Meschede/Schmallenberg. Die Krankenhausreform und ihre Folgen: Hans-Heiner Decker von der KVWL erklärt, wie sie die Notfallversorgung im HSK beeinflusst.

Direkt zum Hausarzt, in die Notfallpraxis oder gleich in die Notfallambulanz des nächstgelegenen Krankenhauses? Immer noch herrscht in vielen Mescheder Haushalten Unsicherheit darüber, bei welchen Krankheitsbildern und an welchen Tagen man welche Stelle ansteuert. Dazu kommt die Frage: Gibt es angesichts der Krankenhausreform noch genug Notfallambulanzen, und wo liegen die Notfallpraxen eigentlich? Darüber informiert Hans-Heiner Decker, Leiter der KVWL-Bezirksstelle in Arnsberg.

Notfallambulanz oder Notfallpraxis, wer ist dort richtig?

Während in der Notfallambulanz schwere Unfälle, Herzinfarkte und Schlaganfälle zeitnah versorgt werden, ist die Notfallpraxis als Anlaufstelle für die Zeiten vorgesehen, wenn die Hausarztpraxen geschlossen sind. In der Regel ist das am Wochenende, mittwochs- und freitagnachmittags der Fall. Dort werden Erkrankungen behandelt, die in der Regel ambulant zu beherrschen, sind wie Erkältungskrankheiten, Magen- und Darminfekte, Blutdruckschwankungen, banale Verletzungen oder leichte Schmerzzustände.

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Dr. Heiner Decker leitet die KVWL-Bezirksstelle in Arnsberg.
Dr. Heiner Decker leitet die KVWL-Bezirksstelle in Arnsberg. © Martin Schwarz | Martin Schwarz

Gibt es Zahlen, für wie viele Einwohner eine Notfallpraxis nötig ist?

Nein, das ist auch nicht sinnvoll, da die Inanspruchnahme nicht nur von der Patientenzahl abhängt, sondern auch von der verkehrstechnischen Erreichbarkeit, der Dichte und Erreichbarkeit der Ärzte. Dort, wo es Engpässe in der Regelversorgung gibt, steigt die Inanspruchnahme. In Brilon beispielsweise haben wir zurzeit das relativ höchste Notfallaufkommen, da die Regelversorgung große Nachwuchsprobleme aufweist. Wenn wir merken, dass die Frequentierung einer Notfallpraxis (NFP) hoch ist, können wir gegebenenfalls mit Ärzten und Assistenzpersonal verstärken.

Für HNO- und augenärztlichen Notdienst müssen Sauerländer mittlerweile schon mal bis ins Ruhrgebiet fahren.

Das stimmt. Die freiwilligen Dienstangebote, die die KVWL zum Beispiel bei den Augen- und HNO-Diensten organisiert, sehen zentrale Anlaufpraxen im Ruhrgebiet, Münster und Bielefeld vor. Die Anfahrten für die Bevölkerung im HSK sind zwar grundsätzlich deutlich länger als für Bürger aus den großen Städten, aber dafür steigt die Wahrscheinlichkeit einer umfassenden - notfalls auch stationären operativen - Behandlung. In der zentralen HNO-Klinik in Bochum und der Augenklinik in Dortmund sind kooperative Schnittstellen zu den dortigen Krankenhäusern eingerichtet, die gut angenommen werden.  

Die Portalpraxis in Brilon war 2023 die erste ihrer Art im Hochsauerlandkreis. Dr. med. Hans-Heiner Decker, Leiter der KVWL-Bezirksstelle Arnsberg, Dr. med. Juliane Wunderlich, KVWL-Notfalldienst-Beauftragte und Klinik-Geschäftsführer René Thiemann weihten sie im Krankenhaus Maria Hilf in Brilon ein. 
Die Portalpraxis in Brilon war 2023 die erste ihrer Art im Hochsauerlandkreis. Dr. med. Hans-Heiner Decker, Leiter der KVWL-Bezirksstelle Arnsberg, Dr. med. Juliane Wunderlich, KVWL-Notfalldienst-Beauftragte und Klinik-Geschäftsführer René Thiemann weihten sie im Krankenhaus Maria Hilf in Brilon ein.  © WP | Jana Naima Schopper

Notfallpraxen sind in den vergangenen Jahren enger an die Krankenhäuser herangerückt. Wo findet man beides rund um Meschede? 

Im HSK sind mittlerweile die Notfallpraxen (NFP) räumlich an Krankenhäuser angebunden, um über kurze Wege eine stationäre Übergabe und im Bedarfsfall weitere Krankenhausbehandlung rasch zu ermöglichen. Dies gilt für alle Notfallpraxen in Hüsten, Warstein, Schmallenberg, Winterberg, Brilon und Marsberg. Der Grad der Kooperation ist in den letzten Jahren überall verbessert worden und man ist eng aneinander gerückt. Im Übrigen war das der Grund, dass wir die NFP in Sundern zum 1. Februar geschlossen und in die Hüstener Praxis integriert haben. Dies macht im Bedarfsfall eine direkte Weiterbehandlung im Krankenhaus möglich und wird als deutlicher Fortschritt angesehen.

„Wenn der Gesetzgeber zukünftig die Einrichtung einer Notfallpraxis finanziell unterstützt, die bislang ausschließlich zulasten der niedergelassenen Ärzte geregelt wird, darf neu über eine Notfallpraxis in Meschede nachgedacht werden. “

Hans-Heiner Decker
Leiter der KVWL-Bezirksstelle für den HSK in Arnsberg

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Die Krankenhausplanung lässt befürchten, dass einzelne Häuser auch im HSK auf Dauer geschlossen werden. Was bedeutet das dann für die Notdienstpraxen?

Die Antworten darauf sind noch vage, da wir nicht in die Krankenhausplanung unmittelbar eingebunden sind und deren Endergebnisse, das heißt unsere Reaktion noch nicht vorwegnehmen können und wollen. Wir versuchen, mit den Krankenhäusern insgesamt ein leistungsfähiges aber auch flächendeckendes Gesamtkonzept für den HSK zu organisieren. Eine Notfallpraxis abseits eines Krankenhauses wird es aber nicht mehr geben. 

Dr. Detlef Drüppel und Iris Lücke berichteten im November 2022 über die Herausforderungen in der Mescheder Notfallambulanz.
Dr. Detlef Drüppel und Iris Lücke berichteten im November 2022 über die Herausforderungen in der Mescheder Notfallambulanz. © WP | Ute Tolksdorf

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