Hilchenbach. Der Kulturelle Marktplatz Dahlbruch wird Dritter Ort. Nicht Kulturtempel, sondern Begegnungsstätte, sagt Busch-Kreis-Vorsitzender Olaf Kemper.
Der Kulturelle Marktplatz Dahlbruch wird – im zweiten Anlauf – „Dritter Ort“. Der Antrag des Gebrüder-Busch-Kreises gehört zu den 28 von insgesamt über hundert Bewerbungen, die von der Jury des Kulturministeriums ausgewählt wurden. Ein „Dritter Ort“ ist ein Ort der Kunst, Kultur und der Begegnung und damit, so Ministerin Ina Brandes, „eine große Bereicherung für das kulturelle Leben der Menschen im ländlichen Raum“.
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Für den Kulturellen Marktplatz, der in diesem Jahr fertig wird, bedeutet dies ein zusätzliches Budget von bis zu 50.000 Euro in einer einjährigen „Konzeptphase“, der dann eine dreijährige Förderung mit insgesamt bis zu 450.000 Euro folgen kann („Umsetzungsphase“). Der andere „Dritte Ort“ im Siegerland, der bereits seit der ersten Runde mit 26 Orten dabei ist, hat bereits den Schritt danach getan. Als Drei-Sterne-Projekt der Südwestfalen-Regionale ist die Deuzer Qulturwerkstatt für weitere drei Jahre finanziert.
Dritter Ort
„Dritte Orte schaffen den Raum und die Gelegenheit für den persönlichen Austausch – spontan, unmittelbar, selbstverständlich und generationsübergreifend. Dieser Zusammenhalt ist ein echter Standortvorteil für den ländlichen Raum“, sagt Ministerin Ina Brandes.
„Dritter Ort“ ist ein Begriff, der in den 1980er Jahren entstanden ist: Er beschreibt öffentliche Orte für Begegnung und Austausch in Abgrenzung zum Ersten Ort, dem Zuhause, und dem Zweiten Ort, der Arbeit. Einladende Atmosphäre, verschiedene Nutzungen und die Möglichkeit, spontan und selbstverständlich Dritte Orte zu besuchen und sich dort auch aktiv einbringen zu können, hat das Land NRW als Förderkriterien benannt.
So wird der kmd zum Dritten Ort
Während die Qulturwerkstatt in Deuz in einer alten Tischlerei entsteht und in Bad Berleburg die (Stadt-)„Bücherei der Zukunft“ Schauplatz ist, bringt Hilchenbach ein richtiges Theater ein: Das Gebrüder-Busch-Theater, das zugleich Viktoria-Kino ist, wird um einen zweiten Veranstaltungssaal, ein Foyer und eine Gastronomie erweitert. Nebenan ist das Haus der Alltagskultur entstanden: neue Räume für das Jugendcafé No Limits, das bisher in den Klimawelten angesiedelte Elterncafé, Stillcafé, offene Treffs für Familien und Gruppen sowie Vereine und eine Mehrzweckhalle, die die abgerissene Turnhalle ersetzt. Das Nutzungskonzept, das in Dialogveranstaltungen entstanden ist und von Arbeitsgruppen von Nutzern und weiteren Interessierten und einem Beirat ausgefüllt wird, setzt auf beides: das organisierte Programm und den spontanen Besuch - bei dem auch das Hallenbad im selben Gebäudekomplex eine Rolle spielt.
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Auch die Geschichte des mittlerweile 16,5 Millionen Euro teuren Vorhabens mit gut zehnjähriger Vorgeschichte ist wie gemacht für einen „Dritten Ort“: Nicht die Stadtverwaltung allein ist Initiator, sondern der eigens für den Kulturellen Marktplatz gegründete Bürgerverein hat das Vorhaben als Motor vorangebracht: anfangs vor allem als Spendensammler, inzwischen längst auch inhaltlich: Jüngster Beitrag ist das Marketingkonzept für den „kmd“, wie er nun heißt, mit dem vieldeutigen Elefanten als Erkennungszeichen. „Wir freuen uns sehr über die Anerkennung des Kulturellen Marktplatzes als dritten Ort“, sagt Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis. Das zusätzliche Budget, mit dem auch Personalkosten finanziert werden können, dürfte der Stadt einige Sorgen nehmen.
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Das wird im kmd möglich
Olaf Kemper, Vorsitzender des Gebrüder-Busch-Kreises, spricht von einem „Wohnzimmer für alle“, zu dem der kmd sich entwickeln soll: „Nicht als Kulturtempel, sondern als Begegnungsstätte.“ Menschen, die in Hilchenbach zusammen mit anderen etwas gestalten, unternehmen, auf die Beine stellen wollen, sollen hier Zeit, Raum und Ausstattung dafür finden – ob im Verein oder als nicht organisierte Kreative, von denen es, wie Olaf Kemper gelernt hat, in der Stadt eine ganze Reihe gibt. Je nach „Hardware“, die sich der kmd leisten kann, wäre sogar denkbar, die Wohnzimmer der Hilchenbacher gleich mit zu bespielen. Der „Virtuelle Hut“, erinnert Olaf Kemper, „war sehr spannend“: Während der Pandemie wurden Kulturveranstaltungen von verschiedenen Bühnen ehrenamtlich gestreamt.
„Wir sehen uns als Teamplayer“, beschreibt OIaf Kemper die Rolle des Gebrüder-Busch-Kreises, der einerseits ehrenamtlich aktiver Kulturveranstalter ist, andererseits über Geschäftsführerin Dörthe Müller auch personell mit der Stadtverwaltung verbunden ist. Mit im Boot ist zum Beispiel auch der Push-Verein, der mit seiner eigenen Geschichte für ein bürgerschaftliches Mitmach-Projekt steht: hervorgegangen aus einer Initiative von Jugendbands, die auf Suche nach Proberäumen ist, heute Kooperationspartner des städtischen Jugendbüros und selbst Träger einer ganzen Reihe von Projekten, angefangen vom Dirt-Bike-Park. So ein Zusammenspiel beim kmd über alle Generationen aufzubauen, „das wäre ein Traum“. Die personelle Unterstützung und Beratung durch das Dritte-Orte-Büro ist für die Startphase inbegriffen; für das technische und organisatorische Centermanagement hat die Stadt bereits gesorgt.
„Push“ hat dem kmd gerade übrigens noch ein „Kulturlabor“ beschert: Der Verein wird zusammen mit dem Busch-Kreis, dem Arbeitskreis Barrierefrei, den Waldrittern und dem Gymnasium Stift Keppel in vier Labor-Runden neue Kulturformate entwickeln, von denen eines am Ende dieses Jahres im kmd umgesetzt werden soll. Die Mittel dafür wurden mit Erfolg mit Kulturministerium beantragt.