Kreuztal. Stadthalle wird zum Bürgerforum erweitert. Pandemie und Hochwasser sind Ursachen für Verzögerungen. Nebenan entsteht Sport- und Bildungscampus.
Anfang 2019 fand die letzte Veranstaltung statt, danach wurde ausgeräumt, Technik in Ausweichspielstätten installiert. Das Kulturamt stellte sein Programm um auf die „Tour der Kultur“ – die Stadthalle wurde Baustelle. Und das bleibt sie auch noch eine Weile. Die Idee, dass der Kreuztaler Rat sich schon zu seiner Jahresabschlusssitzung 2021 im neuen Bürgerforum treffen könnte, wird sich in keinem Terminkalender niederschlagen. Frieder Bosch, Architekt der Stadt und Leiter des technischen Gebäudemanagements, nennt vorsichtig den aktuell angepeilten Eröffnungstermin: „Spätsommer 2022.“
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Das Bürgerforum
Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum sich die Baustelle so viel Zeit braucht:
Die Finanzierung: Eigentlich schon Ende 2017 war die Kreuztaler Politik so weit, dass sie den Startschuss für Umbau und Erweiterung der Stadthalle geben wollte. Die Stadt musste auf Fördermittel warten: Das zog sich auch deshalb, weil sich erst eine neue Bundesregierung formieren musste – dieselbe, die gerade am Ende ihrer Wahlperiode ankommt.
Die Umplanung: Die Stadt selbst trat Ende 2019 noch einmal auf die Bremse. Mittlerweile war nämlich klar, dass die Stadt ihr Schulzentrum erweitern würde – und diese Planung berührt die Stadthalle unmittelbar, weil sie bauliches Bindeglied zwischen Gesamtschule und Gymnasium ist. Die Stadt gibt ihre Hauptschule in Eichen auf, das Gymnasium bekommt wieder einen neunten Jahrgang, die Gesamtschule wird um einen fünften Zug erweitert – Kern der Erweiterung ist eine zusätzliche Etage auf dem Schulzentrum.
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„Für die Stadthalle ist das ein riesengroßer Vorteil durch den Raumgewinn“, sagt Frieder Bosch. Bisher von den Schulen genutzte Räume können in das künftige Bürgerforum einbezogen werden. Der Wandelgang mit Bistro, Lounge und Foyer, der den Veranstaltungssaal wie ein Kragen umschließen wird, kann großzügiger angelegt werden. „Das führt zu einer optimalen Ausstattung im Hinblick auf Barrierefreiheit.“ So können die drei Ebenen des Saals künftig stufenlos über den Wandelgang erreicht werden, bisher mussten die Stufen in der Halle mit Rampen überbrückt werden.
Handlungskonzept
Die Bauvorhaben in der Kreuztaler Innenstadt sind Bestandteil des Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzepts (IEHK), das der Rat 2016 beschlossen hat. Dazu gehören auch die Neugestaltung des Roten Platzes, der laufende Umbau der Marburger Straße, die Neugestaltung der Jugendbegegnungsstätte und der Schulhof der Grundschule an Dreslers Park, die mit einem Familienstützpunkt ausgestattet wurde. Fördermittel kommen unter anderem aus dem Landesprogramm „Soziale Stadt“.
Die Umplanung machte das Vorhaben teurer, die Stadt beantragte weitere Fördermittel. 2020 konnte das alte Foyer abgerissen und das Atrium gestaltet werden – an dieser Planung hatte sich nichts geändert. Grünes Licht für die Förderung des neuen Konzepts gab es Ende 2020. Im Januar 2021 wurden die Bauaufträge ausgeschrieben, Baubeginn war im April. Rund 4,8 Millionen Euro investiert die Stadt inzwischen, davon werden etwa 75 Prozent mit Landes- und EU-Mitteln finanziert. Vor gut drei Jahren wurde noch eine Bausumme von 3,2 Millionen Euro genannt.
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Das Unvorhergesehene: Die Bauarbeiten gestalteten sich aufwändiger – zum Beispiel bei den Gründungsarbeiten. Das wurde dann auch lauter: „Wir mussten auf die Abiturprüfungen Rücksicht nehmen“, sagt Frieder Bosch. Dann kam die Pandemie, mit ihr die Lieferschwierigkeiten für Material. Und schließlich der Sturzregen. „Jetzt geht alles Material in die Hochwassergebiete“, berichtet Frieder Bosch. Lüftungsgeräte werden derzeit zum Beispiel knapp. Abgesehen davon sind auch Verkehrswege abgeschnitten: Einer der Hersteller, der für das Bürgerforum liefern soll, braucht die Bahnstrecke von Hagen nach Kreuztal – die aber ist rund um Hagen auf noch nicht absehbare Zeit gesperrt.
Der Campus
Die andere große Baustelle ist nicht weit entfernt: Zwischen Sporthallen und Schulgebäuden entsteht der Bildungs- und Sportcampusmit Wegen, Grün- und Aufenthaltsflächen, in die auch die Skaterbahn und das Kleinspielfeld integriert werden. Ein grünes Amphitheater bietet Sitz- und Versammlungsgelegenheiten, ein kleiner Spielplatz und ein Callisthenics-Bereich sollen zu Bewegung einladen. Derzeit ist der gesamte Bereich abgesperrt – mindestens bis zum Ende der Bauarbeiten in diesem Jahr. Die Skater- und Inliner-Bowl wird allerdings wohl erst im nächsten Jahr wieder nutzbar – die Firmen, die an der Sanierung arbeiten sollen, haben zu viel zu tun.
2,2 Millionen Euro investiert die Stadt in den Campus, zu dem allerdings nicht die Schulhofgestaltung gehört, wiederum 75 Prozent der Kosten tragen EU und Land. Der Campus ist an die gerade neu geschaffeneFußwegeverbindung Innenstadt-Erlersiedlung angebunden, ein 1,2-Millionen-Euro-Projekt, zu dem neben den Wegen auch Grünanlagen und Pflanzbeete, Sitzgelegenheiten, Bolzplatz gehören. Und ein Bypassweg mit Tritt- und Hüpfsteinen und Wackelbalken, wo Schulkinder sich auf dem Heimweg austoben können.
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