Ebbinghof. Hubertus Greißner und Bernd Peitz sind verärgert: Immer wieder landet illegal Müll im Schmallenberger Wald - die Folgen sind schädlich.
Der Wald im Schmallenberger Sauerland ist Sehnsuchts- und Erholungsort für Touristen und Einheimische gleichermaßen. Viele Wanderwege führen durch Fichten- und Buchenbestände, durch Mischwälder aller Art; aber auch durch Baumkulturen der vielen forstwirtschaftlichen Betriebe in und um Schmallenberg. Denn der Wald ist nicht nur Erholungsort, sondern eben auch Wirtschaftsgut - und Heimat für einen großen Teil der wildlebenden Tiere im Sauerland.
Rund drei Viertel der Waldfläche gehöre Privatleuten, erklärt Hubertus Greißner, Förster vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW und zuständig für die Privatwaldflächen rund um Schmallenberg. „Jeder möchte vom Wald profitieren“, sagt Hubertus Greißner. „Und wir freuen uns ja auch, wenn sich andere Menschen an unserem Wald erfreuen. Aber man muss sich hier eben an Regeln halten.“ Das funktioniert aber wohl nicht immer - das weiß auch Bernd Peitz aus Ebbinghof. In der Nähe des Dorfes haben er und seine Familie einige Hektar Wald, die sie immer wieder kontrollieren und natürlich bewirtschaften. „Die Leute haben jegliche Distanz zu fremdem Eigentum verloren“, sagt er.
Wie sich Menschen im Wald daneben benehmen
Er hat schon Wanderer dabei erwischt, wie sie querfeldein durch Dickungen gelaufen sind, in denen eigentlich das Wild ungestört äsen und rasten soll; Menschen, die mit Autos oder auf Enduro-Motorrädern durch den Wald fahren, sieht er täglich; und neben den Gartenabfällen landet auch immer wieder Müll in den Wäldern. „Jede Woche hole ich fünf bis sechs Euro Pfand aus dem Wald“, erzählt Hubertus Greißner. „Wenn die volle Flasche Wasser doch in den Rucksack passt beim Spaziergang, warum dann nicht auch die leere?“
Doch nicht nur Müll, der sofort auf den ersten Blick schädlich für die Natur ist, landet im Wald. Mitten auf einem kleinen Forstwirtschaftsweg, einer Sackgasse, die nur zu einem Hochsitz und einer frisch angelegten Fichtenkultur führt, liegt seit neuestem ein großer Haufen Dreck. „Wer auch immer das hier hingekippt hat, muss gewusst haben, wo der Weg war und dass man den vom Hauptweg aus nicht gut sieht“, ist sich Peitz sicher. „Und er muss einen großen Anhänger oder vielleicht sogar mehrere hier rückwärts den ganzen Weg zurückgesetzt haben.“ Denn: Wenden ist auf dem schmalen Weg nicht möglich.
Der Dreckhaufen besteht aus Buchsbaum- und Heckenschnitt, Wurzeln sind darunter, Erdwerk und Efeublätter - klassischer Gartenabfall. Ein Blick darauf zeigt: Das muss schon länger irgendwo gelagert worden sein, bevor es in den Wald gekippt wurde - die Erde ist matschig und verlaufen, die Blätter faulig. Immer wieder, beschwert sich Bernd Peitz, landen solche und ähnliche Gartenabfälle in den Wäldern - und reine Laubhaufen sind da noch das geringste Übel.
Warum Grünschnitt im Wald nichts zu suchen hat
„Den Leuten ist gar nicht bewusst, was sie anrichten.“ Das Problem: Die meisten Arten, deren Wurzeln und Samen im Gartenabfall sind, gehören nicht in den Wald - aber sie haben in einem gesunden Ökosystem natürlich hervorragende Chancen, sich anzusiedeln. „Wo sich gebietsfremde Arten ansiedeln, da haben es die heimischen Arten schwer“, erklärt Förster Hubertus Greißner.
Deswegen gehören Gartenabfälle nicht in den Wald - vor allem nicht, wenn er einem nicht selbst gehört. „In Schmallenberg kann man doch so unproblematisch Grünschnitt wegbringen“, sagt Bernd Peitz. „Warum muss das dann im Wald landen?“ Tatsächlich gibt es sowohl im Gewerbegebiet Lake in Schmallenberg selbst den Wertstoffhof Re-Mo, der Grünschnitt annimmt, als auch den Wertstoffhof der Firma Remondis in Bad Fredeburg - letzterer ist nur wenige Kilometer Luftlinie vom Tatort Ebbinghof entfernt.
Warum die Nachverfolgung schwierig ist
„Jedes illegale Abladen von Müll melden wir dem Ordnungsamt“, so Hubertus Greißner. Auch in diesem Fall: Dann wird der illegal entsorgte Müll durch Mitarbeiter des Bauhofs aufgeladen und abtransportiert - das verursacht immense Kosten für die Stadt. „Einen Schuldigen finden wir eigentlich nie, dafür ist der Wald zu groß.“ Videoüberwachung - keine Chance, dann müssten Schilder aufgehängt werden. Eventuelle Aufnahmen von Wildüberwachungskameras dürfen in solchen Fällen gar nicht verwertet werden - aus Datenschutzgründen.
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Mittlerweile, so Hubertus Greißner, halte er jeden an, den er mit Auto im Wald erwische. Nur, wenn er die Personalien selbst aufnimmt, darf er Anzeige erstatten - ein Nummernschild allein reicht nicht. Viel erreichen kann er damit nicht. „Ich hoffe einfach, dass die Leute lernen, den Wald zu respektieren - als Lebensraum und als fremdes Eigentum. Dann können wir uns alle daran erfreuen.“
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