Grevenstein. Selbst die Fußball-Europameisterschaft hatte keinen durchschlagenden Effekt: Veltins setzt weniger auf Großevents - sondern auf etwas anderes.
Mit einem Allzeithoch haben die Verbraucher das 200. Jubiläumsjahr der Brauerei Veltins belohnt, erklärt das Unternehmen aus Meschede-Grevenstein in einer Pressemitteilung. Trotz des 2024 weiterhin rückläufigen Biermarktes erreichte Veltins einen Wachstumsschub von 3,1 % und braute mit 3,36 Mio. hl so viel Bier wie nie zuvor.
Gesunkene Konsumlaune
Der Umsatz lag bei 459 Mio. Euro (+4,1 %). „Die gesunkene Konsumlaune hat den Verbrauchern zu schaffen gemacht – die Leidtragenden waren Handel und Gastronomie. Während Veltins deutlich über Marktniveau wachsen konnte, ist der deutsche Biermarkt mit einem blauen Auge davongekommen“, bewertete Dr. Volker Kuhl der neue Sprecher der Geschäftsführung, den strukturell zu erwartenden Mengenverlust des gesamtdeutschen Biermarktes im letzten Geschäftsjahr, der bei rund 1% liegen wird.
„Während Veltins deutlich über Marktniveau wachsen konnte, ist der deutsche Biermarkt mit einem blauen Auge davongekommen.“
Die Zugpferde im Geschäftsjahr 2024 waren die Marken Veltins und helles Pülleken. So konnte das Veltins-Sortenportfolio um 3,4 % auf 2,5 Mio. hl und das helle Pülleken um 20,5 % auf 328.800 hl zulegen, während die Marken Grevensteiner 129.200 hl und der Biermix V+ 285.200 zum Ergebnis beisteuerten. Die alkoholfreie Fassbrause-Range holte hingegen um 21,5 % auf und erreichte 109.600 hl. Dass die traditionelle Premiummarke Veltins Pilsener im hart umkämpften Segment des deutschen Biermarktes ihre Position auf dem dritten Rang weiter ausbauen konnte, beweist der Marktanteil von zuletzt 6,6 %.
Jedes 15. verkaufte Pilsener im Handel von Veltins
Damit stammt jedes 15. im deutschen Handel verkaufte Pilsener aus einem Veltins-Sudkessel. Der Erfolg des hellen Pülleken gilt branchenweit schon deshalb als außergewöhnlich, weil es die einzige Hellbier-Marke mit eigenem Profil und relevantem Mengenwachstum ist. Im nordrhein-westfälischen Biermarkt steht das helle Pülleken inzwischen im Sortenspektrum auf dem ersten Platz und rangiert im harten Wettbewerbsumfeld der ebenfalls national agierenden Marken mit bayerischer Folklore auf dem dritten Platz.
Mit der Einführung von Veltins Helles Lager rief die Familienbrauerei eine neue Sorte aus und führte im Sommer das mild-süffige Lagerbier in den Markt ein. Vertriebsdirektor Rainer Emig kündigte angesichts des Markterfolgs im noch kleinen, aber stetig wachsenden Sortensegment für 2025 eine Intensivierung der Vermarktungsoffensive ein. Anders als die meisten internationalen Lagerbiere wird der Sortenneuling nach deutschem Reinheitsgebot und ohne Hopfenextrakt gebraut.
Großevents als Absatzbringer zunehmend geschwächt
Mit Blick auf die für Deutschlands Brauer enttäuschende Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land sieht Veltins die Großevents als Absatzbringer zunehmend geschwächt. „Wenn ein internationales Fußballturnier vor der Haustür keinen Genussimpuls mehr geben kann, müssen wir die Gastronomie an der Basis stärken“, so Vertriebsdirektor Rainer Emig. Die Rückkehr zur 19%-Mehrwertsteuer sowie die strukturellen Schwierigkeiten machten der Gastronomie das Leben schwer.
Dabei ist es der Brauerei Veltins gelungen, das zugehörige Fassbiergeschäft mit 456.200 hl zu stabilisieren (-0,1 %). Das Unternehmen sieht eine Senkung der Mehrwertsteuer von 19 % auf 7 % als probates Instrument, um der gesunkenen Besuchsfrequenz in vielen Teilen der Gastronomie etwas entgegenzusetzen. Emig: „Diese Steuersenkung ist ein politisch ausgesprochen demokratisches Instrument und hilft Gastronomen und Verbrauchern gleichermaßen.“
„Wenn ein internationales Fußballturnier vor der Haustür keinen Genussimpuls mehr geben kann, müssen wir die Gastronomie an der Basis stärken.“
Die Brauwirtschaft steht 2025 erneut vor einer Neuorientierung. Die strukturellen Einbußen zogen das Ausstoßvolumen weiter nach unten. Die bis Ende November verlorene Absatzmenge von -1,1 Mio. hl machte deutlich, dass das Geschäftsjahr entgegen den allgemeinen Prognosen einer Konsumaufhellung für die deutsche Brauwirtschaft keine nennenswerten Impulse brachte. Nur wenige Brauereien konnten zum Jahresende ein positives Jahresergebnis vermelden. Besonders betroffen waren 2024 erneut regionale Brauer, die durch Kostendruck und Absatzminderung mehr als die großen Unternehmen der Branche zu leiden hatten, zumal die wirtschaftliche Situation vieler Braubetriebe unverändert blieb und sich dort auch die Frage nach dem Fortbestand stellte.
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Auf der Kostenseite sei mittelfristig keine Entlastung zu erkennen, stattdessen sei die Brauwirtschaft gerade in den nächsten Jahren aufgefordert hohe Investitionen in die Dekarbonisierung zu stecken. „Schon jetzt ist klar, dass damit die Existenz traditionsreicher Unternehmen gefährdet wird“, so Dr. Volker Kuhl. Veltins selbst hat bereits den Transformationsprozess eingeläutet. Erste Investitionen in Photovoltaik seien vorgenommen worden, weitere in Windkraft werden folgen.
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