Meschede. Rund 70 Jahre stand Karl Dickel hinter der Theke seines Gasthofes in Meschede. Jetzt ist das Ende einer Ära gekommen - zumindest fast.
Die Wände im Gasthof Dickel sind voller Jagd-Trophäen, die Karl Dickel aus Meschede in seinem Leben geschossen hat. Südafrika, Namibia, Kanada, Norwegen, Neuseeland … es gibt wohl kaum einen Ort, den der 87-Jährige nicht besucht hat. Doch immer wieder kehrte er in seine Heimat zurück: nach Meschede, zu seiner Lebensgefährtin Hilde Dickel, die im Gasthof die Stellung hielt. Mittlerweile bleibt das Licht in der Kultgaststätte aus - meistens zumindest.
Gasthof Dickel: Arbeit von frühmorgens bis spätnachts
Sie könnten ganze Bücher mit ihren Geschichten füllen. Karl Dickel ist gelernter Industriekaufmann, leidenschaftlicher Jäger und stand zudem 70 Jahre hinter der Theke seines Gasthofes. Hilde Dickel ist 1985 in das Geschäft eingestiegen und hat sich um die Küche und den Hotelbetrieb gekümmert. „Ich war ein Allrounder. Ich habe morgens um sieben Uhr das Frühstück vorbereitet und stand bis nachts um zwei in der Kneipe. Wir hatten keinen Sonntag“, sagt die heute 86-Jährige.
„Ich stand immer gerne hinter der Theke und habe mich unterhalten“, sagt Karl Dickel. Dennoch: „Die meiste Arbeit hatte Hilde“, betont er mit einem Blick auf seine Frau. „Ich bin ein fauler Hund“, witzelt er.
Nach der Pandemie wurde der Wirt krank. „Ich habe erst alles alleine gemacht. Freunde kamen teilweise in die Küche und wir haben zusammen ein Bier getrunken“, erinnert sich Hilde Dickel. Doch die viele Arbeit war anstrengend. Alleine konnte es die 86-Jährige nicht stemmen.
Eine Nachfolge gebe es leider nicht: Eigentlich hätte ihre Enkelin den Gasthof übernehmen wollen, doch sie ist überraschend jung verstorben. Sich wirklich von dem Gasthof trennen, können sie sich aber nicht. Dafür hängt das Paar zu sehr dran. „Karl ist zu gut. Er kann nicht wirklich schließen“, erklärt Hilde Dickel.
Verrückte Abenteuergeschichten
Für ihre Stammkegelclubs stellen sie deswegen einmal im Monat doch noch ihre Kegelbahn zur Verfügung, bei der Bewirtung bekommen sie Hilfe von ihrer Familie. Und von Zeit zu Zeit komme auch noch der ein oder andere Monteur bei ihnen in den Gästezimmern unter.
Außerdem bieten sie noch Wildfleisch an. „Unser Wild verkaufen wir dieses Jahr noch. Danach ist aber Feierabend“, sagt Karl Dickel. Dafür kommen Kunden sogar aus Dortmund, um das frische Wild bei Dickels zu kaufen. „Es war eine schöne Zeit. Ich weiß nicht, wie viele hunderte Portionen Wild ich gebraten habe“, so Hilde Dickel.
Von dieser schönen Zeit kann Karl Dickel viel erzählen. Er hat in seinem Leben wahrlich schon viele verrückte Abenteuer erlebt: Er jagte Tiger in Nepal, schoss Löwen in Afrika und ritt ein Kamel in Ägypten. Er strandete für zehn Tage auf den Osterinseln im Südpazifik und war in Kairo, als der Sechstagekrieg ausbracht. Gern erzählt er, wie er einmal einen Affen im Flugzeug mit nach Deutschland brachte. „Der ist in der Wirtschaft herumgesprungen und hat die Gardinen abgerissen“, erinnert sich der 87-Jährige.
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Gasthof Dickel: Gastrobetrieb ist geschlossen
„Ich war immer unterwegs.“ Doch trotz seiner unzähligen Reisen und der vielen Länder, die er schon gesehen hat, sei er immer froh gewesen, wieder nach Hause zu kommen. „Ich bin überall gewesen und Deutschland ist für mich das schönste Land der Welt“, betont er. Neuseeland sei auf dem zweiten Platz.
Bei seinen Reisen habe er auch gejagt. Seine Jagdfreude kamen regelmäßig aus aller Welt nach Meschede. Jahrzehntelang organisierte Karl Dickel Treibjagden. Hilde Dickel erinnert sich gerne daran: „Der Gasthof war dann immer voller Menschen, wir haben gemeinsam getanzt und bis spät in die Nacht gefeiert.“ Doch diese Zeiten sind nun vorbei. Mittlerweile begrüßen Dickels nur noch alte Jagdfreunde in ihrer Kneipe, einen richtigen Betrieb bieten sie aber nicht mehr an.
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