Bad Fredeburg. . Ein neues Gesetz soll die Tagespflege stärken: Die Caritas hofft jetzt auf schwarze Zahlen in ihrer Bad Fredeburger Einrichtung.

  • Ein neues Gesetz soll die Finanzierung der Tagespflege stärken
  • Die Caritas hofft jetzt auf schwarze Zahlen in ihrer Bad Fredeburger Einrichtung
  • Dort setzen die Pflegekräfte vor allem auf familienähnliche Strukturen

Es ist Kochtag in der Caritas-Tagespflege in Bad Fredeburg. Paul Romahn, Maria Mette und Elisabeth Klauke reiben Kartoffeln und schneiden Zwiebeln. Wer nicht mithelfen kann oder will, sieht zu. Die Atmosphäre ist locker und entspannt. „Einmal pro Woche kochen wir gemeinsam“, berichtet Nadin Fleper. Die 40-Jährige ist die Leiterin der Tagespflege. 12 Senioren werden hier täglich von 8 bis 16 Uhr betreut. Der Patienten-Personal Schlüssel ist sehr gut. Zehn Frauen, alle in Teilzeit, kümmern sich um die dementen oder körperlich eingeschränkten Senioren.

Kartoffeln reiben für das gemeinsame Mittagessen: In der Tagespflege hilft jeder mit, der kann und will.
Kartoffeln reiben für das gemeinsame Mittagessen: In der Tagespflege hilft jeder mit, der kann und will. © Ute Tolksdorf

„Wir haben 2,5 Stellen plus eine halbe Stelle für die Leitung und zurzeit auch noch eine junge Frau, die den Bundesfreiwilligendienst bei uns ableistet“, sagt Fleper. „Bei uns ist der Beruf der Altenpflegerin wirklich attraktiv.“ Auch der Krankenstand sei entsprechend niedrig. „Wir sind die beste Werbung für den Beruf. Viele, die hier ein Praktikum absolvieren, überlegen im Anschluss in die Altenpflege zu gehen.“

Die Senioren sind ein- bis fünfmal pro Woche zu Gast. „Es gibt einige, die schon aufeinander warten. Da haben sich richtige Freundschaften gebildet“, berichtet Fleper. Auch alte Kontakte werden wieder aufgefrischt. „Hier haben sich Leute wiedergetroffen, die sich 50 Jahre nicht gesehen hatten.“

Im Flur hilft Paul Romahn gerade Irmgard Heseler dabei einen bequemen Platz für sich zu finden. Er bringt ihr ein Höckerchen für die Füße. „Herr Romahn ist ein Glücksfall für uns“, schwärmt Nadin Fleper. „Er ist eine super Entlastung, achtet auf die übrigen Gäste und ist auch handwerklich geschickt.“ Auch er ist ein Gast der Einrichtung.

Caritas hofft auf schwarze Null

Die Leiterin freut sich, dass die Tagespflege seit Anfang des Jahres durch das Pflegestärkungsgesetz finanziell besser anerkannt wird. „Zu Lasten der stationären Pflege“, gibt Claudia Spies-Irmler, Fachbereichsleiterin Senioren bei der Caritas, zu bedenken. Doch immerhin. „Der Gesetzgeber wollte die ambulante Pflege stärken.“

Spies-Irmler nennt ein Beispiel: „Bei Pflegegrad 3 zahlt die Pflegekasse jetzt monatlich 1298 Euro ausschließlich für Tagespflege.“ 20 Tage Betreuung seien damit abgedeckt. Für zusätzliche Kosten, beispielsweise Verpflegung und Unterhalt, gibt es ein eigenes Budget der Pflegekasse – maximal 125 Euro können so rückerstattet werden. „Man bucht die Tage, bezahlt aber nur, wenn man sie tatsächlich nutzt“, erläutert Spies-Irmler. Bisher sei die Tagespflege ein Zuschussgeschäft für die sozialen Träger gewesen. „Wir hoffen, das wir jetzt eine schwarze Null schreiben.“

Leiterin Nadin Fleper (links) sind das gute Miteinander und die persönliche Betreuung in der Caritas-Einrichtung besonders wichtig.
Leiterin Nadin Fleper (links) sind das gute Miteinander und die persönliche Betreuung in der Caritas-Einrichtung besonders wichtig. © Ute Tolksdorf

Auch Demenzerkrankte wurden finanziell besser gestellt. Für viele Familien ist dadurch die Tagespflege attraktiv geworden. „Wir entlasten die Familien, die ihre Angehörigen zu Hause pflegen wollen, aber zwischendurch auch einmal das Recht haben müssen durchzuschnaufen“, sagt Nadin Fleper.

Eine von ihnen ist Christiane Willmes. Ihre Mutter gehörte 2014 zu den ersten Gästen der Tagespflege. Anfangs für einen, dann für zwei und jetzt kommt sie an drei Tagen. „Das ist eine große Entlastung für mich“, sagt Christiane Willmes. Niemand müsse Sorge haben, dass seine Angehörigen dort nicht gut aufgehoben seien. „Ich kann jedem nur empfehlen das Angebot anzunehmen.“

Familiäre Strukturen

Insgesamt sei das Konzept der Tagespflege auf die bekannten familiären Strukturen ausgerichtet. Es wird gemeinsam gekocht, im Garten gearbeitet, gebastelt, gesungen. „Einmal pro Woche kommt Annette Albers mit ihren Hunden zur tiergestützten Therapie“, berichtet Christiane Willmes. „Wenn meine Mutter sonst auch nicht viel erzählt. Das berichtet sie immer sofort.“ Die Gäste essen zusammen und machen im Anschluss eine Mittagspause. „Wer will, geht ins Bett, die anderen legen – wie zu Hause – die Beine im Wohnzimmer hoch“, erzählt Fleper.

In der Küche wird es unruhig. Ein Teil der Senioren macht sich auf den Weg in den Garten. Dort will Mitarbeiterin Annette Hoppe mit ihnen Salat einpflanzen. Paul Romahn macht sich wieder nützlich, er gräbt ein kleines Loch, versenkt die Pflänzchen und drückt die Erde an. Als es wieder hochgeht, stellt er die Stühle zusammen, wer kann hilft. „Hier orientiert sich einer am anderen“, sagt Fleper zufrieden.

>> RAUM FÜR VIER WEITERE PLÄTZE

  • Zurzeit kann die Caritas-Tagespflege zwölf Gäste pro Tag aufnehmen.
  • Ab August zieht die Sozialstation ins Caritas-Beratungshaus nach Schmallenberg.
  • Die zusätzlichen Räume will die Tagespflege gern übernehmen und dann die Zahl der Senioren auf 16 aufstocken.
  • Weitere Informationen erteilt Leiterin Nadin Fleper unter 02974/9689625 oder nach einer Anfrage per E-Mail an
    fredeburg@caritas-meschede.de

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