand vor zwei Jahren „Das Platz“ zur Debatte, „Ein Eyecatcher“, findet Arne Buch (CDU), „solange wir nicht auch noch ein Elefantenhaus dazubauen müssen.“ „Man hätte sich Schlimmeres vorstellen können“, sagt Frank Luschei (Grüne) etwas nüchterner, „auch wenn sich alle über das Logo freuen: Die Seele des Ganzen ist entscheidend.“ Ulrich Bensberg (UWG) jubelt überhaupt nicht: „Ich tue mich schon ein bisschen schwer.“ Das Logo habe nun so gar nichts, was den Kulturellen Marktplatz erkennen lasse.
Der Streit um die Wohnmobilplätze: Die kosten extra
1,1 Millionen Euro kosten die Außenanlagen für den Kulturellen Marktplatz, der zuletzt mit insgesamt 16,5 Millionen Euro veranschlagt wurde: Dazu gehören Zufahrten, die neuen Parkplätze hinter dem Hallenbad, Rampen, Sitzgelegenheiten und Beleuchtung, nicht aber die besonders finanzierte Calisthenics-Anlage. Und auch nicht die Wiederherstellung der zu Beginn der Bauarbeiten aufgegebenen drei Wohnmobilstellplätze, die noch einmal 100.000 Euro extra kosten würden. Das Geld könne man sich sparen, findet Michael Stötzel (SPD): „Da gibt es sicherlich bessere Standorte.“
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André Jung (CDU) sieht das anders: In Dahlbruch sei die einzige Entsorgungsanlage für Wohnmobile im Stadtgebiet. „Die Gelegenheit ist gerade günstig, die Haushaltslage wird nicht besser.“ Wenn die Stadt in ein paar Jahren auf die Idee käme, die Bagger doch dort anrücken zu lassen, „dann hätte dafür niemand Verständnis.“ „Jeder andere Standort wird teurer“, wendet Ernst Heinrich Hofmann (FDP) ein. Der Standort sei genau richtig, meint Martin Born (fraktionslos): Wohnmobilisten könnten durchaus Nutzer der kmd-Einrichtungen sein. Ein Verzicht auf die Plätze wäre „grob fahrlässig“. Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis schließt sich an. „Die Plätze sind da am besten verortet, das Projekt soll ja der Freizeit dienen.“ Mit 19 gegen 9 Stimmen beschließt der Rat, die 100.000 Euro auch noch draufzulegen.
Verschoben: Die Sache mit der Baugenehmigung - nicht der Kreis war schuld, sondern Brandschutz
Wann im nächsten Jahr eröffnet wird, steht noch nicht fest. Zumindest ins Haus der Alltagskultur und in die neue Mehrzweckhalle wollten Stadt und Vereine eigentlich in diesem Jahr einziehen. Diese Teilinbetriebnahme sei aber „auf unbestimmte Zeit verschoben“, heißt es in einer Vorlage, die Bezug auf den Cyberangriff auf die SIT nimmt: Es sei „nicht absehbar, wann die Bauaufsichtsbehörde des Kreises Siegen-Wittgenstein wieder handlungsfähig sein wird“.
Damit habe das nichts zu tun, lässt der Kreis auf Nachfrage dieser Zeitung wissen. Baugenehmigungen würden weiterhin erteilt. „Tatsächlich ist es so, dass das Bauvorhaben längst genehmigt ist. Im März und im Oktober 2023 wurden durch die Bauaufsichtsbehörde Rohbauabnahmen durchgeführt, bei denen leider festgestellt werden musste, dass bei der Bauausführung teilweise von der erteilten Genehmigung abgewichen worden war“, heißt es in der Antwort aus dem Kreishaus. Für die Gebäudeteile, die die Stadt vorab in Betrieb nehmen wolle, sei der Brandschutz nicht gewährleistet gewesen. Die Unterlagen für die geänderte Lüftung, die geänderte technische Gebäudeausstattung und den Brandschutt seien inzwischen zwar vollständig. Aber: „Ein konkreter Antrag zur Zulassung einer vorzeitigen Nutzung in den genannten Bereichen liegt der Bauaufsichtsbehörde bisher nicht vor, würde aber – genauso wie die Nachträge zur Baugenehmigung – so schnell wie möglich geprüft.“
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