Meschede. Kostenlose Pflegeberatung gibt es bei der Caritas in Meschede und auch manchen praktischen Ratschlag, wie man das Alter meistert.
Claudia Stockmann ist Lotsin im Pflegedschungel. Sie kennt die Fördermöglichkeiten, weiß, wo und wie man Informationen und finanzielle Unterstützung bekommt und wie man seine Rechte durchsetzt. Und sie nimmt sich Zeit, jeden Fall individuell zu betrachten. Dafür kommt sie auch nach Hause, wenn es nötig ist.
Die 58-Jährige ist Krankenschwester und Diplom-Sozialarbeiterin. Angestellt ist sie beim Caritasverband Meschede e.V., wo sie offiziell die Senioren- und Pflegeberatung verantwortet und - weil es so gut zusammenpasst - auch die Kurberatung für pflegende Angehörige. Sie berät unabhängig und kostenlos. Unsere Redaktion hat mit ihr häufige Fragen und Antworten rund um die Pflege zusammengestellt.
Meine Mutter zeigt durch eine zunehmende Demenz Verwahrlosungstendenzen. Wie bekommen wir das zu Hause hin?
Ich sehe mir in einer solchen Frage die Situation genau an. Wo leben die Kinder, können sie sich kümmern, wer kann noch unterstützen oder ist aufgrund der Einschränkungen der Umzug in ein Seniorenheim doch nicht mehr aufzuschieben? Wäre es dann nicht besser, wenn man für die Mutter einen Heimplatz in der Nähe der Kinder sucht. Im Vordergrund steht für mich immer die Frage, was ist für den Menschen gut. Da ich auch die Seniorenwohnungen der Caritas vermiete, habe ich da auch einen guten Überblick über die Marktlage in Meschede.
Meine Pflegestufe oder die Höherstufung wurde vom Medizinischen Dienst abgelehnt. Was kann ich tun?
Auch da überprüfe ich die Hinweise, sehe mir die Gutachten an, spreche mit den Betroffenen und überlege dann mit ihnen gemeinsam, ob es sinnvoll ist, in Widerspruch zu gehen. Dabei ist es übrigens ein Trugschluss, wenn man denkt, das hänge nur vom Schweregrad der Erkrankung ab. Eine Ein- oder Höherstufung in der Pflegeversicherung greift, wenn man Hilfe dabei braucht, sich selbst zu versorgen. Gemeint sind dabei Hilfestellungen im Wesentlichen bei Körperhygiene, An- und Auskleiden, Nahrungsaufnahme, aber auch die Alltagsbewältigung oder medizinische Leistungen wie das Anziehen von Stützstrümpfen. Dazu gehört nicht die Notwendigkeit einer Haushaltshilfe, wenn die Person es nicht mehr schafft, selbst einzukaufen und zu kochen.
Der Ehemann ist gestürzt und kann zu Hause nicht gepflegt werden. Ein Heimplatz für die Kurzzeitpflege oder auch dauerhaft muss gesucht werden.
Schon die Frage nach einem Kurzzeitpflegeplatz überfordert viele ältere Menschen. Zwar gibt es Apps wie Heimfinder NRW und Homepages der Heime, wo man Preise und freie Plätze einsehen kann, aber meist habe ich es mit Senioren zu tun, die nicht so online-affin sind. In einem solchen Fall nenne ich Kontaktdaten und Telefonnummern und zeige auf, welche Heime man abtelefonieren kann.
Nach dem Aufenthalt im Krankenhaus oder der Kurzzeitpflege im Heim soll das Leben zu Hause so ausgerichtet werden, dass der Senior in den vertrauten vier Wänden gut bleiben kann.
Ich recherchiere gemeinsam mit der betroffenen Person und Angehörigen, was zu Hause dafür gebraucht wird. Muss man einen Pflegedienst einschalten, und was kann der leisten? Von Inkontinenzhilfen bis zum Pflegebett - welche Hilfsmittel werden benötigt, woher bekomme ich sie und was bezahlt die Pflegekasse? Auch die medizinische Hilfe, wie Medikamentengabe oder das Anziehen der Stützstrümpfe kann ja ein Pflegedienst übernehmen. Das muss dann aber der Arzt verordnen, auch das wissen viele Menschen nicht. Und es bleibt leider das Problem des Fachkräftemangels: Nicht jeder Pflegedienst hat dafür noch Kapazitäten frei.
Im Haus müssen Bäder barrierefrei umgebaut oder ein Treppenlift angebracht werden.
Die Pflegeversicherung stellt bei vorliegendem Pflegegrad ein Budget dafür zu Verfügung, welches auf Antrag und nach Bewilligung für solche Maßnahmen genutzt werden kann. Bei Fragen dazu verweise ich an die unabhängige Wohnraumanpassungs-Beratung beim Kreis.
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Die Angehörigen müssten dringend mal durchschnaufen. Der demente Ehepartner oder die Mutter wehrt sich aber gegen die Tagespflege.
Ich blicke immer auch auf die Angehörigen! Das ist wichtig, um das ganze System zu stabilisieren. Und gerade die Tagespflege ist da eine große Hilfe. An den „Tagespflege“-Tagen können die Angehörigen durchatmen und das erledigen oder tun, was ihnen selbst guttut. Aber auch die Besucher der Tagespflege profitieren. Sie haben Kontakte, kommen mal raus, werden gut versorgt. Und das Ganze ist sehr gut über die Pflegekassen finanziert. Wenn es Vorbehalte gibt, die Tagespflege zu besuchen, kann man sich das Ganze auch erstmal unverbindlich vor Ort anschauen. Das hilft in vielen Fällen und die meisten sind hinterher begeistert.
Sind Tricks bei Menschen mit solchen Vorbehalten erlaubt?
Kleine Tricks sicher. Einem Senior hatte die Familie erzählt, der Besuch in der Tagespflege sei quasi die Reha nach seinem Aufenthalt in der Geriatrie. Er war so begeistert, dass er hinterher mehrmals pro Woche dorthin ging.
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