Holzhausen. Eine Geschichtstour durch das Holzhausener Wetterbachtal stand vor Kurzem in Burbach an. Dabei gab es viel Wissenswertes zu erfahren.
Um Geschichte und Geschichten ging es auf der kulturhistorischen Wanderung durch das Holzhausener Wetterbachtal. Es war die letzte Veranstaltung im Rahmen des diesjährigen Naturtourenprogramms des Heimatvereins Holzhausen, an der mehr als 20 geschichts- und naturinteressierte Wanderer teilnahmen.
Burbach: Die Geschichte des Wiesenverbands
An der ersten Station in Richtung des östlichen Teils des Wetterbaches informierte Wanderführer Ulrich Krumm anhand von Spuren von noch alten Bewässerungsgräben über den Wiesenverband, der auf der Grundlage der alten Siegerländer Wiesenordnung seit 1871 bis in die 1960-iger Jahre die Aufgabe hatte, die Dorfgewässer auszubauen und zu unterhalten, die Wiesengrundstücke zu bewässern und zu entwässern und vor Hochwasser zu schützen. Aufgrund des Rückgangs der Landwirtschaft stellte der Wiesenverband 1965 seine Arbeit ein. Durch neue wassergesetzliche Bestimmungen wurde im Jahr 1972 formal die Auflösung des Wiesenverbands Holzhausen vollzogen. Das Liquidationsverfahren zog sich bis 1982 hin.
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Immerhin hatte der Wiesenverband unter anderem durch Landverkauf an den Wasserverband Dill und an die Straßenbauverwaltung ein Guthaben von ca. 36.000 D-Mark angehäuft. Das Geld wurde an soziale Einrichtungen im Hickengrund verteilt. In der freien Talaue des Wetterbaches angekommen, wurde ein Blick auf die frühere Landwirtschaft geworfen. Über Jahrhunderte dominierten kleinbäuerliche Strukturen in Form der Nebenerwerbslandwirtschaft.
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Es wurden Kühe gehalten, die allesamt auch als Fahrkühe dienten. Es fanden zwei Grasschnitte statt, der erste im Juni zur Heugewinnung und der zweite Grasschnitt, der sogenannte Grummet, im September. Im Sommer wurden die Kühe vorwiegend auf den gemeinschaftlich betriebenen dörflichen Viehweiden gehalten. Ab den 1960er Jahren gaben nach und nach die Menschen in Holzhausen ihre Tätigkeit als Nebenerwerbslandwirte auf. Seit den 1990er Jahren werden zur Erhaltung der schutzwürdigen Lebensräume die Wetterbachwiesen von den örtlichen Landwirten im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms extensiv bewirtschaftet.
Burbach: Wanderführer Ulrich Krumm referiert Mühlengeschichte
Am früheren Stauwehr der Aßlers Mühle angekommen, wurde bei der Wanderung kurz die Mühlengeschichte im Hickengrund reflektiert. Neun Mühlen gab es in Hickengrund. Die Aßlers Mühle wurde zum ersten Mal im Jahr 1714 erwähnt. Im Jahr 1928 wurde das Mahlen von Getreide eingestellt. Bis vor zehn Jahren wurde mit den in Eigenbau gefertigten Turbinen elektrischer Strom erzeugt.
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Das Wasserrecht wurde in 2019 aufgegeben, weil das Stauwehr mit dem Obergraben und der Turbine nicht mehr im funktionsfähigen Zustand war. Das alte Wehr wurde im Rahmen des Projekts „Durchgängigkeit Wetterbach“ zu einer natürlichen Wildbachstrecke umgestaltet, jedoch mit der Option, dass eine Wasserentnahme möglich bleibt.
Burbach: Hochwasserrückhaltebecken Haigerbach noch einmal Thema
Auf dem Weg in den westlichen Teil des Tals erinnerte Ulrich Krumm anhand einer Planungskarte an die vor 50 Jahren begonnen Planungen des Wasserverbands Dill für das Hochwasserrückhaltebecken Haigerbach. Die Talsperrenplanung, für die im Jahr 1975 der Planfeststellungsbeschluss ausgestellt und damit Baurecht geschaffen wurde, beinhaltete die Schaffung von rund 2,8 Millionen Kubikmetern Rückhaltevolumen und eine Dauerstaufläche für Freizeitnutzung im Sommer von 55 Hektar.
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Am fehlenden Grunderwerb scheiterte die bauliche Umsetzung. Nach dem Katastrophen-Hochwasser vom Februar 1984 wurden zwar neue Überlegungen angestellt, Stichwort „Grünes Becken“, aber die neuen Konzeptionen wurden nicht weiter verfolgt. Ulrich Krumm: „Es könnte sein, dass das infolge des Klimawandels zunehmende Gefährdungspotenzial durch Starkregenereignisse, die deutlich größere Gebiete treffen können, Anlass sein wird, in Hessen erneut über die Errichtung eines Hochwasserrückhaltebeckens nachzudenken“.
Killets Mühle in Burbach: Historische Station auf Wanderung
An Killets Mühle angekommen wurde deren lange Geschichte in den Blick genommen. Man schrieb das Jahr 1713, als der aus Sart im heutigen Belgien stammende Hugenotte Gregor „Cielett“ die Mühle übernahm. Bis 1952 blieb die Mühle im Familienbesitz der Killets. Im gleichen Jahr wurde die Mühle an Müllermeister Erwin Tschuschke verkauft. Im Jahr 1966 wurde als letzte Mühle im Hickengrund der Mühlenbetrieb eingestellt.
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Von der neuen Eigentümerin der Killets-Mühle wurde 1997 eine Kleinwasserkraftanlage zur Stromerzeugung installiert. Seitdem wird dort „grüner Strom“ erzeugt. Über einen Abschnitt der neuen Rothaarspur „Romantischer Hickengrund“ wurde der Wetterbach passiert und das Oberwehr der Killets Mühle angelaufen. Da das Mühlenwehr eine Barriere für die Gewässerfauna darstellte, sorgt ein naturnahes Umgehungsgerinne dafür, dass Fische und Wasserorganismen wieder gewässeraufwärts wandern können.
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