Meschede. In Meschede fehlt eine Notfallpraxis: Für die medizinische Versorgung müssen Patienten weit fahren. Der Seniorenbeirat kämpft um Besserung.

Grippe, Fieber oder Blasenentzündung am Samstagabend? Für solche ärztlichen Notfälle gibt es in vielen Städten eine Notfallpraxis. In Meschede jedoch nicht – und genau das will der Seniorenbeirat ändern. In Apotheken, Arztpraxen und auch Tankstellen liegen noch bis Ende Oktober Unterschriftenlisten aus.

Seniorenbeirat fordert Notfallpraxis in Meschede

„Wir haben keine Notfallpraxis, aber wir brauchen eine. So einfach ist das“, erklärt Manfred Breider, Vorsitzender vom Seniorenbeirat Meschede, schlicht. Zur Erklärung: Die Notfallambulanzen im Krankenhaus versorgen schwere Unfälle, Schlaganfälle und Herzinfarkte, Notfallpraxen wiederum sind für die Zeiten vorgesehen, in denen der Hausarzt bereits geschlossen hat. Sie sind als Anlaufstelle für Patienten mit Krankheiten gedacht, die in der Regel ambulant versorgt werden können - wie Erkältungen, Magen- und Darminfekte, leichte Schmerzen und Verletzungen. Solche Notfallpraxen gibt es zum Beispiel in Warstein, Schmallenberg und Hüsten, aber nicht in Meschede.

Noch müssen Kranke aus Meschede bis in die nächste Stadt fahren, um am Wochenende oder abends eine ärztliche Versorgung in Anspruch nehmen zu können. Kein idealer Umstand, vor allem für Personen, die nicht mobil sind. „Wenn samstags etwas passieren sollte, kommt man nicht dran vorbei den Notarzt zu rufen“, so der erste Vorsitzende, „,aber man kann ja nicht aus allem ein Notfall machen“, schiebt er hinterher.

Lesen Sie auch: Wohin bei Krankheit: Hausarzt oder Krankenhaus im HSK?

Gespräch mit der KVWL

„Es ist bis heute unverständlich, warum keine Notfallpraxis in Meschede existiert“, sagt Horst Radkte, stellvertretender Vorsitzender beim Seniorenbeirat. Vor wenigen Tagen fand ein Gespräch zwischen dem Seniorenbeirat und der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe statt. Die KVWL ist, außerhalb der Öffnungszeiten der Hausärzte, für die Notfallversorgung zuständig.

Horst Radtke (rechts) und Manfred Breider vom Seniorenbeirat Meschede. Der Beirat setzt sich für die Einrichtung einer Notfallpraxis in Meschede ein. (Archivbild)
Horst Radtke (rechts) und Manfred Breider vom Seniorenbeirat Meschede. Der Beirat setzt sich für die Einrichtung einer Notfallpraxis in Meschede ein. (Archivbild) © WP | Ute Tolksdorf

„2011 und 2012 hat es die KVWL versäumt, Interesse an einer Notfallpraxis zu bekunden“, sagt Radtke. Aber: Zu der Zeit gab es in Meschede noch ein „gut funktionierendes Bereitschaftsmodell für Hausärzte“, fügt er hinzu. Dadurch, dass in den letzten Jahren jedoch so viele Praxen schließen mussten, sei dieses System nicht mehr aktuell.

„Wir kämpfen für die allgemeine Bevölkerung“, betont Horst Radtke. „Wir wollen auch die Notfallambulanz entlasten“, erklärt er den Wunsch nach einer Notfallpraxis. Die Ambulanz im Mescheder Krankenhaus müsse nämlich derzeit auch die Patienten auffangen, die eigentlich eine Notfallpraxis aufsuchen würden.

Auch interessant: Woran die Notfallpraxis am Krankenhaus Meschede scheitert

Personalnot steht dem Plan im Weg

Das erste Gespräch mit der KVWL erzielte nicht das gewünschte Ergebnis. Die KVWL sei, so Horst Radtke, aufgrund „mangelnder finanzieller und personeller Ressourcen nicht imstande, eine zusätzliche Notfallpraxis einzurichten.“ Die einzige Möglichkeit, um eine solche Praxis nach Meschede zu legen sei, wenn ein umliegendes Krankenhaus mit Notfallpraxis schließen würde, erklärt Horst Radtke weiter.

In unmittelbarer Nähe zur Notaufnahme der Klinikum Hochsauerland in Hüsten befindet sich der Eingang zur KV-Notfallpraxis.
In unmittelbarer Nähe zur Notaufnahme der Klinikum Hochsauerland in Hüsten befindet sich der Eingang zur KV-Notfallpraxis. © Eric Claßen | Eric Claßen

Das ist für die Beteiligten jedoch keine Möglichkeit. „Wir wollen nicht gegeneinander agieren“, betont der stellvertretende Vorsitzende. Doch, dass sich etwas ändern muss, stehe fest. Der Seniorenbeirat wolle nun das Ergebnis der Unterschriftenaktion auswerten und im nächsten Schritt wahrscheinlich die Landtagsabgeordneten und das Landesgesundheitsministerium mit einbeziehen.

KVWL: Notfallpraxis ist in Meschede nicht möglich

„Der KVWL liegt die optimale ärztliche Versorgung der Patientinnen und Patienten sehr am Herzen“, betont die Vereinigung, als die Redaktion sie auf die Vorwürfe anspricht. „Mit der aktuellen Struktur an Bereitschaftsdienstpraxen verfügt Westfalen-Lippe über ein Versorgungsangebot, das es 96 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohnern ermöglicht, innerhalb von 25 Autominuten eine Bereitschaftsdienstpraxis zu erreichen“, heißt es weiter. Außerdem verweist die KVWL auf den aufsuchenden Dienst, bei dem ein Arzt Patienten zu Hause besuchen kann, und auf die Hotline 116 117.

Notfallnummer 116117

Die Patientenservice-Hotline 116 117 gilt deutschlandweit. Sie funktioniert ohne Vorwahl und ist kostenlos.

Außerhalb der regulären Praxis-Öffnungszeiten können sich Bürgerinnern und Bürger unter der Nummer eine telefonische Ersteinschätzung abholen. Am anderen Ende der Leitung sitzt medizinisch geschultes Personal, das sowohl eine Einschätzung zur Behandlungsdringlichkeit als auch zum Behandlungsort – ob Krankenhaus, Notfallpraxis oder Hausarztpraxis – geben kann.

Bei lebensbedrohlichen Situationen sollte immer die 112 gewählt werden.

Brilon240503450 Luftbild
Das Krankenhaus Maria-Hilf Brilon: Hier befindet sich eine der Notfallpraxen im HSK. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Durch Strukturanpassungen werde, so die KWVL weiter, gesorgt, dass die tägliche Bereitschaftsdienst-Versorgung auch in Zukunft noch gesichert ist. Größere, zentrale Notfallpraxen seien vor allem vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels eine gute Möglichkeit, die tägliche Bereitschaftsversorgung zu gewährleisten, da sich hier mehr Ärzte aus der Region die Dienste teilen können.

Lesen Sie auch

„Vor diesem Hintergrund ist die Einrichtung einer Bereitschaftsdienstpraxis in Meschede nicht möglich“, stellt die KVWL klar. Und weiter: „Anders als vielfach dargestellt geht es bei Änderungen in der Ausgestaltung der Bereitschaftsdienst-Versorgung nicht um eine Schwächung der ärztlichen Versorgung, sondern vielmehr um die nachhaltige Sicherung für die Zukunft.“

Mehr Nachrichten? Folgen Sie der WP Meschede in den sozialen Medien: