Siegen-Wittgenstein. Siegen-Wittgenstein kann mit riesigen Waldbeständen punkten. Als Freizeitlocation stehen die längst hoch im Kurs. Doch die Ansprüche steigen.
haben, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheinen mag, etwas Wesentliches mit Kinos, Vergnügungsparks und Schwimmbädern gemeinsam: Menschen suchen diese Orte auf, um dort ihre Freizeit zu verbringen. Und auch, wenn der Wald in dieser Reihe das mit weitem Abstand älteste Freizeitziel ist: Seiner Beliebtheit tut das keinen Abbruch. Im Gegenteil.
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Aktivitäten im Wald – überhaupt: Aktivitäten in der Natur – liegen seit einigen Jahren wieder zunehmend und quer durch alle Altersgruppen im Trend. „Lange war es hip, vor dem Rechner zu sitzen. Davon haben viele Leute genug und wollen wieder etwas draußen machen“, sagt Monika Dombrowsky, Geschäftsführerin des Touristikverbands Siegerland-Wittgenstein (TVSW).
Siegen und Umland: In der Pandemie entdeckten viele Menschen den Wald für sich
Corona hat diese Entwicklung noch verstärkt. Über Wochen und Monate war der Spaziergang im Grünen, alleine oder maximal in Begleitung sehr weniger anderer Leute, so ziemlich das einzige, was an Freizeitoptionen noch zur Verfügung stand. Viele Menschen haben dabei den Wald erst für sich entdeckt. Doch der aktuelle Hang zur Freizeitgestaltung im Freien hat nicht nur mit dieser neu entflammten Zuneigung zu tun. Auch die beschränkten Möglichkeiten in der jüngsten Vergangenheit und die oft damit einhergehende Reduzierung auf die eigenen vier Wände während der Lockdowns spielten eine Rolle, wie Monika Dombrowsky erläutert: „Die Pandemie hat es noch einmal richtig aufgeheizt. Die Leute wollen jetzt raus.“
Der Trend trifft das Kernthema des TVSW. „Wir haben viel Wald. Und wir haben gute Angebote, was Wanderwege angeht“, sagt Monika Dombrowsky. Darunter seien „Premiumprodukte“, wie sie ergänzt, etwa der Rothaarsteigals der große Fernwanderweg Deutschlands. „Wir werden künftig noch mehr Wege ins Schaufenster stellen, die zertifizierbar oder bereits zertifiziert sind.“ Einfach nur Wälder und Natur zu haben, reicht nämlich nicht mehr. Um möglichst viele Menschen in den heimischen Forst zu locken, muss das Angebot so gestaltet sein, dass es dem heutigen Freizeitverhalten und den damit verbundenen Erwartungen genügt.
Siegen-Wittgenstein: Freizeit im Wald – aber mit gewissen Ansprüchen
Einfach an einer beliebigen Stelle in den Wald gehen und mal schauen, wohin die Füße einen tragen – das machen nur die wenigsten, betont die Fachfrau. „Als Gast gilt: Meine Freizeit ist begrenzt. Da fahre ich nicht einfach irgendwo hin, sondern möchte das für mich beste finden.“ Auch wenn viele Menschen noch klassische gedruckte Wanderführer nutzen, suchten mittlerweile doch die meisten nach den Informationen online. Und dass sie sich für ein Ziel in Siegen-Wittgenstein entscheiden, wird umso wahrscheinlicher, „je besser die Informationen aufbereitet sind“, beschreibt Monika Dombrowsky eine Anforderung an die Akteurinnen und Akteure der Tourismusbranche.
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Die Vorlieben seien sehr individuell. Darum sind präzise Angaben und Einschätzungen bei den Beschreibungen im Internet ganz wichtig. Ist die Strecke kurz oder lang, ist die Tour entspannt zu bewältigen oder wird es anstrengend, ist sie auch für Kinder geeignet, gibt es Aussichtspunkte? Unabhängig davon stellen die Wandernden gewisse Ansprüche: Gute Beschilderung, wenig Asphaltböden, Raststationen, idealerweise eine Einkehrmöglichkeit, wie Monika Dombrowsky erklärt. Auch gute Blickachsen, die entlang der Wege immer wieder schöne Aussichten gewähren, seien ein Faktor. Von Letzteren gebe es derzeit deutlich mehr als noch vor zwei bis drei Jahren. „Da hat uns der Borkenkäfer in die Hände gespielt“. Immerhin – wenn er schon sonst nur Schaden hinterlassen hat.
Waldretter
18. September: Aufforsten am Kuhlenberg: Das Aktionsgelände in Freudenberg22. September: Wie sich der Wald von der Borkenkäferkalamität erholt25. September: Der Wald – gesund für Körper und Psyche29. September: Aus dem Wald auf den Tisch2. Oktober: Was der Wald uns lehrt6. Oktober: Unterwegs mit einem Wegewart9. Oktober: Wald und Wohlfahrt13. Oktober: Zu Besuch in der Waldkita16. Oktober: Der Wald als Freizeitziel20. Oktober: Seltene Tiere 23. Oktober: Geschichte(n) aus dem Wald
Siegen und Umland: Waldskulpturenweg, Romantischer Hickengrund, Tiergarten
Auch Besonderheiten kommen gut an. Monika Dombrowsky gibt Beispiele, nennt etwa die Hörstationen am Themenwanderweg „Romantischer Hickengrund – Literatur in der Natur“ in Burbach oder den Waldskulpturenweg bei Bad Berleburg. Auch der „Erlebniswald Historischer Tiergarten“ mit seinen Spiel- und Lernstationen in Siegenfalle in diese Kategorie – alles, was „Vertiefungen auf anderen Ebenen bietet. Das macht es abwechslungsreicher.“ Und natürlich gilt das alles nicht nur für diejenigen, die zu Fuß unterwegs sind, sondern auch für Radfahrerinnen und Radfahrer, für die der Wald ein beliebtes Terrain ist.
Ein neues Angebot deutet sich bereits an. Etwa 40 Orte in Siegen-Wittgenstein sollen auf ihre Eignung als sogenannte Trekkingplätze untersucht werden – also daraufhin, ob sie als Übernachtungsplätze im Wald infrage kommen. Die Machbarkeit sei in jedem Einzelfall zu prüfen, mit den Waldbesitzerinnen und -besitzern müsse gesprochen werden – aber die Chancen stehen nicht schlecht, dass zumindest an einigen Orten etwas daraus wird.
Menschen für Siegen und die Region gewinnen
Der TVSW, die Städte, Gemeinden und sonstigen Akteurinnen und Akteure, die sich für Ausbau und Attraktivierung des Angebots einsetzen, leisten damit nicht nur einen Beitrag für das Wohl von Gästen, wie Monika Dombrowsky betont. „Wenn ich guten Tourismus mache, halte ich Menschen in der Region.“ Schon lange gelte der Themenkomplex deshalb als sogenannter harter Standortfaktor. Denn vielleicht entscheiden sich Besucherinnen und Besucher, die sich hier wohlfühlen und ihre Freizeit hier erfüllend verbringen können, sogar irgendwann dazu, ihren Lebensmittelpunkt hier her zu verlegen.